Bundesliga
Hannover: Der Anwalt des Stürmers reicht Klage gegen 96 ein - 20.01.2006 09:17
Idrissou glaubt an eine Zukunft in Duisburg
Eigentlich wollte sich Mohammadou Idrissou in diesen Tagen beim MSV Duisburg auf die Bundesliga-Rückrunde vorbereiten. Nun kämpft der Kameruner um seine Zukunft als Profifußballer. Und gegen den Ruf, mit 25 Jahren Sportinvalide zu sein.

Ins Abseits gedribbelt. Mohammadou Idrissou (re.) ist beschäftigungslos.
Vergangene Woche platzte seine Anstellung beim MSV - er bestand die sportärztliche Untersuchung beim Aufsteiger nicht.
Die Vorgeschichte: Seit 2004 quält sich der Stürmer mit ständigen Knieproblemen (Außenmeniskus- Schaden) herum, fiel deswegen auch zu Beginn dieser Saison aus. Erst seit Oktober 2005 ist Idrissou wieder gesundgeschrieben, absolvierte zum Ende der Hinrunde vier Kurzeinsätze in der Bundesliga und 13 Minuten im Pokalspiel zum Jahresabschluss gegen Bremen. Am 3. Januar 2006 wurde Idrissou vom 96er-Teamarzt Dr. Wego Kregehr die sportliche Arbeitstauglichkeit bestätigt - angeblich für ein Attest für Idrissous Krankenversicherung. Keine Woche später, am 9. Januar, wurde ihm diese Tauglichkeit vom MSV Duisburg abgesprochen. Idrissou wartete auch gestern, Mittwoch, auf den offiziellen Befund. Genauso wie sein Anwalt Dr. Rüdiger Knaup, der am Dienstag Klage einreichte beim Arbeitsgericht Hannover. Und zwar auf Weiterbeschäftigung bei 96. Auf eine Klage gegen den MSV - auf Einhaltung des Arbeitsverhältnisses - wird (erst einmal) verzichtet.
Was wird Hannover 96 vorgeworfen?
Am 8. Januar wurde zwischen Hannover 96 und Idrissou ein Auflösungsvertrag unterzeichnet. Der Austausch fand allerdings nur per Fax statt. "Das stellt einen Verstoß gegen § 623 des BGB dar, so dass der Arbeitsvertrag immer noch wirksam ist, das heißt Idrissou noch bei Hannover 96 beschäftigt ist", so der Münchner Arbeits- und Sportrechtler Dr. Christian Quirling. Ein Auflösungsvertrag muss in Schriftform verfasst werden.
Dass es in dieser Geschichte nicht um Moral geht, ist klar. Schließlich wollte Idrissou unbedingt weg aus Hannover. Es geht ums Geld. Offiziell will Idrissou vor Gericht seine Teilnahme am Trainingsbetrieb einklagen. Inoffiziell läuft alles darauf hinaus, eine mögliche Abfindung zu erstreiten. Hannover will den Spieler genauso wenig zurück, wie Idrissou wieder bei 96 spielen möchte. Rund 30 000 Euro soll Idrissou monatlich bei 96 verdienen, sein Vertrag dort ist bis Juni 2006 datiert.
Warum wird auf eine Klage gegen Duisburg verzichtet?
Man will sich offenbar die Tür bei den "Zebras" nicht zuschlagen, auch wenn Duisburgs Klubchef Walter Hellmich sagt: "Der Spieler ist verletzt." Idrissou hat das Thema MSV noch nicht abgehakt: "Ich glaube daran, habe Vertrag, und Duisburg noch keinen neuen Stürmer." Eine Klage wäre da hinderlich. Idrissou, der nach eigenen Angaben intensiv an seiner Fitness arbeitet, spekuliert darauf, "in zwei, drei Wochen" erneut vorstellig zu werden in Duisburg.
Sollte es nicht dazu kommen, könnte auch der MSV verklagt werden - obwohl das nicht im Interesse beider Seiten ist. Möglicherweise hat Duisburg gegen FIFA-Recht verstoßen. Dann soll Duisburg verpflichtet werden, Idrissou für die Vertragslaufzeit (2008) auszubezahlen. Hintergrund: Duisburg schloss am 7. Januar - unter dem Vorbehalt der sportärztlichen Tauglichkeit - den Vertrag mit Idrissou und bat erst zwei Tage später zur sportärztlichen Untersuchung. Der umgekehrte Weg wäre hier der richtigere gewesen. Rechtsanwalt Dr. Christian Quirling: "Laut des FIFA-Transferreglements 2005 darf ein Vertrag mit einem Berufsspieler nicht vom positiven Ergebnis einer medizinischen Untersuchung abhängig gemacht werden."
Nur eines ist sicher: Der "Akte Idrissou" ist noch lange nicht geschlossen.
Sebastian Karkos