Tjikuzu wegen ,,Genuss-Sucht" beim MSV Duisburg entlassen
,,Raschi" wird von seiner dunklen Vergangenheit wieder eingeholt - Trotz erneuter Eskapade bleibt er Nationalspieler
von Andreas Shiyoo

Partywütig:
Der namibische
Fußball-Nationalspieler Razundura
Tjikuzu ist erneut Opfer seiner
,,Genuss-Sucht" geworden.
Sein
Dreijahresvertrag in Duisburg wurde
deshalb nicht erfüllt.
Trotz seines
Diskobesuchs am Samstag in Windhoek wird
Tjikuzu für das nächste Länderspiel (16.
August) gegen Südafrika im Kader sein.
Foto: AZ-Archiv
Nur einen Tag nach der Niederlage gegen die Seychellen beim Cosafa-Cup wurde der ehemalige Bundesliga-Profi Razundara Tjikuzu von seiner dunklen Vergangenheit eingeholt. Das ,,Enfant terrible" des namibischen Fußballs hatte sich am Samstag eine erneute Eskapade geleistet, als er gemeinsam mit vier Teamkollegen aus dem Hotel flüchtete und in Begleitung einiger Damen bis früh in die Morgenstunden in einem Nachtclub feierte.
Windhoek - Für dieses Vergehen wurde Tjikuzu nur für das bedeutungslose Spiel am Sonntag gegen Malawi suspendiert. Das bestätigte gestern NFA-Pressesprecher Beau Kauta der AZ.
Der technische Direktor, Seth Boois, will zunächst den Bericht vom Trainer abwarten, bevor er Stellung zu diesem Thema bezieht.
Mit dieser vorerst milden Strafe zeigt der namibische Fußballverband, wie hilflos der NFA in der momentanen Situation ist. Anstatt dem Wiederholungstäter mit einer fristlosen Kündigung eine harte Strafe zu verpassen, wird dem Profi vom türkischen Erstligisten Caykur Rizespor für seine Alkohol-Eskapaden verziehen.
Nach seinem einjährigen Gastspiel beim MSV Duisburg hatten viele Beobachter gehofft, Tjikuzu würde sich endgültig bessern und den Ernst der Lage endlich begreifen. Sein Ruf war fortan schwer ramponiert. Da er im Irrgarten Bundesliga nie richtig Fuß fasste, klammerte er sich an Spieler wie Claudio Pizarro oder Ailton und orientierte sich an deren Lebensstil, obwohl er noch lange nicht in ihre Gehaltsklassen vorgedrungen war. Wie ein schauriges Gewitter brach der Alltag über ihn herein. Er hatte sich stets in der Gemeinschaft versteckt, anfangs in der Familie, später im Internat beim SV Werder Bremen. Nun musste er sein Leben allein organisieren. Das erwies sich als großes Problem.
Dieser Mann hatte in seiner Profi-Karriere Schlagzeilen gemacht wie kein anderer: durch Trunkenheitsfahrten und geschwänzte Trainingseinheiten. Sportlich schaffte er nach anfänglichen Problemen in Bremen, Rostock und zuletzt beim MSV Duisburg immer wieder den Sprung zum Stammspieler.
In Duisburg sollte ein Neuanfang erfolgen, aber auch hier enttäuschte er menschlich auf der ganzen Linie.
Zunächst hieß es, dass er seinen Dreijahresvertrag bei den abgestiegenen ,,Zebras" nicht erfüllt habe, weil sein Kontrakt nur für die erste Fußball-Bundesliga galt. AZ-Recherchen haben aber ergeben, dass der namibische Nationalspieler seiner flüssigen ,,Lieblingsbeschäftigung" wieder nachgegangen sei. Offiziell hieß es zuerst nur, Duisburgs Tjikuzu habe sich einen Magen-Darm-Virus eingefangen. Jetzt aber bestätigte MSV-Präsident Walter Hellmich die Gerüchte, der Namibier sei erneut Opfer seiner ,,Genuss-Sucht" geworden.
,,Tjikuzu ist krank. Schade, das ,,Raschi" nichts aus seinem Talent macht. Unsere Wege werden sich trennen", so Hellmich nach der abgelaufenen Bundesliga-Saison. Bereits bei Hansa Rostock sorgten die Eskapaden Tjikuzus für ein vorzeitiges Aus. Ein Vertrag mit dem Hamburger SV wurde einst aus diesem Grunde wieder aufgelöst.
Auch von der namibischen Fußballnationalmannschaft wurde er wegen seiner Vorliebe für Partys bis auf weiteres aus dem Kader geworfen.
Mit der Verpflichtung des neuen ,,Brave Warriors"-Trainer, Ben Bamfuchile, erhielt das einstige namibische ,,Wunderkind" eine zweite Chance. Dieser glaubte an Tjkuzu und seine Fähigkeiten auf dem Platz. Das Vertrauen des Trainers hat der Wahl-Türke mit seiner eigenwilligen Aktion in dieser kurzen Zeit schon gebrochen.
Bei seinem umfassenden Sündenregister stellt sich die Frage, ob er ein Alkoholproblem hat und dringend Hilfe braucht. Uli Hoeneß, Manager des deutschen Rekordmeisters Bayern München, meinte einst: ,,Kranken Menschen muss dringend geholfen werden". Und das ist bei Tjikuzu höchste Zeit.