Welche Gründe könnten für diese Wendung ausschlaggebend sein? Mirfallen folgende ein:
1. Uneinigkeit innerhalb des AR
2. juristische Unklarheiten/Probleme
3. Druck von außen
zu 1.: Halte ich für unwahrscheinlich, da der AR aus 9 Mitgliedern besteht. Auch wenn mir nicht alle Positionen der einzelnen Mitglieder bekannt sind, so gehe ich doch (mindestens) von einem 5:4 für die "kritischen Geister" aus. Weber hat sich auf der letzten JHV klar gegen den Marketingvertrag positioniert, Tomalak ist durch seine Aussagen der letzten Wochen ebenfalls als eindeutiger Steffen-Gegener auszumachen, Räuber wird von allen Seiten bescheinigt, dass er über jeden Zweifel erhaben sei und sich ausschließlich zum Wohle des MSV engagieren würde. Nitzki wurde wohl deshalb in den AR kooptiert, weil er sich (als ehemaliger Hellmich- und KGaA-Mitarbeiter) sehr gut mit der Vertragslage auskennt. Auch er fiel auf der JHV durch Hellmich-kritische Beiträge auf. Bei Philipps habe ich ebenfalls die begründete Vermutung, dass er (mittlerweile) auf der richtigen Seite steht. Das wären also schon mal 5 Stimmen gegen den aktuellen Vorstand.
Diese Frage stellt sich mir nach dem, was in den letzten Tagen zu lesen war auch. Wer im AR gehört welcher Seite an - ich bin da leider mittlerweile nicht mehr sicher und befürchte, dass evtl. jemand "umgekippt" ist, oder zumindest unsicher ist. Das könnte das Verhalten des AR im Moment auch erklären. Nun möchte ich eigentlich nicht spekulieren, wer das sein könnte. Ich finde aber Räubers Aussage, man wolle den Vorstand nicht abberufen, die ja völlig konträr zu den bisherigen Aussagen Tomalaks ist, schon bedenklich und zumindest nicht mehr eindeutig dem Anti-Vorstand-Lager zurechenbar. Es wäre für den AR doch völlig unsinnig, sich auf eine außerordentliche Mitgliederversammlung einzulassen und dort eine Niederlage zu kassieren, gerade nach den Presseberichten, die der AR ja auch liest, wenn man die Möglichkeit hätte, den Vorstand vorher zu entsorgen.
Andererseits könnte es auch einfach wirklich an passenden Kandidaten für den neuen Vorstand fehlen. Wenn die Abstimmungsverhältnisse im AR knapp sind, kann kein Mitglied des AR zurücktreten um in den Vorstand zu wechseln, denn dann würden sich die Machtverhältnisse im AR in Richtung Pro-Hellmich verschieben. Daran kann aber der kritischen Fraktion nicht gelegen sein. Vielleicht spielt man also im Moment auf Zeit.
zu 2.:
Dem juristischen Laien erschießt sich unmittelbar, dass der AR einen neuen Vorstandsvorsitzenden bestellen dürfte. U.a. Old School hat eine logisch nachvollziehbare juristische Begründung geliefert, wieso Steffen aus seiner Pflichtverletzung (keinen zweiten Kandidaten benannt) niemals ein Vorteil erwachsen kann. Der AR hätte einer juristischen Auseinandersetzung gelassen entgegen sehen können.
Also auch kein wirklich Hindernis. Trotzdem verzichtet der AR auf die Wahl.
In der Tat erscheint nahezu jedem halbwegs juristisch vorgebildetem dieser Punkt der Satzung als eindeutig auslegbar. Ich persönlich würde jederzeit auch auf eine Bestätigung dieser Auslegung durch ein Gericht wetten.
Es wäre einfach, Steffen und Bock juristisch unter Druck zu setzen, wenn man einen neuen Vorstand ernennt. Erkennen diese beiden ihn nicht an und sehen sich weiter als Vorstand, nehmen diese Rolle war, handeln sie u.U. (ich gehe ziemlich sicher davon aus, aber Klarheit bringt im Zweifel wie immer nur ein Richter) als Vertreter ohne Vertretungsmacht und machen sich damit persönlich für jeglichen daraus entstehenden Schaden haftbar. Dieses enorme wirtschaftliche Risiko müsste eigentlich für beide soviel Druck bedeuten, dass sie aufgeben.
Eine weitere Möglichkeit wurde bislang noch gar nicht diskutiert:
Schlenkenbrock wird zitiert, dass er (als AR-Ehrenmitglied) gar nicht mehr zu Sitzungen eingeladen worden ist. Inwieweit dies satzungskonform ist, kann ich leider gar nicht beurteilen. Vielleicht liegt hier ein juristischer Fallstrick begraben? Könnten die AR-Beschlüsse nichtig sein, wenn ein AR-Mitglied gar nicht zur Sitzung eingeladen wurde?
Dem Ehrenmitglied des Aufsichtsrates stehen keinerlei Kompetenzen zu, er stimmt auch nicht mit ab. Die Ehrenmitgliedschaft berechtigt einzig dazu, als Gast an den Sitzungen teilzunehmen.
