Puh, was ein Tag in 1 Protal! Daß hier unsere Spieler nicht nur vereinzelt mit Dreck, Abfall und Fäkalien gleichgesetzt werden - Junge, Junge!; ich versuche das immer mit ein bißchen Ironie zu kaschieren, aber letztlich macht mich das alles echt traurig, leer und schlichtweg fassungslos. Ich hoffe, daß die jeweiligen Protagonisten wenigstens den Anstand haben, sich nach ner Nacht drüber schlafen für derart menschenverachtende Scheixxe einfach nur meilenweit in Grund und Boden zu schämen. Einfach nur enttäuscht, was hier abgeht. Und nein! Das wird nicht allein dadurch so fürchterlich niederträchtig, daß wir Tabellenführer sind; das ist es per se, es wird bloß durch die günstige sportliche Gesamtsituation in seiner Perversität nur potenziert. Das ist alles, was mir dazu noch einfällt.
Ok, zum Spiel. Zum ersten Mal nach langer Zeit waren wir über einen beachtlichen Spielabschnitt einer gegnerischen Mannschaft wirklich spielerisch unterlegen, nämlich in den ersten 10-15 Minuten, als Aalen viel Druck machte, eine Reihe von Standards erarbeitete und ein zwar sträflich schwach verteidigtes, aber durchweg folgerichtiges Führungstor machte. Daraufhin stellte Aalen radikal um, positionierte zwei dichte Ketten und verteidigte sehr reaktiv. Gummiwand also, wie wir sie ausgiebig von anderen Mannschaften kennenlernen durften. Und ich muß sagen, daß der MSV in dieser Saison selten so gut damit umgegangen ist, wie heute. Auch psychisch fand ich die Reaktion sehr gut und stark verbessert zu letzter Woche: die Mannschaft hatte aus dem Frankfurt-Spiel gelernt, wie sehr sich die unorganisierte Abkehr vom Matchplan auf die Fähigkeit auswirkt, das Spiel vor allen Dingen in der Rückwärtsbewegung unter Kontrolle halten zu können. Der MSV spielte seinen Stiefel ruhig und abgeklärt weiter, was für mich die absolut richtige Entscheidung war.
Warum fand ich es grundsätzlich gut, wie der MSV Aalens Defensivreihe bespielte? Weil variabler gespielt wurde, als in vorausgegangenen Spielen, weil der der MSV sehr präsent im Zweikampfverhalten war und viele zweite Bälle gewann. Aalen gelangen faktisch keine ernsthaft gefährlichen Gegenstöße mehr, weil sich unser gruppentaktisches Verhalten nach Ballverlusten enorm verbessert hatte. Wenn man mal die Spiele gegen Wehen und Kiel als Vergleich heranzieht.

Fand ich gut und hing maßgeblich damit zusammen, daß wieder mit Fünfer-Mittelfeld agiert wurde. Auch das Spiel über die außen wurde aktiver: durch Papas präzise Schläge auf die Flügel wurden die Ketten des VfR schulbuchmäßig auseinandergezogen und damit Räume erschlossen. Wären da nicht furchteinflößenden Flankenskills unserer Außen.
Das war ebenfalls völlig okay. Es kam endlich mal trotz eines mauernden Gegners zu einer nennenswerten Anzahl an Abschlüssen, darunter eine ohne jeden Zweifel hundertprozentige Torchance für Engin, als der Kasten faktisch leer war, aber sein Ball drei Meter über das Tor fliegt. Also nix gegen den Ahmet - ich hab den ollen Poser echt gern -, aber das hat nichts mit Unerfahrenheit zu tun, nichts damit, daß er kein etatmäßiger Mittelstürmer ist - du darfst bei so ner Aktion keine Körperhaltung an den Tach legen, als würdest du gleich in den Liegestuhl fallen. Das sind wirklich Basics. Hätte der Ausgleich sein müssen.
Der SWR-Reporter hat während der Partie mindestens fünfmal gefachsimpelt, daß sich unsere Spieler "zu wenig bewegten". Natürlich gab es kein Rochieren im klassischen Sinne, aber die Frage ist eben, was das wilde Verlassen der Positionen erstens grundsätzlich an Vorteilen bringt und zweitens, welche Erfolgsaussichten es gegen derart dicht gestaffelte Abwehrreihen hat. Normalerweise ist es bei Staffelungen wie heute kaum möglich, durch Rochieren effektiv Räume zu schaffen, die nicht sofort durch nachrückende Mitspieler geschlossen werden könnten. Es tummeln sich schlicht zu viele Gegenspieler vor und im Strafraum. Das zur Effektivität. Und auch grundsätzlich bringt Rochieren ein Problem mit sich: wer seine Position verläßt, ist - na ja - woanders. Nicht da, wo er im Fall der Fälle in der Rückwärtsbewegung sein sollte. Mit anderen Worten: Rochieren erhöht das Risiko bei gegnerischem Umschalten und auch weil der MSV das nicht übermäßig getan hat, wurde Aalen nach der Führung nicht mehr wirklich gefährlich.
