Alfred schrieb:
Bevor ich weiter diskutiere, würde ich gerne erstmal Begriffsklarheit schaffen und die Diskussion damit auf eine stabilere Basis bringen:
Es gibt Heimat- oder Vaterlandsliebe also Patriotismus. Patrioten sind Menschen, die eine positive Beziehung zu ihrem Heimat- oder Vaterland haben und es aufgrund der Kultur, Geschichte, der Landschaft oder sonstiger Aspekt lieben.
Daneben gibt es Nationalismus. Nationalismus macht die Nation oder alles nationale zur Maxime allen Handelns. Nationalismus ist in der Regel gepaart mit Chauvinismus gegnüber anderen Ländern und Kulturen.
Ein schönes Zitat vom ehemaligen Präsidenten Weizäcker dazu: "Patriotismus ist die Liebe zu den Seinen. Nationalismus ist Hass auf die Anderen"
Nationalstolz liegt nach meiner Einschätzung dazwischen mit klarer Tendenz zum Nationalismus. Stolz bedeutet immer gleichzeitig ein Gefühl der Überlegenheit und hat damit nationalistische Tendenzen.
Patriotismus ist defensiv ausgerichtet ("Lieben und Geniessen") während Nationalismus sehr aggressiv ist ("Am deutschen Wesen soll die Welt genesen")
Patriotismus begrüße ich, Nationalismus lehne ich strikt ab. Nationalstolz betrachte ich sehr skeptisch.
Übergeordnet hat OldSchool den Begriff des Nationalbewussteseins in die Diskussion gebracht.
Nationalbewusstsein ist der Wortbedeutung nach das Bewusstsein eines Volkes gemeinsame Nation zu sein.
Danke für die Definitionen. Ich habe die Diskussion bislang nicht verfolgt, möchte aber ein paar andere Definitionen einwerfen. Falls es die schon gab: bitte löschen!
Zu dieser Diskussion sollte auch die Unterscheidung zwischen Nation, Volk und Staat gehören. Hier die passenden Artikel aus wikipedia:
Der Begriff Nation (über franz. nation aus lat. natio "Geburt; Herkunft; Volk(sstamm)") bezeichnet begrifflich eine Abstammungsgemeinschaft, wird jedoch zumeist für eine durch gemeinsame Traditionen, Sitten oder Gebräuche definierte Gruppe von Personen mit Anspruch auf staatlicheSouveränität verwendet. Der Begriff wird im sozialwissenschaftlichenGemeinschaft (vgl. Benedict Anderson), als auf primordialen BindungenClifford Geertz), als historisch kontingentes Konzept (vgl. Rogers Brubaker) oder als auch als Kombination vorstehender Begriffe (vgl. Anthony D. Smith). Kontext in sehr unterschiedlicher Weise verwendet, so z. B. als vorgestellte beruhende Gruppe (vgl.
Der Ausdruck
Volk (über
mittelhochdeutsch volc aus
althochdeutsch folc, dies aus allgemein-
germanisch fulka, „das [Kriegs-]Volk“, erstmals belegt im 8. Jahrhundert nach Christus
[1] bezeichnet sprachlich als
Fügewort eine große Anzahl (schlecht abzählbarer) Individuen, die durch gemeinsame Merkmale verbunden sind. Der deutsche Begriff "Volk" ist nicht identisch mit dem lateinischen Begriff "
Nation" im antiken Rom.
Die älteste Bedeutung "viele gleichartige Leute" ist noch in Worten wie "
Fußvolk" präsent. Ohne weitere Bestimmung stand "Volk" sodann für ein
Siedlungsvolk, in neuerer Zeit eher für
Kulturvolk,
Stammesvolk oder
Staatsvolk verwendet.
Ein
Staat (neuzeitliche Ableitung von lateinisch
status – Zustand, Stellung bzw. italienisch
stato in Anlehnung sowohl an
status im republikanischen Sinne
Verfassungsform als auch an das monarchische
status regalis, also Stellung, Macht und Einfluss des königlichen Herrschers bzw. später dessen Umfelds, des
Hofstaats) im Sinne von
Staatsgebiet ist ein abgegrenztes
Territorium, in welchem ein Teil der Menschheit als
Staatsbürger lebt.
Als Staat im Sinne von
Staatsapparat wird auch der Teil der Gesellschaft bezeichnet, der für die Schaffung von
Recht und
Ordnung in der Gesellschaft zuständig ist. In diesem Sinne kann der Staat auch als die Gesamtheit der Vorkehrungen definiert werden, die in ihrem Geltungsbereich das öffentliche Geschehen zu regeln haben.
Der Begriff stammt u.a. aus dem Italienischen der
Renaissanceperiode (lo stato) und bezeichnet ursprünglich entweder die Form der politischen Verfasstheit einer Kommune (Republik) oder den zur
Herrschaft gelangten König oder Fürsten, später diesen samt seinem Anhang (Hofstaat, französisch
état).
-----
@ Old School: Es gibt sehr wohl ein solches Land! Hier in den USA ist es vollkommen normal, dass an fast jedem Privathaus, jedem Geschäft, jeder Mall, jedem Restaurant etc mindestens eine "Stars & Stripes" weht. Auch viele Autos sind mit Aufklebern oder kleinen Fähnchen unterwegs.
Ich habe meine Deutschland-Fahne schön präsent ins Fenster gehängt und bin in der Stadt meist mit meinem Deutschland-Armband unterwegs. MIr fehlt immer noch ein passendes Trikot, aber gut.
Patriotismus: Ja! Nationalismus: Nein!
btw: Es wäre m.E. schön, wenn sich ein gewisser Patriotismus nicht nur aufgrund guter Leistungen der DFB-Elf in der Gesellschaft verankern würde. Deutschland und seine Bürger haben heute und in der Vergangenheit viel Großes geleistet, auch das gehört zu diesem Land, diesem Volk, dieser Nation.