Ich meine aber, dass dies durch eine Einladung Schlenkenbrocks zur entscheidenden AR-Sitzung, auf der der Vorstand abberufen werden soll, behoben werden könnte.
S.o., ist nicht notwendig. Es ist wohl auch nicht geregelt, dass ein Ehrenmitglied geladen werden
muss, ich finde nur Aussagen, dass er teilnehmen
darf.
zu 3.:
Dies scheint mir die wahrscheinlichste Möglichkeit zu sein.
Die Aussagen von Tomalak vor wenigen Tagen ("Keine Basis mehr für eine weitere Zusammenarbeit mit dem Vorstand") und das Räuber-Zitat von gestern ("Wir wollen den Vorsatnd gar nicht abberufen") wiedersprechen sich ganz eindeutig. Es ist aber zu vermuten, dass beide Aussagen mit den AR-Kollegen abgesprochen waren. Andernfalls hätte Tomalak Räuber sicher schon längst widersprochen.
Da bin ich mir nicht so sicher. Tomalak hat sowieso nach Möglichkeit öffentliche Äußerungen vermieden, ich glaube auch jetzt würde er nicht gezielt widersprechen. Für mich sind das eher Anzeichen von Unstimmigkeiten im AR. Ich befürchte, dort wollen einige den vermeintlich leichteren und auf jeden Fall schnelleren Weg einer außerordentlichen Mitgliederversammlung gehen, als sich auf einen Rechtsstreit mit Steffen und Bock einzulassen. Ob das gutgeht wird sich zeigen.
Was kann also zu dieser Kehrtwende geführt haben? Der KGaA-AR (in dem Vertreter großer Sponsoren sitzen) und die Stadion-Gesellschafter (für die Gleiches gilt) meldeten sich letzten Freitag zu Wort und beharrten vehement darauf, dass der alte Vorstand im Amt bleiben sollte. Ich halte es für wahrscheinlich, dass man aus diesen Kreisen Druck auf den e.V.-AR ausgeübt hat und mit einer Kündigung von Sponsorenverträgen gedroht hat, wenn der AR an seinen Plänen festhalten sollte. Es scheint, als ob es innerhalb der großen Sponsoren eine gewisse Solidarität mit Hellmich gibt. Der Verlust dieser Sponsorengelder hätte dann wohl unmittelbar die Existenz des MSV bedroht, so dass der AR sich gezwungen sah, zum Wohle des Vereins in den sauren Apfel zu beißen und seine Pläne vorerst aufzugeben.
Das gewisse Sponsoren diese Vorgänge äußerst kritisch sehen werden, weil sie Hellmich zugetan sind, muss dem AR aber vorher klar gewesen sein. Insbs. Tomalak müsste die Strömungen genau einordnen können. Insofern muss man mit diesem Risiko kalkuliert haben. Eine kurzfristige Kündigung der Sponsorenverträge dürfte, sofern die Verträge gut formuliert sind, nicht so einfach möglich sein, allenfalls keine anschließende Verlängerung mehr.
Fazit: Auch wenn Idealismus mit im Spiel ist, scheinen die großen Geldgeber, ohne die der MSV nicht überlebensfähig zu sein scheint, immer noch das Sagen zu haben. Es gibt wohl wirklich nur die Wahl, dass man entweder dieses Spiel mitspielt und den Geldgebern die Macht überlässt (verbunden mit einer gewissen Hoffnung, dass diese Geldgeber dann in schweren Zeiten auch helfend mit der rettenden Kohle einspringen und den MSV nicht absaufen lassen), oder sich von ihnen frei macht und sich dann im Amateurfußball wiederfindet.
Geld regiert, keine Frage. Und einen idealistischen Geldgeber zu finden, der nicht um der Macht im Verein willen, sondern aus Liebe zum MSV sein Geld hergibt, wird man wohl kaum finden. Mit den größten Sponsoren in unserer Gegend ist man entweder schon verbunden oder die Beziehungen sind so gestört, dass an ein Engagement nicht zu denken ist. Das macht die Suche schwierig, weil ein kleiner Verein wie der MSV kaum ein lohnendes Investitionsobjekt für überregionale Sponsoren darstellt. Es sei denn, ein reicher Scheich kauft sich ein und will dann auch bestimmen, aber das hatten wir unter Hellmich ja auch so ...
Vielleicht ist dies ja auch der Grund, warum uns der Diplomat neulich mit der Frage nach der 5. Liga überraschte. Ich habe die berechtigte Vermutung, dass dem so ist.
Mit dieser Frage sollten wir uns alle beschäftigen, denn wir nähern uns immer mehr dem Punkt, an dem nur noch eine Insolvenz unsere vertraglichen Verstrickungen beenden kann. Dann aber haben wir auf lange Sicht keinen Profifußball mehr beim MSV.
Außer die Mädels des FCR schliessen sich dem MSV an .... SCNR
