@ZebraA
ich hab noch zum Teil das Stadioninterview mit Bohl gehört, der meinte genau das Gleiche: nach dem Elfer sei es sowieso um Alles oder Nichts gegangen, und dadurch kam die nötige Risikobereitschaft, ihr folgte dann das Weitere. Die Frage ist für mich, wie man diese Balance hinkriegt, dass wir von Anfang an dominanter auftreten, ohne zugleich ins offene Messer zu laufen. Ich finde, man konnte bei Union sehr gut sehen, dass die uns früh in der Partie schon einen geben wollten. Bei der herrschenden Grundverunsicherung eines Tabellenachtzehnten musst du dich wahrscheinlich da erst mal freispielen, damit du nicht Fehler auf Fehler machst. Der heutige Fussball geht sowieso darauf, dass solch ein ruhiger Spielaufbau, der Sicherheit verleiht, unterbunden wird, und um so mehr ist das bestimmt ein taktische Vorgabe der anderen Trainer, uns gar nicht erst richtig reinkommen zu lassen, weil sich jeder bei uns noch die nötigen Restpunkte abzuholen hofft.
Das Problem ist bei uns, finde ich, dass hier Leute, die eigentlich mittlerweile Leistungsträger und Führungspersönlichkeiten sein sollten, immer noch keine richtige Bindung zum Spiel entwickeln können, und demzufolge nur wenig dazu beitragen, dass es sich stabilisiert. Hier würde ich sagen, dass die Viererkette, wie sie heute auf dem Platz war, ziemlich gut läuft, Bohl und Bajic spielen ihre Erfahrung aus, und sind echt präsent, was Wolze und Feltscher einen Rückhalt gibt. Vorn ist aber Bröker weiterhin viel zu hektisch, kann das Spiel nicht lesen. Tomané bleibt blass, er wirkt auf mich so, als habe er einen ziemlichen Rückstand im Bezug auf das köperbetonte nordeuropäische Spiel, und die Schnelligkeit.
Fast jede Woche enttäuschend finde ich Holland. Özbek ist da präsenter, aber ihn zu bringen, ist natürlich auch riskanter. Er ist risikobereit, aber gelegentlich leichtfertig, das Gleiche würde ich zu Chanturia sagen. Die beiden erscheinen mir aber "mental" stärker als so mancher, der bei uns als "alter Hase" eigentlich, wie gesagt, ein Taktgeber sein sollte. Bei fast allen anderen gibt es eine ziemliche Schwankungsbreite, eben auch bei einem oder zwei, die ich letztes Jahr als Mister Zuverlässigs angesehen hätte, etwa bei Meissner und Albutat.
Für mich ist aber durchaus möglich, dass solch ein Sieg, bei dem es ja, genau wie du sagst, zuerst danach roch, dass wir ein mittelprächtiges und viel zu vorsichtiges Spiel durch das irgendwie vorhersehbare Gegentor wieder mal verlieren, oder vielleicht ein spätes Unendschieden rauswringen würden, den Knopf mal aufgehen lässt, wie es zwischendurch ja bei Düsseldorf und München auf passierte, und derzeit anscheinend bei Paderborn passiert.
Ich glaube, wenn wir psychologisch den Hebel umlegen, und das kann durchaus passieren, wenn du so spät und so abgeschlagen noch in die Erfolgsspur rutschst, geht da noch was.