Alles zu den Qualifikationsspielen zur WM 2010

Diesen Eindruck kann ich überhaupt nicht teilen.

In Halbzeit 1 gegen Russland hat Deutschland annährend die Dominanz ausgestrahlt, die Du wohl erwartest. In Halbzeit 2 hatte der EM-Vierte ein Übergewicht an Torchancen, muss sich aber auch nicht beschweren, wenn Ballack bei seinem Kopfball, Lahm, Schweini oder Özil bei seinem Lattentreffer das Spiel vorentscheiden. Mehr Glück als Verstand? Nicht wirklich.

Einen nicht gegebenen Elfmeter kann ich da nicht in Betracht ziehen. Wer weiss, ob die an diesem Tag nervenschwachen Russen den Strafstoß gegen einen starken R. Adler überhaupt verwandelt hätten.

Du gehst übrigens Fehl in der Annahme, dass lediglich renommierte Trainer wie Capello großes Leisten können. Löw ist gerade dabei, sich mit einem dritten Platz bei der WM 2006 als "Kopf" hinter Klinsi und einer Vizeeuropameisterschaft dieses Renommee zu erarbeiten. Dass er dieses noch nicht hat, ist seinem Alter geschuldet. Doch hat er als Nationalmannschafttrainer schon jetzt mehr als Capello erreicht. Dass er kein System hat, ist unrichtig, jedoch ist er -wie u.a. gegen Portugal bei der EM 2008 gesehen- bereit, dieses dem Gegner anzupassen. Sich dem Gegner anzupassen, sehe ich dabei nicht unbedingt als Zeichen mangelnder Dominanz, wenn man Ende der Sieg steht. Löw lässt intelligent spielen. Der Fußball wie beim Hinspielsieg über Russland ist nicht frei von ganz großen Höhepunkten, doch wird das hohe Niveau der Spanier selten erreicht. Letztlich haben es aber auch die Italiener 2006 bei Weitem nicht erreicht. Es kommt auf den Turnierverlauf an... Straucheln die Spanier in S.A. wie jüngst beim Confed-Cup, könnte der Weg zum Thron wirklich frei sein. Vielleicht schlägt man an einem guten Tag auch die Spanier...

Löw wird in 15 Jahren wahrscheinlich den Stellenwert der von Dir genannten großen Trainernamen haben.

Warten wir doch mal ab, ob 2010 im Viertelfinale Schluss ist. Wenn es das Finale wird, darf ruhig wieder gefeiert werden. Und die Namengläubigen aus England und auch aus Deutschland wären am Ende nicht zum ersten Mal überrascht, wenn die großen Trainernamen wie einst Eriksson früh die Segel streichen müssten, aber ein Löw unter die letzten 4 käme.

Der DFB spart sicherlich nicht am Trainer und unternimmt seit der EM-Pleite 2000 -Du wirst Dich gerne erinnern- alles, um hier erfolgreich zu sein und einen Titel zu holen.

Hinsichtlich der von Dir beschriebenen Event-Kultur: Zustimmung. Dass der DFB diese gezüchtet hat, ist unbestritten. Doch einen zweiten Platz bei einer EM darf man auch ruhig feiern.
 
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Die deutsche Mannschaft hat eine gute Qualifikation gespielt, und auch meine Kritik an Löw hält sich absolut in Grenzen.

Zum Finnlandspiel (neben dem, was bereits genannt wurde): Eine gewisse Dünnhäutigkeit mancher Leute liegt - nach den gezeigten Leistungen vor allem in HZ 1 - vielleicht auch darin, dass im Vorfeld des Spiel durch die Presse ging, wie viel Geld die Spieler fürs Erreichen der WM-Endrunde einstreichen. Auch hier hätte man sich - aus der Mannschaft kommend - durchaus etwas einfallen lassen können, was die öffentliche Kritik am Spiel als solches womöglich etwas abgemildert hätte. Etwa eine Geste an den nächsten Gastgeber: Die Hälfte aller Prämien für soziale Projekte in Südafrika. :rolleyes:
 
Doch einen zweiten Platz bei einer EM darf man auch ruhig feiern.

Natürlich darf man den feiern, da hast du natürlich Recht.
Mir geht es darum, dass es bis auf das Spiel gegen Portugal bei der EM kein wirklich überzeugendes Spiel der Nati bei einem Turnier gegen einen großen Gegner gab. Gegen Argentinien bei der WM haben wir es mit Glück im Elferschießen geschafft, gegen Italien waren wir dann mehr oder weniger chancenlos, bei der EM haben wir uns schon gegen die Türken schwer getan und das Finale war dann der absolute Offenbarungseid. Zu sehen, wie Deutschland im Spiel gegen Spanien absolut unterlegen war und nicht den Hauch einer Chance hatte war wirklich übel, sowas hab ich selten erlebt.
Mich stört, dass im Jubel um die durchschnittlichen Ergebnisse bei EM und WM nicht einmal Kritik in diesem Punkt aufkam.
Die Geschichte hat gezeigt, dass das Erreichen eines Halbfinales bei einer WM quasi das Standardresultat einer deutschen Nati ist. Mit ein bißchen Glück oder Pech kann es auch schon mal das Finale oder nur das Viertelfinale sein. Ich würde fast soweit gehen zu sagen, dass solche Ergebnisse die Nati auch mit nem Whopper auf der Trainerbank zustande bringen würde. Wenn es dann aber um den Gewinn eines Titels geht braucht es ein eingespieltes Team, eine Stammformation, taktische Finesse und einen Trainer von Format. Das sind alles Dinge, die Jogi meiner Meinung nach nicht leisten kann. In meinen Augen ist sowohl Klinsis als auch Jogis hervorstechenste Eigenschaft als Trainer die eigene Arbeit hervorragend der Öffentlichkeit zu verkaufen, für mehr reicht es nicht.
Hinzu kommt dann natürlich noch, dass sich einem bei Jogi massiv der Verdacht aufdrängt, dass er nach persönlichen Beziehungen und Zuneigung zu bestimmten Teams aufstellt, und sowas geht absolut gar nicht.
 
