Wie wäre es hiermit:
STADION 2.0
Konsum, Komfort und Überwachung
Im von Cisco konzipierten Sportstadion werden Zuschauer-Handys und Stadioninfrastruktur gründlich vernetzt. Personalisierte Services, Werbespots und Konsumangebote flimmern über alle Displays, und natürlich dient das Handy auch als Eintritts- und Kreditkarte.
Den weltweit größten Netzwerkausrüster Cisco treibt eine Vision um: Die graue Internet-Eminenz will mit einem spektakulären Stadionbau eine gigantische Produktschau installieren und damit auch aus dem Schatten der Server-Kammern ins Bewusstsein der Konsumenten vordringen.
Wenn die Geschäfte weiterhin - wie gewohnt - blendend laufen, wird das A-Liga-Baseball-Team Oakland Athletics (kurz: A's) 2011 in eine "Cisco Arena" umziehen, ein Manager des Teams spekulierte bereits über eine Namensänderung in "Silicon Valley A's". Der Umzug wäre allerdings auch jenseits der Namensfrage symbolträchtig, denn das neue Stadion wäre nicht nur ein Schaufenster für Cisco-Produkte, es soll auch auf einem firmeneigenen Grundstück in der Nähe des Firmensitzes entstehen.
Alles auf dem Handy
Offiziell hat sich Cisco noch nicht zu den Plänen geäußert, aber die Signale sowohl aus der betroffenen Gemeindeverwaltung der Stadt Fremont, als auch vom Management der A's sind recht eindeutig. Dazu kommt, dass Cisco-Chef John Chambers unlängst das Konzept für ein High-Tech-Stadion präsentiert hat, bei dem die A's im Bild- und Video-Material laut der Nachrichtenagentur AP als Beispiel dienten.
Den Zuschauern soll die Arena eine neue Dimension des Sportkonsums vor Ort bieten, Handys werden dabei zur Kommunikationsschnittstelle zwischen Fan und der Stadioninfrastruktur. Zunächst sorgen sie für die automatische Authentifizierung des Besuchers, im Zweifelsfall vom Parkplatz über die Einlasskontrolle bis hin zur VIP-Toilette. Gleichzeitig sorgen die Handys dafür, dass die Werbung auf dem persönlichen Display am nummerierten Sitzplatz und an allen weiteren Displays, an denen der Stadionbesucher vorbei läuft, auf das persönliche Konsumprofil zugeschnitten wird.
Ein Teil der angezeigten Werbung bezieht sich auf kostenpflichtige Services vor Ort, beispielsweise sollen Zuschauer Bilder aus den Überwachungs- beziehungsweise TV-Kameras des Stadions erwerben können, auf denen sie selbst zu sehen sind. Das frisch gekaufte Foto, das einen selbst in der jubelnden Menge zeigt, wird natürlich prompt auf das Handy geliefert und - der Höhepunkt des integrierten Konsums - gegen eine weitere Gebühr auch auf dem zentralen Medienwürfel der Arena angezeigt.
Auf Intels Spuren
Mit dem Konzept des Cisco-Stadions würde der Konzern ein gut sichtbares Wahrzeichen errichten, das auch zur aktuellen Strategie passen würde: Demnach will der Konzern jenseits seiner traditionellen Rolle als Hersteller von Internet-Routern, Switches und Servern expandieren, beispielsweise mit Lösungen für den Online-Medienvertrieb.
Weil dafür neben Know-how und Kapital, über die der Konzern zweifelsohne verfügt, aber auch eine prominente Marke nützlich ist, muss Cisco sich wohl auch beim Konsumenten bekannt machen, wobei eine mehr oder weniger firmeneigene Sportmannschaft eine effiziente Maßnahme darstellen kann. Dass der Schritt vom allgegenwärtigen, aber allgemein unbekannten Technikhersteller zur jedem Konsumenten geläufigen Marke möglich ist, hat Intel vorgemacht: Bevor 1991 die "Intel inside"-Kampagne anlief, war der Speicherproduzent einer breiteren Öffentlichkeit ähnlich unbekannt, wie Cisco es heute ist.
Sascha Koesch / Fee Magdanz / Robert Stadler
http://www.spiegel.de/netzwelt/mobil/0,1518,448518,00.html
*unbekanntverzogen*