Zwei Tage, solange hat es gedauert, bis ich mich überwinden konnte doch noch hier zu schreiben. Vor allem, da mein letzter Post zu einer Spielanalyse aus dem Februar dieses Jahr stammte, nach dem Paderborn Spiel und seitdem einiges passiert ist. Weshalb ich erst jetzt wieder zu einem Spiel schreibe, liegt einzig an der Tatsache, dass wir endlich in der Liga angekommen sind und zwar positiv wie auch negativ. Nicht etwa weil es die erste Niederlage seit Januar dieses Jahres ist, sondern vor allem, weil wir Fans hoffentlich genau jetzt lernen ebenfalls den Kopf oben zu halten, selbst wenn weitere Niederschläge folgen sollten. Der Mannschaft traue ich dies nämlich durchaus zu, uns Fans weitaus weniger, wobei mich die aktuelle Stimmung bislang positiv überrascht hat!
Interessant finde ich jedoch die sehr positive Wahrnehmung der zweiten Halbzeit, einzig aufgrund der hohen Ballbesitzzeit. Bis zur 70 Minute war es ein relativ offenes Spiel, welches wir durch unser Anlaufverhalten, gepaart mit der doch noch offensiveren Staffelung der Löwen auf unsere Seite hätten ziehen können. In diese Zeit fielen auch die beiden Schüsse von Bitter durch einen schnellen Ballvortrag nach Ballgewinn von Fleckstein. Die Ballbesitzzeiten müssten bis dahin leicht zu unseren Gunsten ausfallen, doch bei weitem nicht so eklatant wie es später den Anschein erweckt. Im Rewatch merkt man jedoch, dass die Löwen sich ab der 70. Minute kollektiv zurückziehen, vermutlich da sie ebenfalls wahrnehmen, dass wir den längeren Atem hätten, wenn weiterhin mit offenem Visier gespielt worden wäre. Und ab diesem Zeitpunkt haben wir uns keine Chance mehr erarbeitet, da sie exakt unsere Schwächen ausgenutzt haben. Gib den Ball ab und biete keine Räume. Die Flügel wurden bereits davor gedoppelt, aber nun waren auch die wenigen Plätze in den Halbräumen verdichtet wie ein Kranplatz und jede Situation führte maximal zu einem Einwurf, Abstoß, oder Eckball, wovon letztendlich nur ein einziger gefährlich wurde. Im Endeffekt haben die Löwen unsere Taktik der Vorsaison oder teilweise dieser Saison gespiegelt. Tief stehen und auf Fehler des Gegners warten.
Und hier kommt ins Spiel, dass wir partout nicht durch die Mitte spielen wollten. Es gab Räume, aber diese wurden gemieden, aus Angst eines gefährlichen Ballverlustes im zentralen Raum, welcher im Endeffekt doch passierte, jedoch nicht durch risikobehaftetes Offensivspiel. Zum einen zeigt sich hierin, dass wir noch immer abhängig sind von den Räumen welche uns aktiv geboten werden, zum anderen jedoch auch, dass wir in unserem Offensivspiel noch variabler werden können, selbst wenn der Gegner uns wenige bzw. keine Räume in uns bevorzugten Zonen anbietet. Dies betrachte ich als etwas positives, weil es einen Anpassungsdruck verspricht, welchen auch Didi angesprochen hat. Denn die meisten Gegner und das wird vermutlich auch weiterhin so sein, wollen mitspielen. Zwar stellen sie sich auf uns ein, sind defensiver, weil wir es geschafft haben Lösung aus dem Pressingdruck zu erarbeiten, jedoch hat, wenn ich mich recht erinnere noch kein Gegner versucht einen so tiefen Block zu bilden und ausschließlich auf Konter zu lauern. Es hat aber auch nicht jeder einen Haugen mit 35 km/h. Dementsprechend wird dies der nächste Entwicklungsschritt hin zu einer Spitzenmannschaft sein müssen, wenn wir denn weiterhin oben mitspielen möchten. Didi darf niemals von seinem Dogma abrücken, denn dieses macht ihn vor den Spielern glaubwürdig und in der Gesamtbetrachtung erfolgreich, doch eine wohldosierte Hinzugabe kann nicht schaden, denn je länger die Saison desto eher werden weitere Gegner die tiefe Blockbildung als probates Mittel sehen, um zumindest einen Punkt zu entführen.
Eines ist mir bei der Analyse trotzdem sehr wichtig zu verstehen. Didi hat mit Marvin Höhner den Fußball unserer Mannschaft bereits weiter entwickelt, als ich es ihm in meiner Arroganz zugetraut hätte und wir hatten so viele Spiele diese Saison die bereits deutlich mehr Spaß gemacht haben als ein Großteil letzte Saison, unabhängig von irgendwelchen Last Minute Siegen. Deshalb vertraue ich ihm aktuell blind und versuche vor allem den eigenen, von mir ausgehenden Druck erfolgreich sein zu wollen, besser zu moderieren, denn am Ende soll Fußball manchmal auch einfach nur Spaß machen
In diesem Sinne, bis Sonntagabend, wenn es wieder heißt: Wenn ich nachts schlafen geh...