1.) Welche Spieler sollten den Deineserachtens gegenüber der VfB- und Hoffenheim - Connection den Vorzug genießen?

M.E. zeichnen sich beide Vereine durch hervorragende Spieler jungen und mittleren Alters aus. Auch ist der Ausländeranteil nicht so hoch wie bei anderen Clubs. Kein Wunder, dass sich Löw hieraus bedient.

Es ist doch positiv zu sehen, dass wir endlich mal keinen Nationtrainer haben, bei welchem das Bayern-Trikot nicht Grundvoraussetzung für eine Nationalmannschafts-Karriere ist.

2.) Mit einem Whopper auf der Bank schieden wir in der Vorrunde der EM 2000 aus!

3.) Überragend zu spielen, die finale Finesse, das Genie des Trainers ist nicht unbedingt Voraussetzung für einen Titel: Siehe Itaks 2006. Aber so schwach wollen wir 2010 auch nicht Weltmeister werden!

4.) Wie man nun einzelne Spiele der letzten 4 Jahre bewertet, ist so eine Sache. Bei der EM 2008 war für mich die Vizeeuropameisterschaft absolut FOLGERICHTIG.

Folgerichtig, weil Spanien deutlich besser im Turnier und im Finale war und der Schiedsrichter die ein oder andere Tätlichkeit übersah.

Folgerichtig Zweitbeste, weil wir in fast jedem Spiel die von Dir gewünschte Dominanz gezeigt haben.

Gegen Polen haben wir klar dominiert und ein gutes Spiel gemacht. Kroatien war schwach, gegen die Ösis hat man nicht gut gespielt, aber letztlich auch klar dominiert. Was dort an Torchancen vergeben wurde. Portugal war brilliant. Das war die taktische Finesse und Tageform, die wir 2010 gegen Spanien bräuchten. Im Halbfinale haben wir gegen Türken, die aufopferungsvoll kämpften in Halbzeit 2 dominiert, insbesondere am Ende. Sicherlich kein unverdienter Sieg. In Halbzeit 2 war der Ballbesitz hoch. In Halbzeit 1 waren wir wie geschockt. Man kann auch einmal Probleme mit einem Gegner haben. Die anderen Mannschaften leben und sterben während einer EM und WM im übertragenen Sinne ebenfalls für den Sieg auf dem Platz. Gerade die Türken, die aber 2010 in der Zuschauerrolle sind.

Bei der WM 2006 waren wir m.E. die spielstärkste Mannschaft des Turniers. Wir haben teilweise Traumfußball geboten. Im Eröffnungsspiel haben wir Fußball auf eine Art und Weise zelebriert, wie man es selten in einem Eröffnungsspiel erlebt hat. Wo England und Co unter namhaften Trainern sich gegen kleine Gegner mühten, haben wir geglänzt. In der gesamten Vorrunde. Das Achtelfinale gegen Schweden war Dominanz pur. Dann im Viertelfinale gegen eine Truppe, die beispielsweise beim 6-0 über Serbien ähnlich brilliert hatte: Argentinien. Ein ausgeglichenes, offenes Spiel mit wenigen Torchancen. Dass Deutschland im Halbfinale gegen die Itaks chancenlos war, ist nun eine Wahrnehmung, die ich absolut nicht teilen kann. In Erinnerung mögen die großen Torchancen der Gäste in der Verlängerung sein. Auch am Ende der 90 Minuten. Doch gehörte uns die reguläre Spielzeit. Ich kann mich noch einen Podolski-Schuss vor der Südtribüne erinnern, den Buffon gar nicht halten konnte. Diese Parade wurde als Parade der WM gekürt. Es wäre das 1-0 gewesen. Nein, chancenlos waren wir nicht. Mit etwas weniger Gedanken an das bevorstehende und wahrscheinlich auch aus deutscher Sicht erfolgreiche Elfmeterschießen hätte man sich beim letzten Eckball cleverer angestellt und das 0-1 vermeiden können. Nein, beim besten Willen: Chancenlos waren wir nicht. Dann im Spiel um Platz 3 nochmals stark gespielt.

Deutschland hat 2006 nicht nur die meisten Tore geschossen, sondern auch den schönsten Fußball gespielt. Tolle Tore von Lahm, Frings, Klose und Co. Poldi zum besten Nachwuchsspieler des Turniers gewählt. Ich habe während der WM Brasilianer getroffen, die offen anerkannten: 2006 hat Italien die schönsten Schwalben gezeigt. Den schönsten Fußball hat Deutschland gespielt.

Ich denke, wir haben mit Spanien und den Itaks eine Rechnung offen. Und es wird die Chance kommen, diese zu begleichen. Das hat Argentinien 1990 auch erlebt... England 1970... Holland 1990... Wir lassen keine Rechnung lange offen. ;)
 
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