Zum Einstand schon Michael Tönnies als Verleser der Mannschaftsaufstellung, der grossartig aussah. Stimmgewaltig war er dann überdies auch noch. Wenn er das jetzt bei jedem Heimspiel macht, wäre es grandios. Oder im Wechsel mit Günter Preuss, oder anderen, wenn ihm das allein zuviel wird. Diese Jungens von damals sind einfach, was die Präsenz auf dem Platz angeht, immer noch eine unerreichbare Hausnummer. Jeder ein Typ für sich!
Und Tönnies sah wirklich fast aus, als hätte er den Landrover draussen und würde direkt nach dem Spiel losfahren in den Himalaya, um die Messner-Routen im Alleingang nochmal nachzusteigen. Machte schon mal gute Laune!
Das Spiel dann war vielleicht nicht das beste, was wir diese Saison abgeliefert haben, aber mit das effizienteste. Das fing schon mit dem grandiosen Freistoss von Bajic an, nachdem wir zuvor eine zwar bemühte, aber ziemlich ineffektive Offensive und den trostlosen Führungstreffer der Gäste obendrein zu schlucken hatten. Überhaupt war das wieder mal ein grosser Auftritt von Bajic. Fast überall früher als der Gegenspieler, stets mit viel Übersicht.
Ruppig, wenn nötig, aber nur dann. Eichner wirkte weniger souverän als gedacht, nicht nur wegen der ausgebliebenen Rettungsaktion. Mehrmals klärte er viel zu kurz und sorgte demzufolge dafür, dass die anderen eine zweite Welle laufen lassen konnten. Ofosu-Ayeh gleich wieder mit begeisternder Körperlichkeit. Der King wie immer ein permanenter Unruheherd, die Extremfrisur machte spielerisch keinen Unterschied. Trotzdem lief sich zu viel im Mittelfeld fest. Beide Sechser hier mit solider Betonung auf Balleroberung und direkter Weiterleitung, aber mit wenig eingenen Impulsen oder Initiativen. Phasenweise leichte Langeweile, als alles auf beiden Seiten stagnierte.
Da haute Bajic dann mit seinem wunderbaren Tor rein. Wirkte wie ganz genauso gewollt. Der Knoten in Richtung Vorwärtsdrang platzte dann, als Wegkamp und Tsourakis kamen. Wegkamp mit seiner Galligkeit und der kleine Grieche mit seinem Vorwitz waren irgendwie zuviel für die festgespielten Erfurter. Es sah so aus, als wollten die zunächst mal nicht mehr viel riskieren. Die Beschleunigung im Spielfluss und die Kampfbetontheit konnten sie nicht verkraften, zumal einige bei uns nur darauf gewartet zu haben schienen, dass es nochmal richtig losgeht. Am Schluss wurde es wieder unnötig spannend, gut in dieser Sequenz noch: der abgeklärte und entschlossene Baumann.
Was wir erst mal brauchten, Selbstbewusstsein, müsste jetzt so langsam da sein. Unser Rückrundenstart war einfach optimal, wenn man es rein Ergebnisbezogen sieht. Und es scheint auch an dem zu sein, dass die Truppe zum einen in der Breite besser funktioniert, was dem Trainer mehr Spielräume ermöglicht, und zum anderen besser austrainiert ist, was bedeutet, dass diese eklatanten Einbrüche so um die siebzigste Minute herum jetzt ausbleiben.
Die Abstimmung in der Abwehr bleibt allerdings ein Problem. Wenn man die einzelnen Defensivspieler jeden für sich nimmt, wirken sie alle mehr oder weniger spielerisch tadellos. Aber die Interaktion läuft keinesfalls reibungslos und öfters verlässt man sich anscheinend auf Nebenmänner oder Vorderleute, die sich nur verspätet dann auch zuständig fühlen. Sieht ein bisschen aus wie choreographiert nach dem Klassiker 'viele Häuptlinge, keine Indianer'.