Tach zusammen
Interessant wird es auch sein zu sehen, wie unsere derzeit super auftrumpfende Elf damit klar kommt wenn sich andere Mannschaften auf unsere Spielweise eingestellt haben.
Genau das ist mir auch durch den Kopf gegangen, aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass das kein großes Problem sein wird.
Grundsätzlich ist unsere Spielanlage in (fast) allen Phasen aktiv und nicht reaktiv. Wir wollen den Ball haben. Wir wollen dem Gegner den Ball abnehmen. Das hat zur Folge, dass sich die Gegner nach uns richten müssen.
Beispiele:
Großaspach wollte uns hoch anlaufen/zustellen und den Ballbesitz streitig machen. Ergebnis waren große Räume in deren Hälfte, die wir dann irgendwann genutzt haben.
Ingolstadt wollte z.B. auch mal flach rausspielen und das Spiel etwas beruhigen/dominieren. Wir sind aber hoch angelaufen und haben sie zu langen Bällen gezwungen (die sie zwar für den Sieg genutzt haben, aber mir geht es jetzt nur darum, wer sich nach wem richtete).
Gegen den Ball spielte Ingolstadt meist ein eher passives Mittelfeldpressing, dass hauptsächlich zum Schließen des Sechserraums genutzt wurde. Die Folge war, dass Ben Balla kaum im Spiel war, aber wie haben Lösungen gefunden, um drumherum zu spielen und trotzdem nach vorne zu kommen.
Münster wollte zwar grundsätzlich auch selber spielen und sein Spiel durchdrücken. Aber wir ließen sie einfach nicht. Umgekehrt bekamen sie auf unser Spiel kaum Zugriff.
Braunschweig hat sich fast komplett nach uns gerichtet. Die wollten keine Räume öffnen und wollten deswegen nicht hoch anlaufen. Die Folge war, dass wir sie fast mürbe gespielt haben. Wirklich dramatisch war für Braunschweig aber, dass wir trotzdem nach vorne gekommen und in Führung gegangen sind. Selbst hat Braunschweig nicht flach rausgespielt (entweder aus Angst vor unserem Pressing oder weil sie nicht anderes können) .Wir haben deren Long-Ball-Strategie fast das ganze Spiel im Griff gehabt.
Unsere Mannschaft beherrscht alle Phasen des Spiels. Wir können pressen, wir können kontern, wir können das Spiel selbst gestalten, wir können das Spiel beruhigen. Wir nutzen die Flügel, wir nutzen den Zehnerraum, wir nutzen Dribbling, wir nutzen Kombinationen. Wo willst du da im Matchplan gegen uns ansetzen?
Der zentrale Punkt ist einfach ein funktionierendes Ballbesitzspiel. Das predige ich hier seit Jahren. Das erlaubt dir flexibel auf alles das zu reagieren, was der Gegner vor hat. Du bist nicht davon abhängig, was der Gegner dir wo und wann anbietet. Du gibst die Richtung vor.
Und: Wenn du Ballbesitz kannst, kannst du trotzdem auf Mauern, Kontern, Umschalten oder lange Bälle switchen. Aber umgekehrt ist das nicht so leicht möglich. Ein gutes Ballbesitzspiel braucht immer Zeit, Geduld und Vertrauen. Rückschläge muss man einplanen, wird aber langfristig belohnt.
In dieser Hinsicht muss ich auf Steffen Baumgart verweisen. Ich habe einen Podcast mit ihm vor etwa einem Jahr gehört. Ich halte ihn weder für einen großen Strategen noch einen ausgewieften Taktiker oder einen besonderen Revoluzzer. Ich denke, er hat einen relativ simplen Blick auf das Spiel. Aber er hat von Beginn an gesagt, wir wollen immer den Ball haben, spielen alles flach raus und laufen den Gegner überall auf dem Platz an, um ihm den Ball wieder abnehmen. Das hat er selbst als Drittligist gegen den FC Bayern im Pokal so durchgezogen.
Wo diese Konsequenz geendet ist, wissen wir alle. Natürlich hat Baumgart sich dafür auch die passenen Spieler ausgesucht (immer bereit Vollgas zu geben). Die wirkliche Leistung von Baumgart liegt darin, den Mut zu haben, das Ding so konsequent durchzuziehen.