Wildberg1981
3. Liga
Sehr geehrte Damen und Herren,
ein sehr guter Freund von mir hat für unsere gemeinsame Homepage einen wundervollen Text verfasst. Diesen möchte ich nun hier wiedergeben, spiegelt er doch sehr gut die langjährige Lage beim MSV wieder.
Und nun, los:
Hier stagniert der MSV
Der MSV Duisburg ist zunächst einmal das, was klassisch als Fahrstuhlmannschaft bezeichnet wird. Seit 1990 stieg der Klub vier Mal in die Bundesliga auf und ebenso häufig wieder ab, und wenn es schlecht läuft, erhöht sich die Bilanz im Sommer auf fünf Abstiege aus dem Oberhaus. Der MSV ist allerdings auch das, was gemeinhin als „Graue Maus“ bezeichnet wird: Ein Verein ohne Rekorde – sieht man einmal vom schnellsten Hattrick der Bundesliga-Geschichte durch Michael Tönnies ab -, ohne Begeisterung, dafür aber mit mittelmäßigen Symphatiewerten und traditioneller Malocher-Einstellung zum Fußball. Nicht mal zu negativen Rekorden reicht es für die „Zebras“ – Rekordabsteiger aus der Bundesliga ist noch immer der 1. FC Nürnberg.
Die Suche danach, was den MSV besonders macht, was ihn auszeichnet, gestaltet sich schwierig. Viele Klubs haben ihre glorreiche Zeit schon lange hinter sich und so ist die Besinnung auf Legende Bernhard Dietz und die starken 1970er Jahre auch kein Alleinstellungsmerkmal der Meidericher – der Schalker Kreisel und die Gladbacher „Fohlenelf“ lassen schön grüßen. Die letzte Bastion auf der Suche nach eigener Strahlkraft ist in aller Regel ja der Kult, der nicht näher begründet werden kann und muss, sondern aus sich heraus schon alles klärt: Der „Zebra-Twist“, das alte und niedliche Vereinslied der Duisburger, wird ziemlich häufig als Kult genannt, was auch stimmen mag, aber wohl unter Fans anderer Vereine ebenso üblich ist. Sich auf die Tradition zu besinnen, macht in Bremen oder Gelsenkirchen genauso Sinn wie in Duisburg und alte Lieder gibt es in den Stadien ohnehin genug.
Dennoch muss der MSV nicht auf einen – wenn auch inoffiziellen – Titel verzichten: Er ist der Klub, der in den letzten gut zehn Jahren die wenigsten guten Spieler herausgebracht hat. Tomasz Hajto, der etwas eckige, aber immer präsente Manndecker, wechselte 2001 nach einem weiteren Duisburger Abstieg zum FC
04 – es war der letzte Transfer eines MSV-Profis zu einem ambitionierten Klub. Das letzte „Zebra“, das den Sprung zum Branchenführer Bayern München schaffte – ein Indikator, der gerne mal angeführt wird – war Michael ******, der dafür aber auch die Zwischenstation Karlsruher SC benötigte. Gut möglich, dass Uli Hoeneß oder Klaus Allofs bis heute die Vorwahl von Duisburg nicht kennt.
Eine sehr wohlwollende Auflistung der Duisburger Top-Abgänge seit 1995sieht dann wie folgt aus: Hans Sarpei zum VfL Wolfsburg, Hajto nach
, Marcus Beierle zu 1860 München, Slobodan Komljenovic nach Kaiserslautern, Bachirou Salou zum BVB, Peter Közle nach Bochum und eben ****** zum KSC. Salou ist hier natürlich der „Königstransfer“, wobei es fast schon bezeichnend ist: Mit diesem Wechsel versenkte Salou seine bis dato aufsteigende Karriere, es ging kontinuierlich bergab. Wäre er doch in Duisburg geblieben!
Der MSV Duisburg trotz jeder Wahrscheinlichkeitsrechnung: Dass in fünf Jahren in der 2. Bundesliga kein einziger Spieler eine halbwegs rasante Entwicklung hinlegt, und über das „Sprungbrett“ Duisburg seine Karriere ankurbelt, ist derart unwahrscheinlich, dass es schon tatsächlich bemerkenswert ist. Philipp Bönig und Pavel Drsek galten beim MSV immer als sehr talentiert, beide wechselten dann zum VfL Bochum, wo aus Bönig ein solider Bundesligaspieler und aus Drsek ein veritabler Bankdrücker geworden ist. Marius Ebbers, in Duisburg mal Topstürmer und Torjäger, scheiterte in Köln in Liga eins und spielt nun sehr solide eine Liga tiefer in Aachen. Nein, als Sprungbrett taugt der MSV nun wahrlich nicht.
