Natürlich gibt der Blick auf die Tabelle unmissverständlich wieder, dass nur Siege weiterhelfen. Diese Tatsache in einer Optimismus-vs-Pessimismus-Diskussion vorzubringen, ist allerdings auch nicht unbedingt eine Neuigkeit. Eigentlich könnte es kaum einem entgangen sein, dass es so ist. Davon abgesehen bleibt also nur übrig, die Spiele im einzelnen zu betrachten, und sich darüber Rückschlüsse im Hinblick auf das Gefühl abzuleiten, dass die Mannschaft es noch packen könnte, oder eben nicht mehr packen könnte.
Aussagen wie "Unendschieden können wir uns nicht mehr leisten" sind schön und gut, aber im Profisportbereich relativ wenig zielführend, wenn man den Kontext nicht einbezieht. Ale anderen können sich ebenfalls Unendschieden eigentlich nicht leisten, dies liegt auf diesem Niveau schon in der Natur der Sache, besonders seit Einführung der Drei-Punkte-Regel. Bei objektiver Betrachtung muss man sich zudem darüber klar werden, dass die aktuelle Liga extrem dicht gestaffelt ist, was ihr Leistungsvermögen angeht.
Immerhin war Düsseldorf mal ein Aufstiegsmitfavorit. Auch München, einen Platz drüber, hat einen teuren Kader, damit eine bessere Ausgangssituation, dito Paderborn. Wir haben, und zwar nicht erst, seit Gruev der Trainer ist, Spiele gegen nominell stets überlegene Gegner immer eng gestalten können. Seit Braunschweig sind wir nicht mehr richtig abgeschossen worden, und wenn man sich die gestrige Hilflosigkeit der Paderborner gegen Freiburg, z.B. zu Gemüte führt, lässt dies vielleicht Rückschlüsse darauf zu, was das eigentlich bedeutet. In Anbetracht dessen finde ich den Vorwurf, es habe an unbedingtem Mut und Willen gefehlt, nicht angebracht. Sicher hätte man die eine oder andere Situation mit mehr Zug zum Tor gestalten können, aber wo soll dafür der freie Kopf und die Selbstsicherheit eigentlich zur Zeit herkommen?
Was die Perspektive angeht, bringt die Weiterführung von Spekulationen, ob wir es schaffen können, sowieso nicht viel. Wie man angesichts der zum Teil verheerend negativen "Alles-nach..." -Threads aber sogar das Gefühl haben kann, hier herrschte ein ganz unberechtigter blindwütiger Optimismus, verstehe wer da will. Was ich grade erlebe, ist eher ein charakteristisches Verstummen all derjenigen, die mit enormem Verve die Ablösung Lettieris gefordert haben, zum Teil mit absurden Theoriebildungen im Hinblick auf das, was dann geschehen könnte, müsste, sollte. Charakteristisch hieran ist für mich das ganze Denken im Hinblick auf mögliche kurzfristige Lösungen, das sich immer wieder breitmacht, um prompt immer wieder enttäuscht zu werden. James Holland: längt abgehakt, Obinna: abgehakt. Chanturia abgehakt, die Rückkehr von Bröker und Janjic: abgehakt. Jetzt ist Obinna ja verletzt, also ist es wahrscheinlich völlig blauäugig, in der Rückkehr von zwei anderen Leistungsträgern auch nur einen schwachen Hoffnungsschimmer auszumachen. Oder nicht?
Ich finde, solange man es rechnerisch packen kann, die Truppe sich reinhaut, und eben jene Moral und der Kampfgeist stimmt, sprich, der Trainerwechsel die ersichtliche Verunsicherung zuletzt unter Lettieri beseitigen konnte, darf man auch drauf hoffen, dass wir die Liga halten. Das mag man als unrealistischen Optimismus abtun, es soll sowieso jeder sehen wie er will, aber objektiv gesehen gibt es in diesem Sport unzählige Beispiele dafür, dass es Mannschaften angesichts einer ähnlichen Ausgangslage, welche die ihnen öffentlich zugewiesene Rolle eines bereits abgestempelten Verlierers nicht akzeptiert haben, spät aber rechtzeitig umbiegen konnten. Die ganze Tendenz lässt für mich definitiv nicht erkennen, dass die Mannschaft den Abstieg irgendwie beginnt, hinzunehmen.
Und das war es auch schon, das ist nun einmal die Grundlage. Ein schmales Brett angesichts eines Kaders, dessen Fähigkeiten insgesamt in den Kinderschuhen steckengeblieben sind, was sich einfach aus den Umständen ergab. Ich kann mir dieses "Gebolze" dennoch ganz gut geben, denn es scheint mir ein ehrliches Projekt zu sein, bei dem du weisst, warum du hinfährst, was du dort erwarten kannst, und was eben nicht. Wem das schon zu optimistisch ist, schön und gut.
Ich war gestern auf irgend so einer Geburtstagsfete, da hat mich wieder mal ein wildfremder Typ extra angesprochen, weil er von anderen gehört hatte, dass ich Duisburger bin, und mir sehr warmherzig seine volle Solidarität zum Ausdruck gebracht. Keine Ahnung, hätte ich dem sagen sollen: lass ma stecken, Alter, wir steigen sowieso wieder ab, mit unserer Trümmertruppe? Keine Ahnung, es ist jedenfalls nicht das erste Mal, dass mir sowas passiert.