Vielleicht ein kleines bisschen off-topic, aber zum Thema SGE und MSV fällt mir auch noch eine persönliche Geschichte ein...
Ich habe gerade mal gegoogelt...es muss der 24.3.1995 gewesen sein. Ich war gerade 18 geworden, Führerschein habe ich erst ein paar Tage später bestanden. Wir haben uns nachmittags an der Shell-Tanke in Wedau getroffen und wollten eigentlich mit einem Kumpel vom Kumpel rüber nach Uerdingen fahren, weil da die Eintracht gegen Funkels Uerdinger spielte. Den Fahrer kannte ich gar nicht bzw. nur flüchtig. Ich meine er fuhr einen Audi 100,
wahrscheinlich dieses Modell, zwar nicht ganz taufrisch, aber gut motorisiert und auch ausreichend geräumig. Problem war nämlich, dass wir insgesamt zu sechst waren. An die genauen Umstände wieso wir einer zu viel waren, kann ich mich nicht mehr erinnern, vielleicht ist auch spontan jemand dazu gestoßen, keine Ahnung. Auf jeden Fall saßen wir hinten zu viert. Damals vermutlich ein kleineres Problem als heutzutage, zumal bis Uerdingen ja nur ein Katzensprung war und man in dem Alter sowieso unfickbar war und über den Dingen stand.
Auf dem Weg nach Uerdingen - aus der Erinnerung würde ich sagen, der Fahrer hatte gerade beim Rausbeschleunigen nach der Tankstellenabfahrt in den 3.Gang geschaltet - wurde dann der Entschluß gefasst, doch nicht nach Uerdingen, sondern nach Bremen zu fahren. In Bremen spielte nämlich parallel der MSV. Problem war zwar, dass der Nachmittag schon weit voran geschritten war und es vollkommen in den Sternen stand, ob man es bis zum Anpfiff überhaupt schaffte, aber alle fanden die Idee gut und so ging es nach Bremen. Ich kann mich an eine furiose und sehr beengte Fahrt erinnern, Durchblutungstörungen und Krämpfe in diversen Körperteilen, die Tachonadel oft im 200er-Bereich, Dauergast auf der linken Spur, überholt hat uns sicher keiner, ganz pünklich waren wir trotzdem nicht...
In Bremen hat der MSV in der damaligen Zeit mindestens zwei rauschende Auswärtsspiele abgeliefert (bei einem war ich vor Ort, beim anderen haben wir auf Klassenfahrt am Radio den Coup gefeiert), aber das Spiel am 24.3.1995 gehörte nicht dazu. Es lag zeitlich nämlich zwischen diesen beiden Spielen und war leider kein Glanzpunkt der MSV-Historie. Wenn ich mich nicht irre lagen die Zebras schon zurück als wir eintrafen und zur Halbzeit war das Spiel schon entschieden (0:3). Genauso spontan wie die Hinreise wurde dann auch die Rückreise beschlossen. Zumindest der Fahrer und seine engsten Vertrauten sahen keinen Grund mehr das Spiel zu Ende zu schauen. Ein Kumpel und ich wollten aber bleiben. Wenn wir schon so weit gefahren waren, wollten wir auch das ganze Spiel sehen und die Auswärts-Atmosphäre komplett einfangen. Und auf eine Rückfahrt zu sechst waren wir auch nicht sonderlich scharf. Also blieben wir einfach. Belohnt wurden wir noch mit dem 1:4-Anschlusstreffer von Marin, am Ende stand`s 1:5.
Die Rückfahrt war dann die reinste Improvisation. Fussmarsch durch Bremen zum Hauptbahnhof und dann schauen, was geht. Mein Vater arbeitete bei der Bahn und da hatte man als Familienangehöriger damals eine gewisse Anzahl an Freifahrten im Jahr. Ich hatte im Portemonnaie noch zwei von diesen Karten. Eine war abgelaufen, die andere gültig. Ich bekam eine, die andere mein Kumpel, beide natürlich personalisiert mit dem gleichen Namen. Wir sind mit irgendwelchen Bimmelzügen dann zurück nach Duisburg gefahren, im Abteil neben uns ein paar Bremer Freunde aus Essen. Ich weiß nicht mehr genau, ob wir mit ihnen ins Gespräch gekommen sind, auf jeden Fall kann ich mich an eine leicht gereizte Stimmung uns gegenüber erinnern. Ein Schaffner kam mitten in der Nacht kurz hinter Münster auch und stempelte beide Karten ohne Nachfragen ab. Ich bin mir nicht sicher, ob er den gleichen Namen auf beiden Tickets ignorierte oder gar nicht gelesen hatte. Es war auf jeden Fall unkompliziert.
Am Duisburger Bahnhof kamen wir dann rechtzeitig an, um den ersten 934er nach Wedau zu erwischen. Der fuhr um kurz nach 5 Uhr und wurde am Wochenende auch sonst gerne in Anspruch genommen, um nach Discobesuchen nach Hause zu fahren. Fürs Taxi fehlte einfach das Geld. Zu Hause angekommen, traf ich zuerst auf die besorgten Blicke meiner Mutter. Klar, sie hatte mit einem Ausflug nach Uerdingen gerechnet und sich wohl die ganze Nacht Sorgen gemacht. Handys waren damals noch nicht verbreitet. Ihre damalige Sorge konnte ich in dem Moment nur rudimentär nachvollziehen. Heutzutage als Vater eigener Jungs sehe ich das natürlich anders.
Und was sagt uns die Geschichte? Fanfreundschaft schön und gut, aber am Ende zählt nur der MSV...und obwohl das Spiel in Bremen grottig war...wenn man sich nach über 20 Jahren noch so gut erinnern kann, war dieses Auswärtsfahrt doch eine Besondere...