Dieser Befund bedingt natürlich die Frage nach den Gründen: Was ist da los in Duisburg? Eine ebenso gute wie unbeantwortbare Frage. Schlechtes Scouting, schlechte Nachwuchsarbeit, schlechter Trainer, schlechtes Training – all das mag natürlich grundsätzlich stimmen und so recht mag man da als langjähriger Beobachter auch gar nicht widersprechen. Dennoch drängt sich die Frage auf, ob das alles bei ähnlich tristen Vereinen wie Arminia Bielefeld, dem SC Paderborn, Hansa Rostock, etc. großartig anders ist. Und die zweite, noch viel aufdringlichere Frage: Warum gibt es denn nicht zumindest mal einen Ausreißer nach oben, also die Ausnahme, die jede Regel angeblich bestätigt? Was ist also mit dem Zufall und der Wahrscheinlichkeitsrechnung.
Schaut man sich den aktuellen MSV-Kader an, der auf dem besten Weg zum fünften Abstieg in den letzten 18 Jahren ist, wird das ganze Phänomen einmal mehr deutlich. Sicherlich wird kein Spieler aus diesem Aufgebot Weltfußballer werden, wahrscheinlich schafft es auch keiner mehr zu Real Madrid (außer vielleicht Klemen Lavric) oder dem FC Chelsea, aber es wäre doch stark verkürzt, das generelle Talent und die allgemeinen Tauglichkeit einiger Spieler abzustreiten. Blagoy Georgiew is sicherlich ein guter Kicker, Christian Tiffert hat schon beim VfB Stuttgart gute und konstante Leistungen gezeigt, Christian Weber gehörte vor seinem Wechsel an die Wedau zu den besten Spielern der zweiten Liga. Erschreckend und bemerkenswert ist es aber, dass keiner aus dem knapp 30-köpfigen Aufgebot den Sprung zur Überraschung der Saison, zum Ausreißer nach oben geschafft hat. Wenn nach wie vor der gute Ivo Grlic der beste Mann im Team ist, sollte das – bei allem Respekt vor Grlics Leistung – Grund zum Nachdenken geben.
Da aber zu jeder Diagnose immer ein Vergleich mit Vergleichbarem gehört, soll dieser hier natürlich folgen. Zum Beispiel die Mitaufsteiger Karlsruher SC und Hansa Rostock – wie sieht das denn bei ihnen aus? Der KSC war die große Überraschung der Saison und ist daher nicht ganz vergleichbar. Dort entwickelte sich aber z.B. Tamas Hajnal überragend und unterschrieb früh einen Vertrag bei Borussia Dortmund, wie schon sein Vorgänger Giovani Federico ein Jahr zuvor. Rostock hingegen kann ebenfalls noch absteigen und ist schon sehr gut mit dem MSV zu vergleichen. Marc Stein und Tim Sebastian, zwei Eigengewächse, haben schon neue Vereine gefunden – die UI-Cup-Anwärter KSC und Hertha BSC Berlin. Da wachsen die Bäume zwar nicht gerade in den Himmel, doch sind das zumindest Spieler, die mit einer starken Saison auf sich aufmerksam gemacht haben. Das gilt auch für Fin Bartels, einem Rostocker Regionalliga-Zugang, der sich sehr gut entwickelt und den Fans große Freude macht.
In Duisburg hingegen kann nahezu jeder Spieler pauschal als „solide“ bezeichnet werden. In Schönheit kann man ja angeblich sterben, in Solidität kann man aber wohl prima absteigen oder: stagnieren. Es wäre das wohl eindrucksvollste Alleinstellungsmerkmal des MSV, würden die Fans in der heimischen zweidrittelvollen Arena skandieren: „Hier stagniert der MSV!“ Und einen Vorteil hat Solidität dann doch: So schnell stürzt man damit nichts in bodenlose. „Zu gut für Liga zwei, zu schlecht für Liga eins“, das hört man sehr oft von frustrierten Fans. Auch wenn das nicht ganz richtig ist (zumindest der erste Satzteil ist diskutabel), bringt es die Stagnation ganz gut zum Ausdruck.
