Nach der Gelben für Bakalorz nach 20 Sekunden wollte ich eigentlich direkt wieder ausflippen. Aber vielleicht war das wirklich eine Art Anmeldung des bärigen Sechsers, denn Vieles von dem, was danach rund um ihn passierte, erinnerte im Prinzip doch an die Ankerfunktion, die uns einst auch in Bedrängnis ein Goran Sukalo bescherte. Die beiden Buden geboren aus dem echten Mut der Verzweiflung - Würzburg war aber auch derartig zerfasert, dass die eigentliche Überraschung dieses Heimdreiers ist, dass wir die doch nicht mit einer Fünfer-Klatsche nach Hause geschickt haben.
Wo die Abwehr sich konsolidierte, und auch nach fähigen Einzelaktionen des Zweitliga-Absteigers die Nerven im Griff behielt, die Angriffe bilderbuchmässig eingeleitet wurden, wie sich das für Dotchevs klassische Offensivauslegung gehört, war im weiteren Verlauf, besonders in der zwoten Halbzeit, deren Spielhälfte zwar ordnungsgemäss überladen, aber sehr viel rum kam dabei nicht. Gar kein richtiges offensives Zusammenspiel mehr, entweder werden die gefährlichen Situationen durch Querpassen vertändelt, wo man draufhalten und im Zweifel auf den Abpraller vertrauen müsste, oder bleiben schon im Ansatz stecken, weil der Ballführende irgendwie versucht, direkt durch den Verteidiger durchzulaufen, anstatt irgendwie den Raum zu bespielen, oder eben Richtung Eckfahne das Spiel in die Breite zu ziehen.
Auf diese Art macht der Zehner keinen Sinn - und welche Funktion er genau haben soll, erschloss sich demzufolge auch zu keinem Zeitpunkt. Hier würde ich einerseits die Option sehen, durch ein echtes 4-3-3 oder 3-4-3 die Tiefe des Raumes mehr zu gewinnen, oder erstmal wieder auf das "raumneutrale" 4-4-2 der Pavel-Vorgänger Gruev und, ganz früher, Runjaic, zu wechseln. Ziemlich sicher ist das nichts, was sich ein Dotchev im Grunde vorstellt. Trotzdem ist evident, dass unsere Konteranfälligkeit mit dem 4-2-3-1 unter der Erschwernis des schlechten Eingespieltseins zusammenhängt, und das ist seit heute leider noch nicht vom Tisch.
Sicher ist aber nach dem heutigen Spiel, dass Dotchevs letzte Aussagen im Hinblick darauf, dass er für die Mannschaft nach seinen Vorstellungen mehr Entwicklungszeit braucht, keine Schutzbehauptungen waren, wie ja unter Fans schon angeklungen ist. Die Mannschaft hat die Chance, sich gegen einen schwachen Gegner vom Wegrutschen in den Tabellenkeller zu bewahren, mit der nötigen Entschlossenheit genutzt, und Widerstandskraft bewiesen, als es bitter nötig wurde.