Ich bin, entgegen der scheinbar einstimmigen Meinung, kein Unterstützer von "Meister müssen aufsteigen".
Durch die Erhöhung auf 5 Regionalligen wurden nunmal viele Vereine in die Viertklassigkeit gespült, was insgesamt den sportlichen Wert verringert hat (eine meiner Meinung nach logische Folge).
Eine Stufe tiefer haben sich z.b. die Stadtverbände Hamburg und Bremen eigene Oberligen gesichert bei der letzten Reform. Seitdem gibt es unter der Regionalliga Nord: Oberliga Niedersachsen, Oberliga Hamburg, Oberliga Bremen und die Oberliga Schleswig Holstein. Nur weil diese Ligen alle den Stempel "Oberliga" haben sind sie doch allein schon vom Einzugsgebiet her auf keinen Fall gleichwertig. Dies wurde vom Norddeutschen Fussballverband auch Rechnung getragen. Die Meister von Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein sowie der Zweite von Niedersachsen spielen eine Relegation. Eine meiner Meinung nach gerechte Aufteilung um den Proportionen gerecht zu werden. (Ich habe das Beispiel Regio-Nord genommen, da dort eine Aufstiegsrelegation stattfindet. Wer es näher haben möchte: die Oberliga Westfalen hat 2 Aufsteiger, Niederrhein und Mittelrhein je nur einen). Nur weil der Bremer SV seine Bumsliga Bremen gegen Thekentruppen gewinnt hätten sie dann das gleiche Aufstiegsrecht wie eine Mannschaft, die sich durch das Haifischbecken Oberliga Niedersachsen kämpft? Macht für mich wenig Sinn.
Bei der Aufstockung der Regionalligen von 3 auf 5 vor einigen Jahren konnte sich der Präsident des Bayrischen Fussballverbandes Rainer Koch (bei dem Namen dürfte es bei Einigen klingeln) durchsetzen und eine eigene Regionalliga Bayern einführen. Dies wurde begründet mit der Anzahl der Mannschaften. Bayern hat beinahe identisch viele Mannschaften im Spielbetrieb wie NRW. Diese beiden Länder haben eigene Regionalligen bekommen. In der Regionalliga Südwest sind mit RLP, Saarland, Hessen und Ba-Wü aber eine große Anzahl von Verbänden, Mitgliedern und Mannschaften vereint. Es war hier wohl auch mal kurz in der Diskussion auf 6 Regionalligen zu erhöhen, das hätte den Mitgliederproporz besser repräsentiert, hätte aber den sportlichen Wert noch mehr verwässert. Stattdessen einigte man sich auf die heutige Regionalliga Süd-West und gab ihr 2 Plätze in der Aufstiegsrelegation.
Die aktuelle Aufteilung der Regionalligen stößt bei mir aufgrund der Extrawurst für Bayern zwar minimal auf Ablehnung, wird aber der Zahl der Mannschaften und Mitglieder am ehesten gerecht. Die Zahlen findet man hier:
https://www.dfb.de/verbandsstruktur/mitglieder/aktuelle-statistik/
Außerdem kommt die Struktur bei den allermeisten Vereinen gut an als Schnittstelle von Dorf...äh...Oberligen zum Profigeschäft. Man hat Derbys, man hat halbwegs kurze Wege und man kann sinnvolle Auflagen erfüllen ohne gleich riesige Schüsseln und Tribünen hinsetzen zu müssen. Die Mannschaften, die sich beschweren sind idR die Vereine, die aufsteigen wollen. Und klar, deren Anliegen kann ich auch nachvollziehen, wenn man in 2 Spielen eine ganze Saison nichtig machen kann.
Um den Vergleich mit der Aufstiegsrunde zur Regio Nord zu ziehen: Durch die sportliche Verwässerung sind die Regionalligen Nord und Bayern auf dem Papier im Schnitt deutlich schwächer. Und auch wenn sich in den vergangenen Jahren mit Meppen, Würzburg und Unterhaching gleich 3 Vereine dieser Ligen durchgesetzt haben (mit jeweils astronomischem Vorsprung auf Platz 2), so sind über die Saison gesehen Duelle gegen Memmingen, Seligenporten und Drochtersen-Assel doch einfacher zu bestreiten als z.B. in der West wo sich Gladbach 2, BvB 2, RWO, RWE, WSV, KFC, Viktoria und gefährliche Mäzenvereine wie Rödinghausen tummeln. Im Südwesten sieht es ähnlich aus.
Und nur der Einfachheit halber sollen jetzt alle Meister aus diesen Ligen aufsteigen? Um die Durchlässigkeit aus den Dorfligen noch zu erhöhen?
Ich wäre viel mehr für eine fairere Durchführung der Relegation. Alle 5 Meister + 2. Südwest spielen untereinander alle gegen alle, 2 Heimspiele, 2 Auswärtsspiele und ein Spiel auf neutralem Platz (übrigens der Vorschlag vom Grindel). Wenn man noch auf 4 Aufsteiger erhöht (dementsprechend 4 Absteiger aus der 20er 3. Liga => auch vertretbar) dann steigen 4 von 6 Mannschaften auf und die, die in dieser Aufstiegsrunde auf den letzten beiden Plätzen landen haben vermutlich minimal 3 von 5 Spielen verloren. Wer das nicht schafft, hat dann den Aufstieg auch nicht verdient.
Man wird sich nun auf irgendeinen faulen Kompromiss einlassen (bei der oben beschriebenen Variante 2 rollen sich bei mir die Fussnägel hoch) und am Ende ist das Geschrei vermutlich noch größer als jetzt. Abwarten und Tee trinken...