Ich war lange ein stiller Mitleser, aber was hier gerade passiert, ist für mich die nächste Eskalationsstufe – und irgendwann kann man das nicht mehr einfach so stehen lassen. Vor allem nicht, wenn alle Essener pauschal entmenschlicht und in eine Schublade gesteckt werden. Einige User machen leider genau das – und verbreiten zusätzlich Unwahrheiten.
Ich bin Essener, war am Samstag im R-Block, und ich kann klar sagen: Auch bei uns wurde die Situation wahrgenommen – wenn auch aus Entfernung. Es mag einigen zu spät gewesen sein, aber nach dem Vorfall war bei uns etwa 25 Minuten lang komplett still. Erst nachdem die betroffene Person unter Applaus durch die Notärzte abtransportiert wurde, hat sich die aktive Fanszene entschieden, den Support wiederaufzunehmen. Das war keine Respektlosigkeit, sondern geschah in dem Gedanken, dass die Person nun in professionellen Händen der Ärzte ist. Traurigerweise kam später die Nachricht, dass der Mann verstorben ist. Ruhe in Frieden.
Ich habe ähnliche Situationen bereits in Essen wie auch in anderen Stadien erlebt – in der Regel wird nach einer gewissen Zeit der Support wieder aufgenommen, wenn klar ist, dass die medizinische Versorgung gesichert ist. Die MSV-Ultras haben sich anders entschieden – und das ist ebenso legitim. Aber jetzt so zu tun, als wäre die gesamte RWE-Fanbase unsolidarisch oder gar „asozial“, ist völlig daneben. Manche Kommentare hier malen uns wie Orks aus Mordor – das ist entwürdigend und überzogen. Gerade wenn man bedenkt, dass man am anderen Ende des Stadions oft nicht einmal genau mitbekommt, was überhaupt passiert ist – geschweige denn in welchem Ausmaß.
Leider wurde diese ganze Debatte durch Herrn Hirschs Aussagen überhaupt erst befeuert. Deshalb ist die Reaktion der Funke Mediengruppe, eine Entschuldigung zu fordern, für mich nachvollziehbar. Die Vorwürfe sind nicht nur unbegründet, sondern greifen pauschal alle Fans im Stadion an – und das ist einfach zu viel.
Ja, auch RWE hat eine problematische Fanszene – wie viele andere Traditionsvereine auch. Aber was hier passiert, geht über berechtigte Kritik hinaus. Es ist eine Stimmung entstanden, in der gezielt Öl ins Feuer gegossen wird – auf Kosten eines Verstorbenen. Das ist schwer zu ertragen.
Ich weiß, dass das hier ein MSV-Fanforum ist, und dass viele von euch nicht gut auf Essen zu sprechen sind. Aber einige Kommentare hier überschreiten Grenzen – und da fragt man sich wirklich, ob überhaupt moderiert wird.
Ich bin ein ganz normaler Fan, und ich wünsche euch als Traditionsverein aus dem Ruhrgebiet nur das Beste für die kommende Drittliga-Saison. Am schönsten wäre es, wenn wir beide aufsteigen und die Duelle in der 2. Liga fortsetzen können. Die aktuelle Diskussion – die in vielen Teilen völlig eskaliert ist – war aus meiner Sicht unnötig und einfach nur traurig. Nicht nur hier, sondern auch in den sozialen Netzwerken.
Was der User JimPanse schreibt, ist auch etwas zu viel, weil vor allem dieses Zitat von ihm mich dazu gebracht hat, mich hier überhaupt zu registrieren: „Jop, kann ich mir vorstellen, und bis auf Szenen wie z. B. Dresden oder Rostock hätten andere sich mit unserer Seite solidarisiert.“
Wir hatten diese Saison selbst einen medizinischen Notfall beim Spiel gegen Mannheim. Damals wurde die Situation schnell kommuniziert – und nach einer gewissen Zeit haben beide Fanlager den Support wieder aufgenommen. Uns jetzt vollständig zu entmenschlichen, finde ich einfach nur traurig.