Bei Lieberknecht ist es ganz einfach: Kann funktionieren, kann aber auch einfach richtig in die Hose gehen. Ich werde ihn eine Sache immer hoch an rechnen, dass er diese Aufgabe nach den Abstieg angenommen hat. Viele hätten da den Kopf in den Sand gesteckt und sich versteckt, er hat hier den Abstieg nicht vermieden, er wollte hier wieder aufbauen und den MSV nach vorne bringen. Der MSV war zumindest zum Anfang hin eine Herzensangelegenheit für Lieberknecht. Doch ich glaube auch, dass er einfach zum falschen Zeitpunkt hier war und nicht zu unseren Spielerköpfen gepasst hat. Wir hatten zu viele Weicheier in der Mannschaft und mit Lieberknecht eben einen absoluten Sturkopf als Chef. Ich kann den Wunsch nach seinen Trainerqualitäten verstehen aber als Mensch war er hier einfach berechtigt im Team verbrannt. Ein Beispiel ist Budimbu, der wurde Monate lang vom Trainer ignoriert, kein Wort haben beide gewechselt. Als Bitter sich dann verletzt hat und mangels Alternative Budimbu zum RV umfungiert wurde, war er auf einmal Totos Bezugsperson im Team und andere Jungs wurden fallen gelassen. Das sorgte natürlich für Gerede, in den Aufenthaltsräumen war er das Feindbild. Ein Mickels wurde bei Schlecht-Leistung nicht stark geredet sondern mit Sätzen wie "Dich hab ich aus der Versenkung geholt!!" konfrontiert, vor versammelter Mannschaft. Als er entlassen wurde, haben einige Spieler trotzdem den Stil bewiesen und wollten sich persönlich bedanken/verabschieden, für die Jungs war Toto aber nicht mehr erreichbar.
Meine These ist ganz einfach: Lieberknecht hat mit der Zeit erlebt, wie umprofessionell hier im Verein gearbeitet wird und diese Erschütterung über diese Unprofessionalität haben ihn die Motivation und Lust genommen. Das hat sich auf seine Arbeit abgefärbt. Er ist, den Zahn muss ich einigen ziehen, einfach nicht der Typ Kloppo, er ist nicht diese Vaterfigur für Spieler. Er ist nah an den Fans, er tut was für das Umfeld. Alles ehrenvoll aber Lieberknecht sieht das große Ganze. Er brauch einen fähigen Staff, den hat er hier nicht vorgefunden. Er hat nur akzeptiert und resigniert. Fakt ist aber auch, dass er beim MSV keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat, dafür gibt es Gründe, die sich auch als starke Faktoren darstellen, seine Schlecht-Leistung aber einfach nicht entschuldigen. Der MSV hat in der damaligen Spielpause im kollektiv versagt. JEDER, auch ein Torsten Lieberknecht.
Eine Entlassung war zwingend notwendig. Du kannst in der Saison keinen kompletten Kader tauschen, dementsprechend ist der Trainer das Bauernopfer aber wenn er beim Team nicht mehr ankommt, ist die Entscheidung einfach nachvollziehbar.
Lieberknecht hat viele Schattenseiten, gerade auf menschlicher Ebene. Auch deshalb hat er noch keinen großen Verein in seiner Vita und nur Braunschweig, MSV, Darmstadt dort stehen. Hätte Bremen Anfang nicht abgeworben, würde er wahrscheinlich jetzt erst Thema bei Vereinen werden. Darmstadt ist für Lieberknecht ein Glücksgriff und aktuell ist Lieberknecht eben auch für Darmstadt ein Glücksgriff. Betonung liegt auf Aktuell, wartet mal ab. Das ist erst eine Halbserie.