Aber vielleicht kann
@Schimanski erklären, was da gestern passiert ist. Insbesondere die ersten beiden richtungsweisenden Tore...
Im Detail leider auch nicht. Zum einen fehlte mir im Fernsehen oft die Totale um die Mannschaftsstaffelungen komplett zu sehen, was gerade deswegen wichtig war, weil beide Teams oft sehr raumgreifend gespielt haben. Zum anderen habe ich das Spiel auch mit Fanaugen gesehen und nicht unter analytischen Gesichtspunkten.
Einige Dinge sind mit trotzdem aufgefallen. Kiel hat uns auch so ein bisschen mit den eigenen Waffen geschlagen. Also den Gegner locken, seine Kompaktheit sprengen, dann den Ball auch mal lang schlagen, den Kampf um den zweiten gewinnen und schnell zum Tor durchspielen.
Auf den Flügeln hatten wir viele Probleme. Im Detail weiß ich leider auch nicht wieso. Ich vermute es hat schon vorne angefangen.
Ich fand die Stürmer bei der Arbeit gegen den Ball sehr unentschlossen. Deren Aufgaben ist ja oft, entweder über den Deckungschatten oder lenkendes Anlaufen den Sechserraum des Gegners zu schließen. Zudem sollen sie auch mal aggressiver an- und durchlaufen, um offene Stellungen beim Gegner bei Ballbesitz zu verhindern (damit er keine gefährlichen Bälle in die Tiefe spielen kann) oder um Ballgewinne zu provozieren. Beides fand nur sporadisch statt und dann auch zu den falschen Momenten, fand ich. Als ob Kiel ganz anders gespielt hat als erwartet wurde. Das 1:0 hätte man mit besserem Anlaufen schon im Keim verhindern können.
Eigentlich hatte Kiel im Zentrum mit dem Sechser und den zwei Achter eine 3:2-Überzahl gegen Fröde und Schnellhardt. Ich vermute, die haben die Überzahl aber nicht dort genutzt, sondern sind öfters flexibel ausgewichen, um Zuordnungsprobleme beim MSV auf dem Flügel zu provozieren. Stoppelkamp war defensiv oft ohne Wirkung, lief zweitweise etwas orientierungslos durch die Gegend. Er deckte weder einen Gegenspieler, noch schloss er einen Passweg oder eine wichtige Zone, oder sicherte das Anlaufen eines Mannschaftskollegen ab. Engin war nicht viel besser.
Grundsätzlich spielt der MSV diese Saison ja stark ballorientiert, schiebt also immer stark zu Ballseite durch und lässt ballfern freie Räume und Gegenspieler. Das klappt aber nur solange gut, wie der Gegner sich nicht aus diesen Engen befreien kann. Kiel konnte das öfters, vermutlich auch weil der MSV nicht kollektiv und intensiv genug durchschob, also Lauffaulheit und mangelnde Diziplin/Aufmerksamkeit.
Hinzu kommt natürlich noch der wichtige Aspekt Kompaktheit, der nach der Niederlagenserie in der Hinrunde seit Braunschweig wieder stärker fokussiert wurde. Also gegen den Ball nicht rauslocken lassen, sondern einen dichten Verbund bilden. Diese Kompaktheit war in Kiel äußerst schwach, was aber auch damit zusammenhing, dass man unbedingt den Rückstand aufholen wollte und mutiger (und kopfloser) anlief und vielleicht auch mal zockte (also vorne stehen blieb und auf den Umschaltmoment lauerte). Auch die langen Bälle aus dem Spiel heraus sprengten grundsätzlich die Kompaktheit. Das wurde gerade dann zum Problem, wenn man die Bälle nicht festmachen konnte und/oder von hinten schlecht nachschob. Beides war in Kiel der Fall.
Insgesamt sind unsere Innenverteidiger (und auch der rechte AV) nur unteres Zweitliganiveau. Die kann man eigentlich nicht in großen Räumen in 1:1-Situationen schicken, sonst brennt`s lichterloh. Es gab ja dieses Saison immer mal wieder so Spiele, wo uns der Gegner dann zerlegt hat. In Kiel war es dann mal wieder so weit. In Sachen Außenverteidiger muss man bei Hajri natürlich bedenken, dass er einfach eine Persönlichkeit in Sachen Aggressivität und Führen ist. Der Seydel wäre da nicht ständig so um Hajri rumspaziert. Das hätte ein-, zweimal weh getan und dann wäre da Ruhe im Karton gewesen. Pogge einfach viel zu lieb (dazu ungewohnte Position, schwache Nebenleute, wenig Spielpraxis).
Und dann war unsere Ballbesitzspiel auch sehr unscharf. Zu viele Umschaltmomente durch das Geflipper, die die Staffelung zerstörten und sehr schwaches und zögerliches Freilaufverhalten. Teilweise standen die wie Zinnsoldaten rum, während ein Mannschaftskollege den Ball führte und nach Anspielstationen suchte. Unsere Innverteidiger auch einfach zu aufbausschwach. Nauber mit zig Pässen ins Zentrum, die dann beim Gegner landeten. Hinzu kamen dann auch noch schwache Entscheidungsfindungen unserer Dribbler, die das Spiel dann alleine drehen wollten und übermotiviert durch die Gegend dribbelten, ohne dass es in einem mannschaftlichem Kontext stand. Hier merkte man bei Engin die Unerfahrenheit und bei Stoppel, dass er einfach einen anne Klatsche hat

Einzig die Dribblings von Schnelli fand ich noch ganz sinnvoll, wurden von der Mannschaftskollegen aber auch schwach beantwortet (also durch (Tiefen-)läufe mal Räume frei und Gegner weg ziehen) oder nach dem Dribbling ein Angebot machen.
Insgesamt hoffe ich, dass auch die Höhe der Niederlage die Mannschaft wieder erdet und sie gemerkt hat, dass sie eben kein Aufstiegskandidat sind, sondern den Klassenerhalt über geduldige und diziplinierte Kollektivät, Fleiß und Zweikampfstärke schnellstmöglich eintüten sollten.