Am liebsten Bundesliga
Matthäus - schwer vermittelbar
VON ROBERT PETERS
(RP) Der Rekordnationalspieler Lothar Matthäus bleibt als Trainer zweite Wahl. Er ist wieder mal arbeitslos. Dennoch ist er überzeugt davon, sogar Bayern München in der Bundesliga betreuen zu können.
Ende Mai wurde Lothar Matthäus sich selbst untreu. Er tauchte ab. Buchstäblich. Ein paar Wochen bewunderte er die bunte Unterwasserwelt der Malediven. Und er soll beim Schnorcheln unverhältnismäßig wenig gesprochen haben. Vielleicht hat er auch nur ausdauernd Luft geholt.
Denn es gibt allerlei zu besprechen. Zunächst die Gründe dafür, dass Deutschlands Rekordnationalspieler mal wieder arbeitslos ist. RasenBallsport Salzburg entließ den 46-Jährigen aus dem Trainervertrag.
„Unterschiedliche Auffassungen“ gab der Klub an. Sie müssen das Verhältnis zu Giovanni Trapattoni betroffen haben, den ihm die Salzburger ohne Vorwarnung vergangenes Jahr als Chef vor die Nase gesetzt hatten. Matthäus wiederum ließ sich kurz nach dem Wiederauftauchen von den Malediven gern von einem Radiosender über Transferpolitik und Spielerbeobachtungen befragen. Er kam dabei zu dem Schluss, dass er Fußballer nicht nach Ansicht einer DVD zum Verein holen würde. Genau das soll Trapattoni getan haben. Salzburg wertete das Interview als unloyalen Akt und gab dem Weltmeister von 1990 den Laufpass.
Und der muss wieder einmal rätseln, warum ihn offenbar niemand so richtig lieb hat im Trainerjob. In Deutschland bietet er sich bei jeder Gelegenheit unter klugem Einsatz aller alten Verbündeten aus den bunten Zeitungen an. Verpflichtet wurde er in dem Land, das ihn für seine Spielkunst feierte und seine Plauderlust nervtötend findet, nie. Dabei stand er beim 1. FC Nürnberg kurz vor der Unterschrift. „Gescheitert ist es am Protest von 100 Fans“, hat er neulich verraten.
Sie hatten nicht nur seine Biographie als Spieler studiert, die den Franken als Wahl-Münchner ausweist. Sie könnten auch einen Blick in die Trainerlaufbahn geworfen haben. Rapid Wien hielt es trotz eines Dreijahresvertrag nur gut ein Jahr mit ihm aus. „Die Chemie stimmte nicht“, erklärte Matthäus der „Süddeutschen Zeitung“.
Partizan Belgrad verließ er nach zwölf Monaten, weil der Klub seine unschätzbaren Verdienste um den Neuaufbau nicht ausreichend honorierte. Als Nationaltrainer Ungarns feierte er selbst in einem bedeutenden Anfall sprachlicher Kunstfertigkeit „das Wunder von Kaiserslautern“, als sein Team eine deutsche Rumpeltruppe kurz vor der EM 2004 mit 2:0 bezwang. Trotzdem bewarb er sich immer gern für freie Stellen in Europa und warf schließlich den Kram hin, weil es Ärger mit dem Verbandschef gab.
Nach ein paar Wochen bei Atletico Paranaense (Brasilien) heuerte er in Salzburg an. Dort versprachen sie ihm über den reitenden Boten Franz Beckenbauer, seinen langjährigen Fürsprecher, den Cheftrainerposten, ehe sie Trapattoni holten. Das konnte nicht gut gehen, vor allem weil Loddarmatthäus unterdessen fröhlich wiederholte, dass die Bundesliga gut beraten wäre, ihn zu verpflichten. Sogar die Bayern traue er sich zu, hat er gesagt.
Sie aber trauen ihm offenbar noch nicht, obwohl ihr ehemaliger Spieler Oliver Kreuzer, inzwischen Sportdirektor bei RasenBallsport Salzburg, den „perfekten Trainer und Fachmann“ preist. Wahrscheinlich scheitert Matthäus jedoch nicht an einem Mangel von Kenntnissen, sondern an einem überbordenden Mitteilungsbedürfnis. Wer ihn holt, der darf sicher sein, ein buntes Unterhaltungsprogramm in den Boulevardmedien mitverpflichtet zu haben. Nicht jeder findet das so gut wie Matthäus selbst, der sagt: „Das nimmt auch den Druck von einer Mannschaft.“
Einstweilen ist das eine nicht beweisbare Behauptung. Und sie gehört zur Werbetournee in eigener Sache. Solange der Trainer Matthäus nicht in der Bundesliga andockt, wird sie andauern. Wahrscheinlich also noch sehr lange.
13.7.2007
Quelle:
http://www.rp-online.de/public/article/aktuelles/sport/fussball/international/458131