Ganz ehrlich, ich sehe das Problem nicht. Noch immer nicht. Und vor allem sehe ich den hier mehr oder weniger befürchteten Schaden nicht.
Bei der ganzen Diskussion kommt mir nämlich zu kurz, was wir, besser die Öffentlichkeit, überhaupt mit irgendwelchen Äusserungen von Person x zu Sachverhalt y anfangen.
Gut, es gibt "offizielle Sprachregelungen", sowohl bei Fußballvereinen, wie auch bei Unternehmen oder Regierungen. Unterm Strich werden da die Bälle bewußt flachgehalten und da heißt es dann beim FC Bayern (trotz 20 Punkten Vorsprung) "wir sind noch nicht Meister", beim HSV (trotz gefühlten 30 Punkten Abstand zum Relegationsplatz) "wir sind noch nicht abgestiegen" usw usw. Bestens. Und alldiese "offiziell sprachgeregelten" Ausssagen sind ja nicht falsch und überwiegend auch gerade noch so im Rahmen. Genauer: In dem Rahmen, der sie gerade noch so davor schützt an irgendeinen Punkt zu kommen, an dem die angebliche und eigentlich beabsichtigte Seriosität schlagartig ins Alberne abrutscht.
Wie alldem aber auch sei: Wer nimmt denn diese "offiziell sprachgeregelten" Aussagen noch ernst? Ich? Neee. Ihr? Überwiegend wohl kaum. Die Presse? *gacker* Die Geregelten selbst? Hoffentlich nicht.
"Wir wollen 40 Punkte", "wir werden auch im nächsten Spiel alles geben", "wir werden den Bock umstoßen", "wir rhabarber rhabarber rhabarber......"
Gut daran ist, daß uns kein Mensch dazu zwingt, diesen Senf wirklich zu glauben. Aber: Aussagen, die sich von diesem Mainstream unterscheiden ja auch nicht.
Es bleibt in diesem Falle doch nur eine andere Meinung unter vielen anderen gleichlautenden. Das kann man aushalten. Weder der Verein, noch die Spieler, noch sonstwer wird dadurch irgendwie "verpflichtet" oder sonstwie negativ beeinflußt.
Was genau sind also die negativen Folgen, wenn Ennatz öffentlich bekennt auf den maximalen sportlichen Erfolg zu schielen? Was genau geschieht denn, wenn es am Ende dann "nur" für die allgemeinvereinbarten 40 Punkte reicht? Wird Ennatz aus dem Verein geworfen? Tanzt Droll nackend auf der Domplatte? Gibt es eine Sonderausgabe der BLIND mit Goldschnitt? Muß Ennatz auf der Geschäftsstelle eine Woche lang mit Eselskappe herumlaufen?
Vielleicht möchte mir ein besonders geduldiger Mitforist einmal erklären, was an Ennatzens Aussage genau die Grundfesten unseres Spielvereins so dermaßen erschüttern könnte
PS: Das Beispiel Kirmse hinkt für mich gewaltig. Hier spricht ein Sportler, der nur das geworden ist, was er war und heute noch ist, weil er sich Ziele, auch eigentlich unerreichbare, gesetzt hat. Es geht bei Dietz lediglich um das Wettkampfdenken eines Sportlers reinsten Wassers. Um nix Anderes. Kirmse hat sich in vereinspolitischen Sachverhalten unglücklich geäußert, ohne es böse zu meinen. Für mich ist das ganz etwas Anderes.