@Okapi
Den Unterschied, den du da zwischen DFB und FIFA machst, finde ich aber komisch. So nach dem Motto: unser Schmiergeld war leider notwendig, damit man das als fleissige und weltoffene Nation längst verdiente Sommermärchen kriegt. Aber bei den Südafrikanern muss natürlich dringend aufgeklärt werden, wer davon alles profitiert hat.
Also ich glaube, umgekehrt wird ein Schuh draus: wir sollten mal einsehen, dass es bei uns zuweilen auch zugehen kann wie in einer Bananenrepublik. Dennoch kann man hinter dem, was an den WM's gut und richtig war, stehen. Sowohl bei unserer WM, als auch bei der von Südafrika ausgerichteten.
Der DFB ist Teil der FIFA, und sogar der weitaus grösste Sportverband weltweit, Ausserdem wird der Weltmeister von uns gestellt, und wir würden demzufolge innerhalb der notwendigen Aufklärung des FIFA-Skandals wahrscheinlich gravierend mehr beeinflussen können, und könnten an der Spitze der Bewegung stehen, welche die FIFA endlich, was lange überfällig ist, von Grund auf durchreformiert.
Dass wir es nicht tun, sondern Niersbach schon seit Monaten einen nervtötenden Eiertanz vollführt, wunderte einen, könnte aber was damit zu tun haben, dass man über uns auch so einiges weiss.
Im übrigen ist Sepp Blatter, für viele die Verkörperung allen Übels und des Bösen schlechthin, nicht einfach von den Schweizer Alpen zu uns herniedergestiegen. Er wurde vielmehr durch den deutschen Sportartikelhersteller Adidas, deren Chef damals noch Horst Dassler war, 1975 bei der FIFA installiert, und ist danach die Karriereleiter des Weltverbandes kontinuierlich hochbugsiert worden. Horst Dassler hat seine Firma schon damals durch planvolles Schmieren vorangebracht. Ein Schelm, der was auch immer dabei denkt, aber Adidas taucht immer wieder auf, und das von allem Anfang an.
Es ist also ein Skandal, der essentiell auf unserem Mist mit gewachsen ist. Wenn die FIFA bestechlich ist, dann auch deshalb, damit eine Firma, die ein Aushängeschild der deutschen Wirtschaft ist, und dick drin im deutschen Aushängeverein Bayern München, Millionen verdienen konnte. Was die sechskomma-irgendwas Millionen betrifft, sind die nur ein kleiner Teil der Rechnung. Tatsache ist, dass sich Niersbach wesentlich über das Sommermärchen 2006 in seine heutige Machtposition gehievt hat, und explizit Beckenbauer seitdem aber auch keine Gelegenheit ausgelassen hat, sich seinen danach nicht mehr anzukratzen gewesenen Ruf schwer zu vergolden.
Das ist schon ein bisschen mehr gewesen, als nur die selbstlose Bemühung von ein paar Fussballverrückten, den wackeren Deutschen diese WM ins eigene Land zu holen. Von weiteren Kreisen, die es seither gezogen hat, z.B. durch Beckenbauers omnipräsentes Engagement für Sky, die Telekom und andere, mal ganz abgesehen. Damit wurde unglaublich viel Geld verdient, und zwar hier bei uns.
Adidas alleine ist parallel und zusammen mit der Entwicklung der FIFA zu einer krakenartigen, niemandem mehr Rechenschaft ablegen müssenden multinationalen Organisation selbst ein Mitspieler von multinationaler Dimension in der Privatwirtschaft geworden. Ich denke, diesen Zusammenhang kann man als Journalist, oder was auch immer, öffentlich darstellen, selbst wenn man die Klamotten von denen gut findet, und man sich als Bundesbürger mehr oder weniger verhalten freut, dass sie mittlerweise sogar NIKE mehr als nur das Wasser reichen können.
Ich denke, viele sehnen sich danach, dass die FIFA reformiert wird. Dafür muss erst mal Transparenz da rein. Und diese Transparenz erreichen kann man nur, wenn man selbst auch bereit ist, seine Hosen herunterzulassen. Sollte Niersbach vielleicht drüber nachdenken, sofern er muss (denn die Unschuldsvermutung gilt natürlich).