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Duisburg (RP). „Kohler muss einfach entscheiden. Wenn er meint, nicht mehr beim MSV bleiben zu wollen, dann muss man was anderes sehen.“ Walter Hellmichs Statement zur Trainer-Situation, die im Ungewissen liegt, über die viel gesprochen wird, nur nichts Konkretes.
Auch der Chef scheint nichts Genaues zu wissen, auch ihm bleibt verborgen, was wird in der nicht so ganz unwichtigen Frage, wer die Mannschaft in der neuen Saison sehr wahrscheinlich in der zweiten Liga als Übungsleiter neu aufbauen soll hin zu vielleicht erfreulicherer Zukunft. Der Weltmeister von 1990 übt sich in nichts sagenden Phrasen, weicht stets aus. Gibt keine Auskunft darüber, was werden soll.
Kohler nach dem Abstieg in Liga zwei? Unter der Würde eines Weltmeisters vergangener Tage? Bohrende Fragen nach seiner Zukunft beantwortet der 40-Jährige mit Ausflüchten. Ein klares Bekenntnis zum Arbeitgeber fehlt, bei dem er noch bis Juni 2007 unter Vertrag steht. Zumindest das könnten jene erwarten, die in ihn große Hoffnungen setzten und doch enttäuscht wurden.
Kümmerliche Bilanz
Dass die Bilanz mit neun kümmerlich anmutenden Punkten aus den zehn Spielen unter seiner Regie kein Ruhmesblatt darstellt, braucht keiner näheren Erläuterung. Dass die Stimmung innerhalb der Truppe ohne Erfolg nicht gerade die beste ist, versteht sich. Auch wenn in der Chefetage immer noch trotz der schier auswegslosen Lage mit sieben Punkten Rückstand darauf verwiesen wird, dass noch nichts endgültig sei - die Planungen für die neue Saison müssten bei realistischer Einschätzung der Lage Form annehmen. Die Zeit läuft sonst davon. Warten auf ein „Wunder“ bringt den Verein nicht weiter.
Duisburg (RP). Die Szene in der 39. Minute. Aziz Ahanfouf, schlechtester Mann auf dem Platz, wird von Martin Demichelis im Strafraum gelegt. Tritt von hinten gegen die linke Hacke - Foul. Kein Protest der Bayern. Zu klar die Angelegenheit. Ahanfouf hebt noch ein bisschen ab, der Pfiff von Schiri Rafati beendet die Sache, die später für Diskussionsstoff sorgt.
Und dann wird‘s erst richtig spannend. Mihai Tararache, schon zweifacher Elfmeterschütze gewesen mit tödlicher Präzision, hat den Ball wie selbstverständlich zur Exekution, Alexander Bugera ist plötzlich auch da, aber Aziz Ahanfouf krallt sich das Leder, will selbst schießen. Tararache, höflicher Rumäne, zuckt mit den Schultern, Bugera schreit den Arbeitskollegen Ahanfouf an. Von den Lippen ist abzulesen, dass der Bajuware alles andere als nette Worte findet. Inhalt: Gibt den Ball her, Mensch! Ahanhfouf lässt die Aufforderung kalt, legt das Spielgerät auf den Punkt, schießt mit links ins linke Ecke, Tor, 1:0. So weit, so gut. Weil der Elfer immerhin die Führung brachte. Aber Ahanfouf bleibt ein Thema.
Zweite wichtige Szene nach der Pause. Nach dem Bayern-Ausgleich der feine Willi-Pass auf Ahanfouf, der kann aus halbrechter Position schießen, will aber lieber Kahn-Ersatz Michael Rensing austricksen, verhaspelt sich in selbstgefälliger Überschätzung völlig, übersieht den „blank“ vorm Bayern-Tor platzierten Klemen Lavric, die Chance vorbei, der Frust riesengroß. Lavric knallt wütend die linke Faust in den Rasen oder was davon noch übrig ist. Ein 2:1 ist möglich, wird vertan durch blinden Egoismus. Ahanfouf gewiss kein Fußball-Gott, eher jämmerlicher Versager. An ihm entzünden sich Diskussionen. Die fallen diesmal eindeutig aus.
