„Mit dem geplanten Etat werden wir uns im Finanz-Ranking der 3. Liga wie in den vergangenen Jahren voraussichtlich zwischen den Plätzen sechs und zehn bewegen“, erläutert Geschäftsführer Thomas Wulf. Siehe
https://www.msv-duisburg.de/aktuell...liga-spielzeit-2021-22-keine-ueberraschungen/
Diese Aussage steht, sie ist sozusagen durch Veröffentlichung auf der eigenen Internetseite als Tatsache verbrieft. Dass aus diesen finanziellen Möglichkeiten, die so schlecht offenbar nicht sind, viel zu wenig gemacht wurde, wissen wir alle. Ich habe mir mal unsere Leistungsbilanz der vergangenen Jahre angesehen und muss gestehen: Ich bin über das Ausmaß der sportlichen Entwicklung entsetzt. Die Zahlen belegen noch deutlicher als meine gefühlte Realität, wie schlimm es um uns steht.
Einschließlich der Abstiegssaison aus der 2.Liga haben wir bis heute aus 124 Meisterschaftsspielen 146 Punkte geholt. Das sind im Durchschnitt 1,18 Punkte pro Spiel. Es gibt vier andere Mannschaften, die wie wir seit 2018/19 drei Jahre in der 3.Liga und ein Jahr in der 2.Liga gespielt haben, die also von den Voraussetzungen vergleichbar sind. Die Magdeburger haben aus dem gleichen Zeitraum von knapp dreieinhalb Saisons 157 Punkte geholt, die Würzburger 160, die Braunschweiger 163 und die Wiesbadener sogar 181. Erschreckend finde ich unsere Heimbilanz in dieser Zeit: Von 61 Spielen haben wir nur 23 gewonnen, das ist gerade mal etwas mehr als jedes dritte Spiel! Unser Punkteschnitt: 1,38!!!
Klammere ich das Abstiegsjahr aus und schaue nur auf die Drittligajahre nach dem Abstieg, kommen wir auf genau 90 Spiele mit 119 Punkten. Schnitt: 1,31. Darin enthalten ist natürlich die sehr gute Hinrunde 2019/20, die wir mit einem Schnitt von genau zwei Punkten/Spiel abgeschlossen hatten. Deshalb habe ich mir auch noch mal gesondert die Zeit seit der Rückrunde 2019/20 bis heute angesehen, und die ist absolut verheerend! Von 71 Spielen haben wir nur 20 gewonnen, aber 31 verloren. Macht sage und schreibe nur 80 Punkte, was 1,13 Punkten/Spiel entspricht. In 35 Heimspielen gab es nur 12 Siege. Bei 11 Niederlagen ist die Bilanz so gerade eben noch positiv.
Der FSV Zwickau hat mit einem Mini-Lizenzspieleretat von 2,4 Mio. (2020/21) 88 Punkte ergattert (bei einem Spiel weniger, das noch nachgeholt werden muss). Halle kommt ebenfalls auf 88 Punkte, Meppen auf 90 und Waldhof auf 101 Punkte! Saarbrücken hat, wie der MSV, ebenfalls 80 Punkte geholt, als Aufsteiger 2020 brauchten sie dafür allerdings nur 52 Spiele, also 19 Spiele weniger als der MSV. Der geschätzte Etat für die Lizenzspieler ist bei Saarbrücken und Duisburg ungefähr gleich hoch. Die Waldhöfer machen aus ihrem Etat ein Geheimnis, er soll vor dieser Saison erhöht worden sein. 2019/20 lag der Gesamtetat(!) bei 6 Mio. und damit im unteren Liga-Drittel. Er wird aktuell kaum signifikant höher sein als der des MSV, tendenziell eher etwas niedriger. Gleiches gilt für den Etat der Hallenser, auch Meppen wird weniger zur Verfügung haben als der MSV, wenn unser Etat offiziell von Vereinsseite im oberen Mittelfeld gesehen wird.
Bei 1,13 Punkten/Spiel aus den vergangenen knapp zwei Jahren mit fünf Trainern (Lieberknecht, Schubert (zweimal interimsweise), Lettieri, Dotchev und Schmidt) und einem Etat zwischen Platz 6 und 10 soll mir bitte jemand der (wenigen) Grlic-Befürworter ernsthaft erklären, warum er der Ansicht ist, dass unser Sportdirektor bei der Kaderzusammenstellung gute Arbeit leistet. Wir befinden uns mit der Punkteausbeute nicht nur dieser Saison, sondern seit Anfang 2020 auf einer schwindelerregenden Talfahrt, die, wenn es nicht zu einem wundergleichen Umschwung kommt, am Ende dieser Saison zwangsläufig den Abstieg in die Regionalliga bedeuten wird. Deshalb kann es nur eines geben: Grlic muss umgehend freigestellt werden, damit Ruhe einkehrt, die Fans wieder ohne Vorbehalt die Mannschaft unterstützen können und im Winter-Transferfenster die eine oder andere Verstärkung verpflichtet werden kann. Der finanzielle Rahmen wird sehr eng gesteckt sein, aber dann müssen kreative Lösungen her, die ich Grlic nicht mehr zutraue. Wer wenig Geld zur Verfügung hat, muss intelligenter und schneller sein als die Konkurrenz. So hieß es beim MSV übrigens mal nach dem Aufstieg in die zweite Liga.