Ich hab echt null Verständnis dafür, was Watzke da bei Dortmund abzieht. Für mich geht es dabei einzig und allein um das alte Funktionärssyndrom des eingebildeten drohenden Machtverlustes. Tuchel ist smart, ein Typ, auf den Journalisten nunmal einsteigen, auch wenn er manchmal in der Tat, das würde ich gar nicht bestreiten, etwas unreif wirkt, wenn er nach vertändelten Spielen schmollt. Wie da ein Favre erst abgehen kann, in dieser speziellen Disziplin, weiss man allerdings auch zur Genüge.
Dass Tuchel von den Spielern kritisiert wird, mag so sein oder nicht, allerdings hat dies erkennbar keine Auswirkungen auf die Mannschaft. Wie sie diese Saison mit dem Verlust eminent wichtiger Abgänge und sonstigen Höhen und Tiefen, die es wahrhaftig in sich hatten, noch gewuppt gekriegt haben, das spricht jedenfalls ganz und gar nicht dafür, dass Tuchel keinen Draht mehr zu den Spielern hat.
Watzke hat nach dem Attentat auf den Mannschaftsbus einfach doof ausgesehen, er wirkte wie ein steifleinener Funktionär, dem vor lauter Antichambrieren in den Promilogen des Stadions der Draht zur Wirklichkeit mal kurz gerissen war. Wie er ein staatstragendes Politikum aus der kurzfristigen erneuten Spielansetzung gemacht hat, die in Wirklichkeit ein reines Chaos bei den entscheidenden Gremien offenbarte, und sonst für gar nichts gut war, das war ziemlich abstossend, zumal er sich dann noch neben den Leitkultur-Oberexperten de Maiziere auf die Ehrentribüne hinpflanzte.
Nichts desto trotz wäre es später für Watzke ein leichtes gewesen, von seinem überzogenen Wichtigkeitstrip wieder runterzukommen. Sein Trainer hatte bereits vorgemacht, wie man das elegant gewuppt kriegt, hatte den durchaus drohenden Zerfall der Mannschaft gestoppt, dem BVB höchste Achtung im Bezug auf die Moral innerhalb der Truppe verschafft, und sie nebenher auch noch siegreich gegen die hochfavorisierten Bayern in ein eminent wichtiges Pokalendspiel geführt, wo sie nun selbst der hohe Favorit sind.
Für die nächste Saison sieht es mehr als gut aus, oder sah es jedenfalls, bis Watzke an die Demontage ging. Das ist jammerschade! Wäre es nicht so eminent wichtig, dass die Bayern endlich wieder eine Konkurrenz haben, die nicht als ein seelenloses Marketingprodukt aus dem Retortenirrsinn der gegenwärtigen Investitionsblase hervorgeht, müsste man Watzke nichts sehnlicher wünschen, als dass er rasch und vollständig baden geht, mit Favre, oder sonst jemand. Hoffe nur, er kriegt auch so eine Quittung, die sich gewaschen hat, seitens der Fans dort!