Wer weiß, wie die Partie ausgegangen wäre, wenn der Mann endlich mal einen Mitspieler „gesehen“ hätte. Wahrscheinlich ist, dass die Münchener dann erst recht richtig Gas gegeben, das Tempo noch erhöht hätten und immer als Sieger vom Platz gegangen wären. Ganz sicher ist das freilich nicht. Spekulation eben. So bleibt der Eindruck: Erst schlafmützige Bayern, aus ihrer Sicht die katastrophale erste Halbzeit, dann endlich aufgewacht, im Eiltempo alles klar gemacht. So sind sie eben, diese Bayern. Lange nichts von ihnen gesehen, was etwa das Eintrittsgeld wert gewesen wäre, dann ein Geniestreich von Roy Makaay zum einschussbereiten Hasan Salihamidzic, etwas später Marino Biliskovs kapitaler Schnitzer, den Makaay zum 2:1 ausnutzt, letztlich der Schlusspunkt von Claudio Pizarro aus Abseitsposition. Darüber regt sich freilich niemand mehr auf.
Der MSV hat über eine Stunde lang prächtig mitgehalten, ein Schuss Leidenschaft präsentiert und Kampfbereitschaft, aber der Unterschied fußballerischer Qualität wurde mit dem Ausgleich überdeutlich. Nach dem 1:1 fiel das MSV-Kollektiv in sich zusammen. Fazit: Wer schon in Nürnberg, Frankfurt oder gegen Hannover nichts reißt, der kann gegen die Großen der Branche nichts bestellen. Ein Trostpflaster: Die Bayern machten als Tagessieger mit klarem Vorsprung den Weg zum Titel klar. In Duisburg als gutes Pflaster.
Der Meister setzt sich wieder ab
Duisburg (rpo). Alle waren sich einig: An diesem Tag wären die Bayern zu packen gewesen. Aber der MSV Duisburg war dazu einfach nicht in der Lage. Trotz einer 1:0-Pausenführung hieß es 1:3, womit der MSV-Abstieg besiegelt und die Meisterschaft der Bayern sicher scheint.
Spannung wollen die Magath-Schützlinge offenbar gar nicht erst aufkommen lassen. Sechs Tage nach dem 3:0-Erfolg gegen

04 gewann der Rekordmeister trotz verschlafener erster Hälfte auch in der ausverkauften MSV-Arena und weil gleichzeitig der Hamburger SV patzte, liegt das Team von Trainer Felix Magath wieder mit neun Punkten Vorsprung an der Spitze.
Ein Geniestreich von Roy Makaay in der 66. Minute genügte, um das zarte Pflänzchen auf eine Duisburger Sensation zu zertreten. Mit einem Weltklassepass bediente der Holländer den durchgelaufenen Salihamidzic, der sich im Rücken von Biliskov davongeschlichen hatte und zum 1:1 ausglich.
Damit kippte das Spiel. Denn 65 Minuten lang spielte der ersatzgeschwächte Abstiegskandidat gegen eine pomadige Bayern-Elf couragiert auf und erkämpfte sich in der 40. Minute sogar den 1:0-Führungstreffer. Ahanfouf wurde von Demichelis im Strafraum gelegt. Entschlossen nahm der Gefoulte das Leder dem zuletzt zweimal vom Elfmeterpunkt erfolgreichen Tararache aus der Hand und verwandelte selbst mit seinem sechsten Saisontor zur Führung. Was bei einem Fehlschuss passiert wäre, darüber machte sich der Marokkaner in diesem Moment wohl keine Gedanken.
Zu diesem Zeitpunkt hütete Michayel Rensing das Bayern-Tor. Er musste schon nach zwölf Minuten für Oliver Kahn zwischen die Pfosten. Kahn spürte schon vor dem Anpfiff ein Zwicken im Rücken als Folge des Länderspiels am vergangenen Mittwoch gegen die USA und ließ sich eine Spritze verpassen. Den Versuch musste er abbrechen und so kam es zum kürzesten Bayern-Spiel in Kahns Karriere. Nach dem zwischenzeitlichen Schock konnte Felix Magath später Entwarnung geben. Schon beim nächsten Heimspiel gegen Köln soll Kahn wieder fit sein.