Vielleicht ist das seltsame stagnieren der Profis in Duisburg auch nur Menschen begreiflich, die hier in der Stadt wohnen. Dieses Gefühl so weit weg für Euphorie und Zutrauen, das permanente Misstrauen nach einem Sieg, das es nächste Woche doch sowieso wieder die Niederlage gibt (empirisch belegt). Nach fünf Jahren zweite Liga ohne Lichtblicke, dafür aber mit Pierre Litbarski, Detlef Pirsig, Goran Milovanovic und noch viel mehr Schrecken, fällt es schwer, dem Management Grundvertrauen entgegenzubringen, auch wenn es in den letzten vier Jahren deutliche Zeichen für einen Aufschwung gab. Dass es von ganz unten aber nur noch bergauf gehen kann, ist auch wieder logisch.
ein sehr guter Freund von mir hat für unsere gemeinsame Homepage einen wundervollen Text verfasst. Diesen möchte ich nun hier wiedergeben, spiegelt er doch sehr gut die langjährige Lage beim MSV wieder.
Und nun, los:
Hier stagniert der MSV
Der MSV Duisburg ist zunächst einmal das, was klassisch als Fahrstuhlmannschaft bezeichnet wird. Seit 1990 stieg der Klub vier Mal in die Bundesliga auf und ebenso häufig wieder ab, und wenn es schlecht läuft, erhöht sich die Bilanz im Sommer auf fünf Abstiege aus dem Oberhaus. Der MSV ist allerdings auch das, was gemeinhin als „Graue Maus“ bezeichnet wird: Ein Verein ohne Rekorde – sieht man einmal vom schnellsten Hattrick der Bundesliga-Geschichte durch Michael Tönnies ab -, ohne Begeisterung, dafür aber mit mittelmäßigen Symphatiewerten und traditioneller Malocher-Einstellung zum Fußball. Nicht mal zu negativen Rekorden reicht es für die „Zebras“ – Rekordabsteiger aus der Bundesliga ist noch immer der 1. FC Nürnberg.
Die Suche danach, was den MSV besonders macht, was ihn auszeichnet, gestaltet sich schwierig. Viele Klubs haben ihre glorreiche Zeit schon lange hinter sich und so ist die Besinnung auf Legende Bernhard Dietz und die starken 1970er Jahre auch kein Alleinstellungsmerkmal der Meidericher – der Schalker Kreisel und die Gladbacher „Fohlenelf“ lassen schön grüßen. Die letzte Bastion auf der Suche nach eigener Strahlkraft ist in aller Regel ja der Kult, der nicht näher begründet werden kann und muss, sondern aus sich heraus schon alles klärt: Der „Zebra-Twist“, das alte und niedliche Vereinslied der Duisburger, wird ziemlich häufig als Kult genannt, was auch stimmen mag, aber wohl unter Fans anderer Vereine ebenso üblich ist. Sich auf die Tradition zu besinnen, macht in Bremen oder Gelsenkirchen genauso Sinn wie in Duisburg und alte Lieder gibt es in den Stadien ohnehin genug.
Dennoch muss der MSV nicht auf einen – wenn auch inoffiziellen – Titel verzichten: Er ist der Klub, der in den letzten gut zehn Jahren die wenigsten guten Spieler herausgebracht hat. Tomasz Hajto, der etwas eckige, aber immer präsente Manndecker, wechselte 2001 nach einem weiteren Duisburger Abstieg zum FC

Eine sehr wohlwollende Auflistung der Duisburger Top-Abgänge seit 1995sieht dann wie folgt aus: Hans Sarpei zum VfL Wolfsburg, Hajto nach

Der MSV Duisburg trotz jeder Wahrscheinlichkeitsrechnung: Dass in fünf Jahren in der 2. Bundesliga kein einziger Spieler eine halbwegs rasante Entwicklung hinlegt, und über das „Sprungbrett“ Duisburg seine Karriere ankurbelt, ist derart unwahrscheinlich, dass es schon tatsächlich bemerkenswert ist. Philipp Bönig und Pavel Drsek galten beim MSV immer als sehr talentiert, beide wechselten dann zum VfL Bochum, wo aus Bönig ein solider Bundesligaspieler und aus Drsek ein veritabler Bankdrücker geworden ist. Marius Ebbers, in Duisburg mal Topstürmer und Torjäger, scheiterte in Köln in Liga eins und spielt nun sehr solide eine Liga tiefer in Aachen. Nein, als Sprungbrett taugt der MSV nun wahrlich nicht.
