War das gestern ein Erlebnis!
Eine denkwürige Nacht für das Deutsche Eishockey.
Zum ersten Mal seit 17 Jahren konnten wir gegen NHL-Profis
einen Sieg erringen.
Damals vor 17 Jahren stand ich als Jugendlicher in der
Westfalenhalle zu Dortmund und der Gegner hieß ebenfalls USA.
B-Team hin, B-Team her! Es waren gestern NHL-Profis und
gegen diese sieht das Deutsche Eishockey normalerweise
kein Land. Es war eine Sensation!
Zu meinen gestrigen Eindrücken...
Das
Spiel schien mir über weite Strecken zerfahren. Deutschland
hat das gespielt, was es konnte, nein musste. Man war auf
Absicherung bedacht, agierte Überwiegend defensiv. Kämpferisch
am Limit. Überraschender war für mich, wie kaltschnäuzig
vorne agiert wurde. Die Angriffe schienen mir sparsam
vorkommend, aber überfallartig und überraschend vorgetragen.
Zu erwarten war, dass man im Eishockey eine 1-0 - Führung nicht
über die Zeit bringen konnte. So rutschte dem starken Endras
der Puk durch die Schoner 1-1. Deutschland zu diesem Zeitpunkt
fast stehend k.o. Die Amis konnten sogar bei 5-5 eine Art
Powerplay aufziehen.
Es galt, sich in die Verlängerung zu retten.Im Laufe der 5 Minuten der
Overtime wäre den dürckenden Amis gegen ermüdete Deutsche
der Siegtreffer sicherlich gelungen. Spätestens im Penalty-
Schießen hätten die technisch besseren Ami-Schützen Vorteile
gehabt. Die einzige Chance der abgekämpften Deutschen war
meines Erachens ein Blitzschlag zu Beginn der Overtime. Und
so kam es dann auch. Riesiger Jubel. Ein Tollhaus. Dann der
Videobeweis, gellende Pfiffe . Abschließend die nicht mehr für
mögliche gehaltene Erlösung: TOR! Feier mit den Spielern,
Nationalhymne. Gänsehaut.
Grandiose Leistung unserer Mannschaft und ein perfekter
Start in das Turnier, in welchem nun die Zwischenrunde
winkt.
Zum Thema
Zuschauer: Es waren nicht die erwarteten Massen
von Fußballfans, welche die offiziell bekannt gegebene Kulisse
von 77.800 bildeten. Es waren vielmehr Massen von Eishockey-
Fans aus ganz Deutschland. Teilweise hatte man den Eindruck,
es würde mehr Bayrisch als Hochdeutsch gesprochen. Stark
vertreten auch die Eisbären Berlin und natürlich die DEG.
Die Eisbären mit ihrem martialischen Auftreten erinnern stärker
als andere Fangruppen an Fußballfans. Schlacke - Fans zeigten
sich eher nur vereinzelt und mussten viel Spott und Hohn
über sich ergehen lassen. Gerade auch in Straßenbahnen,
aber eigentlich überall.
Übrigens: Der Schwarzmarkt boomte zu zivilen Preisen.
Der öffentliche Personennahverkehr war angesichts der
Zuschauermasse gut organisiert. Die Organisation
war am und im Stadion nicht perfekt, aber ich denke,
kein anderes Land Europas hätte das besser hingekriegt.
Die ganze Veranstaltung war provisorischer Natur. Da
kann es nur um Fehlerbegrenzung gehen und das ist
gelungen.
Nun zur
Halle und
Sicht: Die Kulisse schien endlos und
unüberschaubar. Unüberschaubar wie das Eis.
Überraschend genügsam reckten die Eishockey-Fans
ihre Hälse. Ein Meckern über die Bedingungen war kaum
zu vernehmen. Alle waren froh, bei einem solch historischen
Eishockey-Spiel dabei sein zu dürfen.
Block D, Deine Prognose traf zu.
Im Innenraum konnte man auf den Zusatztribünen auf Grund
der Höhe der Bande sowie der Köpfe der anderen Fans nur Teile
des Eises sehen. Dies bewog mich dazu, nach der ersten
Drittelpause die Stellung zu wechseln. Nun stand ich in der
ersten Reihe vor der Bande. Zunächst im Nordbereich, wo ich das
1-0 sah. Dann im Schlussdrittel und in der Overtime zog
es mich in die Südkurve, wo ich in der ersten Reihe erneut
freie Sicht auf das zweite deutsche Tor hatte. Die Spieler
jubelten unmittelbar vor mir in einer Menschentraube.
Für eine einigermaßen gute Sicht musste man also schon
etwas unternehmen.
Die Zuschauer auf den normalen Rängen hatten zwar die
Übersicht, waren aber viel zu weit vom Eis entfernt.
Mithin hatte keiner der 78.000 wirklich gute Plätze.
Ich war noch sehr gut bedient mit meiner freien
Sicht auf die deutschen Tore.
Eishockey auf Schlacke sollte eine einmalige Ausnahme
bleiben. Das Stadion ist hierfür in keinster Weise
tauglich. Ich freue mich auf D-DEN in Köln und bin
begeistert, gestern Nacht dabei gewesen zu sein.
Die
Stimmung:
Es fehlte TEILWEISE die Bindung der Fans zum Spiel, da
sie hiervon nichts oder wenig sehen und daher nicht
mitfiebern bzw. auf Spielszenen reagieren konnten.
Prinzipiell waren alle vier Tribünen mit supportwilligen
und eingefleischten, kostümierten Eishockey-Fans in
Vereinstrikots, die oftmals selbst erfahrenen Hockey-Fans
unbekannt waren, besetzt.
Doch diese gigantische Maschinerie in Gang zu bringen,
war schwierig. Vor Spielbeginn und in den ersten Minuten
gelang dies. Dann verflachte die Stimmung, um im zweiten
Drittel ihren Höhepunkt zu erreichen. Da haben durchaus
mehr als 60.000 der 78.000 Zuschauer ihre Stimme erhoben.
Wenn dies gelang, waren die Deutschland-Gesänge und
insbesondere auch die Pfeifkonzerte BOMBASTISCH.
Doch die durchgängige Eishockey-Stimmung konnte nicht
aufrecht erhalten werden. Im letzten Drittel d erschienen
Spieler und Fans wie das Kaninchen vor der Schlange.
30.000 im Norden schwiegen fast 15 Minuten, als es
eng wurde. Da war es lediglich der eigentliche Gästebereich, der
aufhorchen ließ. Ganz wie bei Schlacke-Heimspielen,
wenn es nicht wunschgemäß läuft. Im Gästebereich waren
natürlich nur Deutsche. Im weiten Rund wurden nicht mehr als 2
oder 3 Ami-Fahnen ausgemacht.
Gegen Ende des letzten Drittels boten die Fans dann endlich
wieder den nötigen Rückhalt und trieben die Jungs in die
Overtime, wo es dann zum Vulkanausbruch kam. Wenn
78.000 in einer Halle ausrasten und man vorne an der Bande
steht, steht man natürlich kurz vor einem Hörsturz.
Später ein paar Fotos.
Das Eishockey - Märchen hat begonnen!