Ich möchte meinen ersten Post zur "Steiger Affäre" nachfolgend abschließend kurz erläutern, bevor er falsch verstanden wird:
Ich habe sicher nichts gegen das Lied oder gegen unsere Tradition mit Stahl und Bergbau und bin mir derer auch sehr bewusst.
Es ist mir wichtig zu wissen, wo ich herkomme. Das vermittle ich auch meinen Kindern.
Aber ich kann diesen Song nun mal nicht mehr in einem anderen Stadion neutral zum besten geben. Wer meint es
ginge, kann es ja nochmal in Dortmund vor einem Heimspiel versuchen. Die hatten ja auch ein paar Zechen. Das sind sicher auch keine
Selbstverleugner.
Im Grunde kotzt es mich an, dass so eine inhalts- und seelenlose Fußballmarke sich einfach ein Stück allgemeingültiger
Ruhrpotttradition einverleibt, gleich so, als hätten sie es erfunden. Die kacken doch auf Tradition. Weder Spieler noch
Verantwortliche haben was mit Bergbau am Kopp. Die meisten von denen glauben doch, dass beim Bergbau Berge gebaut werden.
Genauso gehen mir Vereine auf den Sack, die dass sensationelle Gegröhle vom ollen Zimmermann von `54 bei jedem blöden
Gurkentor gegen irgendeinen Gurkenverein einblenden. Das war damals etwas ganz Besonderes. Gänsehaut pur. Damals ist
Fußball-Deutschland wieder aufgestanden. Durch dieses ständige einblenden wird es aber degradiert zu etwas beliebigem
an dem man sich satt gehört hat. Das tut mir in der Fußballseele weh.
Und dann die Sache mit "You`ll never walk alone". Das ist ein ganz alter Gospel oder Spiritual Song. Keine Liverpool Erfindung.
Das die das singen, hat ja einen sehr traurigen Hintergrund. Sie singen es im Andenken an Opfer und zum Trost der Hinterbliebenen.
Das finde ich legitim. Wer sich mit diesem Ansinnen identifiziert oder vielleicht eine eigene Verbindung zum Lied hat, kann es ja auch singen.
Wenn ich aber so den gemeinen Stadiongänger da so sehe auf manch anderen Sportplätzen glaube ich, dass die meisten gar nicht wissen,
was sie da singen oder worum es geht. Für die geht's darum "Part of the Show und schnell noch n Selfie" zu sein.
Ich finde es teilweise schwer erträglich, dass mehr oder weniger gewiefte Marketingexperten allgemeine Kulturgüter für einen Verein
in Anspruch nehmen und es dadurch, weil Fußball emotional und nicht rational ist, für andere mehr oder weniger unzugänglich machen.
Deshalb sollte man von Vereinsseite künftig sehr darauf achten, was man veranstaltet und es zumindest gut erklären. Wenn man unsicher ist,
einfach mal Fanclubs anfragen. Die helfen sicher gerne konstruktiv weiter. Ansonsten bin ich immer dafür, sich eigene Sachen einfallen zu lassen,
anstatt sich Allgemeinguts zu bedienen.