Dieser Befund bedingt natürlich die Frage nach den Gründen: Was ist da los in Duisburg? Eine ebenso gute wie unbeantwortbare Frage. Schlechtes Scouting, schlechte Nachwuchsarbeit, schlechter Trainer, schlechtes Training – all das mag natürlich grundsätzlich stimmen und so recht mag man da als langjähriger Beobachter auch gar nicht widersprechen. Dennoch drängt sich die Frage auf, ob das alles bei ähnlich tristen Vereinen wie Arminia Bielefeld, dem SC Paderborn, Hansa Rostock, etc. großartig anders ist. Und die zweite, noch viel aufdringlichere Frage: Warum gibt es denn nicht zumindest mal einen Ausreißer nach oben, also die Ausnahme, die jede Regel angeblich bestätigt? Was ist also mit dem Zufall und der Wahrscheinlichkeitsrechnung.
Schaut man sich den aktuellen MSV-Kader an, der auf dem besten Weg zum fünften Abstieg in den letzten 18 Jahren ist, wird das ganze Phänomen einmal mehr deutlich. Sicherlich wird kein Spieler aus diesem Aufgebot Weltfußballer werden, wahrscheinlich schafft es auch keiner mehr zu Real Madrid (außer vielleicht Klemen Lavric) oder dem FC Chelsea, aber es wäre doch stark verkürzt, das generelle Talent und die allgemeinen Tauglichkeit einiger Spieler abzustreiten. Blagoy Georgiew is sicherlich ein guter Kicker, Christian Tiffert hat schon beim VfB Stuttgart gute und konstante Leistungen gezeigt, Christian Weber gehörte vor seinem Wechsel an die Wedau zu den besten Spielern der zweiten Liga. Erschreckend und bemerkenswert ist es aber, dass keiner aus dem knapp 30-köpfigen Aufgebot den Sprung zur Überraschung der Saison, zum Ausreißer nach oben geschafft hat. Wenn nach wie vor der gute Ivo Grlic der beste Mann im Team ist, sollte das – bei allem Respekt vor Grlics Leistung – Grund zum Nachdenken geben.
Da aber zu jeder Diagnose immer ein Vergleich mit Vergleichbarem gehört, soll dieser hier natürlich folgen. Zum Beispiel die Mitaufsteiger Karlsruher SC und Hansa Rostock – wie sieht das denn bei ihnen aus? Der KSC war die große Überraschung der Saison und ist daher nicht ganz vergleichbar. Dort entwickelte sich aber z.B. Tamas Hajnal überragend und unterschrieb früh einen Vertrag bei Borussia Dortmund, wie schon sein Vorgänger Giovani Federico ein Jahr zuvor. Rostock hingegen kann ebenfalls noch absteigen und ist schon sehr gut mit dem MSV zu vergleichen. Marc Stein und Tim Sebastian, zwei Eigengewächse, haben schon neue Vereine gefunden – die UI-Cup-Anwärter KSC und Hertha BSC Berlin. Da wachsen die Bäume zwar nicht gerade in den Himmel, doch sind das zumindest Spieler, die mit einer starken Saison auf sich aufmerksam gemacht haben. Das gilt auch für Fin Bartels, einem Rostocker Regionalliga-Zugang, der sich sehr gut entwickelt und den Fans große Freude macht.
In Duisburg hingegen kann nahezu jeder Spieler pauschal als „solide“ bezeichnet werden. In Schönheit kann man ja angeblich sterben, in Solidität kann man aber wohl prima absteigen oder: stagnieren. Es wäre das wohl eindrucksvollste Alleinstellungsmerkmal des MSV, würden die Fans in der heimischen zweidrittelvollen Arena skandieren: „Hier stagniert der MSV!“ Und einen Vorteil hat Solidität dann doch: So schnell stürzt man damit nichts in bodenlose. „Zu gut für Liga zwei, zu schlecht für Liga eins“, das hört man sehr oft von frustrierten Fans. Auch wenn das nicht ganz richtig ist (zumindest der erste Satzteil ist diskutabel), bringt es die Stagnation ganz gut zum Ausdruck.
Vielleicht ist das seltsame stagnieren der Profis in Duisburg auch nur Menschen begreiflich, die hier in der Stadt wohnen. Dieses Gefühl so weit weg für Euphorie und Zutrauen, das permanente Misstrauen nach einem Sieg, das es nächste Woche doch sowieso wieder die Niederlage gibt (empirisch belegt). Nach fünf Jahren zweite Liga ohne Lichtblicke, dafür aber mit Pierre Litbarski, Detlef Pirsig, Goran Milovanovic und noch viel mehr Schrecken, fällt es schwer, dem Management Grundvertrauen entgegenzubringen, auch wenn es in den letzten vier Jahren deutliche Zeichen für einen Aufschwung gab. Dass es von ganz unten aber nur noch bergauf gehen kann, ist auch wieder logisch.