Blamable erste Hälfte
Überdies mussten die Gäste auf Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack wegen einer Schambeinentzündung verzichten. Mehmet Scholl war als Ballack-Ersatz zwar bemüht, erhielt aber zu wenig Unterstützung von seinen Mitspielern. Besonders Martin Demichelis, der sich zahlreiche Fehlpässe leistete und Makaay, der kaum einen Zweikampf gewann, boten in der ersten Halbzeit eine schwache Vorstellung. Die Bayern kamen nur zu zwei Möglichkeiten durch Salihamidzic (30.) und Ze Roberto (31.).
Nach diesem blamablen Auftritt muss Magath seiner Elf eingeschärft haben, dass diese Partie nicht im Rückwärtsgang zu gewinnen sein würde. Spätestens ab dem 1:1 in der 66. Minute lief der Bayern-Express auf Hochtouren. Entsprang der Ausgleich noch einer erlesenen Kombination des Meisters, so half der MSV beim 1:2 nur fünf Minuten später tatkräftig mit. Biliskov lud Makaay mit seinem ungeschickten Verhalten geradewegs zum 1:2 ein. Das 1:3 durch Pizarro (80.) gegen die wehrlos gewordenen Hausherren war nur noch Formsache.
Fazit: Am Ende hatte alles wieder seine gewohnte Ordnung. Das tapfer kämpfende Zebra am Boden, die Bayern obenauf. Aus Duisburger Sicht konnte man sich zumindest mal wieder an einem etwas besseren Heimspiel erfreuen. Aber auch die immer wieder gleiche Frage drängte sich auf: Wann punkten, wenn nicht heute? Dran geschnuppert haben sie. Das war wieder einmal zu wenig.
STATISTIK ZUM SPIEL:
Trainer Jürgen Kohler (MSV Duisburg): "Wir haben heute den deutschen Meister gesehen. Allerdings haben wir den Bayern das Leben 65 Minuten schwer gemacht. Aber dann hat sich die individuelle Klasse der Bayern durchgesetzt. Wir haben noch eine kleine Chance auf den Klassenerhalt, müssen jetzt aber nächste Woche in Wolfsburg gewinnen. Das wird für uns ein echtes Endspiel."
Trainer Felix Magath (Bayern München): "Wir haben die Partie zu langsam begonnen und in der ersten Halbzeit zu vorsichtig agiert. Plötzlich stand es 0:1. Nach der Halbzeit haben wir zu unserem Spiel gefunden und Tempo gemacht. Die Mannschaft hat gezeigt, welche Qualität sie besitzt. Nach dem Wechsel haben wir gezeigt, dass wir Meister werden wollen."
STATISTIK ZUM SPIEL:
Duisburg: Koch - Wolters (81. Aygün), Baelum, Biliskov, Meyer - Willi, Caligiuri, Tararache (90. Bodzek), Bugera (81. Kurth) - Lavric, Ahanfouf
München: Kahn (12. Rensing) - Hargreaves, Lucio, Ismael, Lizarazu (46. Lahm) - Salihamidzic, Demichelis, Ze Roberto - Scholl (70. Schweinsteiger) - Makaay, Pizarro
Schiedsrichter: Rafati (Hannover)
Tore: 1:0 Ahanfouf (40., Foulelfmeter), 1:1 Salihamidzic (66. ), 1:2 Makaay (71.), 1:3 Pizarro (80.)
Zuschauer: 31.500 (ausverkauft)
Beste Spieler: Wolters, Tararache - Lucio, Salihamidzic
Gelbe Karten: Bugera (5/1), Ahanfouf (4), Tararache (3), Wolters - Demichelis (3), Hargreaves (3), Lucio (3), Pizarro (2), Lizarazu