Da würde mich mal die Meinung von
@Schimanski zu interessieren, ich sehe das ja nur aus der Laiensicht.
Ich antworte mal hier....
Warum geht Jansen immer zwischen die beiden IVs, der spielt einen tödlichen Pass nach dem Anderen. Dazu noch die Frage wo turnt Sauer wieder rum beim 1-1 ?
Zwei Zitate aus dem gleichen Beitrag. Auf der einen Seite fehlt das tiefgehende Verständnis für Taktik, auf der anderen Seite wird der Trainer als Taktik-Fuchs beschimpft.
Jansen lässt sich zwischen den IV fallen, um in der ersten Aufbaulinie Überzahl gegen die zwei Stürmer zu haben. Wäre Viktoria mit nur einem Stürmer angelaufen, hätte Jansen es nicht gemacht.
Ein typischer Umformungsvorgang im Ballbesitz unter Lieberknecht und auch schon unter Gruev. Also nix, was gestern anders als sonst war. Bei den "tödlichen Pässen" hast du natürlich recht. Das war anders als sonst. Aber kann die Taktik etwas dafür?
Zu Sauer: Ich habe zu meinem Sohn zehn Sekunden vor dem Gegentor gesagt: Budimbu steht zu hoch. Weil Sauer nämlich alles richtig gemacht hat. Da Scepanik sich ins Offensivspiel einschaltet, muss der Rest der Viererkette durchschieben und als Dreierkette absichern. Sauer wird positionell in diesem Moment zum zweiten Innenverteidiger.
Jetzt bleibt nur noch die Frage, wer für den frei gewordenen Raum verantwortlich ist. Erstmal keiner, weil alle ballfernen Räume nicht besetzt sein können. Der Fokus liegt immer auf dem Zentrum und dem Weg zum Tor. Nach einer Verlagerung muss der Verbund zuschieben. Und da ist Budimbu wohl am ehesten derjenige, der zu spät umschaltete. Aber ich fand den Lauf von Scepanik auch überambitioniert und den Ballverlust unnötig. Die Spieler probieren etwas, was sie technisch nicht können. Aber was kann die Taktik dafür?
Grundsätzlich sind wir taktisch im Moment absolut unausrechenbar (Dotchev hat es auch erwähnt). Allerdings auch für uns selbst. Die "Spielidee" wurde aufgegeben. Vermutlich weil sie im Moment nicht umsetzbar erscheint (bedingt durch die Ausfälle und die grundsätzliche Kaderqualität) oder weil die Ergebnisse nicht stimmten oder beides. Es gibt im Moment keine Spielidentität. Wir hangeln uns von Spiel zu Spiel und versuchen das, was die Woche davor nicht so gut war, besser zu machen. Allerdings treten dann wieder neue Probleme auf. Gegen Saarbrücken sind wir zu verhalten angelaufen. Das haben wir gestern versucht progressiver zu machen, aber dadurch Probleme in der Kompaktheit gehabt. Gegen Saarbrücken haben wir uns zu oft pressen lassen, deswegen haben wir die Bälle unter Druck jetzt gebolzt (mit all seinen bekannten Nachteilen -> geringere Wahrscheinlichkeit im Ballbesitz zu bleiben, große Abhängigkeit von Zufall und Physis, gestreckte und auseinander gerissene Formation -> erschwert Gegenpressing und zerstört die Kompaktheit).
Die rote Karte von Sicker hat uns in meinen Augen zwei Niederlagen gekostet, weil Scepanik gestern aus taktischer Sicht eine absolute Vollkatastrophe war. Er ist viel zu ambitioniert (und dazu noch falsch, da zu frontal) angelaufen, stand aber selbst in passiven Momenten oft zu hoch, hatte kaum Bindung zur Kette und dazu noch eine unglückliche Entscheidungsfindung. Die gelb-rote Karte war absolut folgerichtig und passte zu seiner Überforderung. Bretschneider wäre die bessere Alternative gewesen, hat aber wohl nicht von Beginn an gespielt, weil er sich Sonntag erkältet abgemeldet hat. Womit wir wieder beim Verletzungspech und bei der Kaderqualität wären.
Nachdem man gegen Unterhaching und Sechzig mit einer eher reaktiven Taktik erfolgreich war, der gleiche Ansatz gegen Saarbrücken dann aber gescheitert ist und man die guten Phasen im Spiel hatte, als man selbst aktiver wurde, höher anlief und wieder selbst versuchte, mehr Fussball zu spielen, finde ich es nachvollziehbar, dass man gestern wieder probierte das Spiel aktiver anzugehen. Allerdings kamen dann wieder bekannte Probleme zum Tragen. Es fehlt an Sicherheit in den Abläufen (sowohl im Anlaufen als auch im Ballbesitz), weil es keine Konstanz in der Formation gibt und man das, was man in der Vorbereitung erarbeitet hat, so nicht umsetzen konnte. Es fehlt an technischer und taktischer Klasse in der Zentrale (IV und Sechs) und wir sind wieder bei dem Punkt, dass die Abgänge von Boeder, Commper, Ben Balla und Albutat einfach nicht gleichwertig ersetzt wurden. Was nützt uns die (angeblich) bessere Kopfballstärke und Geschwindigkeit wenn die Jungs unter Druck kaum einen Ball an den Mann bringen können?
Im Endeffekt drehen wir uns im Kreis. Für einen aktiven und dominanten Fussball fehlt die Qualität. Eine abwartende Taktik hat nicht die nötige Konstanz, um oben mitzuspielen.
Ich bin gespannt, wie es der neue Trainer angehen wird. Hoffnung auf eine großartige Leistungsexplosion habe ich nicht...