Nicht übermäßig heißt, daß es keineswegs völlig unterlassen wurde. Aalen mußte sehr wohl enorm viel Laufarbeit leisten, um durchgehend ihre Raumverteidigung aufrechtzuerhalten. Das hat die - wie man in Hälfte zwei dann gesehen hat - unheimlich Körner gekostet. Aber dazu gleich mehr.
Ja nu, wat soll ich zum Beginn der zweiten Hälfte sagen. Es tut mir einfach Leid für Bumsi. Ihm unterläuft nach Erfurt der zweite große Lapsus in dieser Spielzeit - und prompt macht der Gegner auch das zweite Tor draus. Das ist einfach bitter und wird seiner tollen Saison nicht gerecht. Kopp hoch, da! In der Folge behielt der MSV trotzdem die Spielkontrolle und setzte sein Spiel fort. Eine Zeitlang konnte Aalen da noch so effektiv gegenhalten wie in der ersten Halbzeit, ab der 55. Minute jedoch kamen die kaum noch hinterher. Das habe ich wirklich überhaupt noch nicht gesehen in dieser Saison, daß ein Team so früh so durch ist wie der VfR heute. Ilia registrierte das sofort, löste das Fünfer-Mittelfeld auf und brachte mit dem King einen zweiten Stürmer. Er konnte es tun, weil es zu diesem Zeitpunkt tatsächlich mal Sinn machte, denn die angeschlagenen Aalener waren nicht bloß schwerlich gewillt, sondern konditionell kaum noch in der Lage, zielgerichtete Gegenstöße zu setzen.
Das sorgte für unsere massive Druckphase ab der 60. Minute! Einerseits die Möglichkeit, angesichts des nun total passiven Gegners die Absicherung hinter den Offensivreihen deutlich aufzulockern und andererseits die Unfähigkeit der Aalener, das mannschaftstaktische Verhalten gegen den Ball aus der ersten Hälfte effektiv beizubehalten. Kurz: der VfR konnte die Räume nicht mehr schließen und reagierte schlicht damit, nun bis zu 8 oder 9 Mann einfach in den Sechzehner zu stellen. Folgerichtig ein unfaßbares Scheibenschießen, das - und da gibt es einfach keine Entschuldigung - zu mindestens zwei bis drei Toren führen MUSS. Da gibt es überhaupt keine Diskussion! Unbegreiflich, wie Aalen aus dieser Kagge mit nur einem Gegentor rausgekommen ist. Dat wußten die nach Abpfiff selbst nich so richtig.
Versteht mich nicht falsch. Ich will hier keine Diskussion anfangen und mich auch nicht zum Taktikchef erklären, dessen Sicht über alles erhaben ist und der alle anderen zu Idioten erklärt, aber ich begreife nicht, wieso man hier die Frage in den Raum stellt: "Wieso spielen die nur 30 Minuten Fußball?" Weil der Gegner es in der Form wie zu unserer Druckphase nicht ständig zugelassen hat. Es gibt kein Fußballspiel, das ein Gegner nicht mitgestalten würde. Aalen hat das Spiel aufgrund der exzellenten Chancenverwertung, ihres disziplinierten Auftretens in Hälfte eins und dank massiven Glücks bezüglich unserer Abschlußschwäche gewonnen. Es steht immer ein Gegner auf dem Platz und es ist keine seriöse Analyse möglich, wenn man dessen Anteil an der Spielgestaltung ausblendet. Außerdem finde ich nicht, daß der MSV nur "30 Minuten Fußball" gespielt hat. Der MSV war doch über fast 80 % der Spielzeit das aktive, kontrollierende Team.
Für mich ein absolut überflüssiger Punktverlust bei einem der stärksten Auswärtsauftritte der Rückrunde. Das war in taktischer Hinsicht auf und neben dem Platz eine absolut solide Leistung, die durch die Schwäche vor dem Tor leider nicht belohnt wurde. Kriegen wir letzteres vor den entscheidenden drei Partien noch hinreichend in den Griff, braucht hier nun wirklich niemand unruhig schlafen. Zusammenhalten, Leute! Bald isset geschafft! Sorry für den langen Post.