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St. Pauli und Magdeburg vor dem Zweitliga-Aufstieg
Schräg, schrill, traditionsreich
Zitterspiel mit tragischem Ende oder doppelte Aufstiegsfeier? Die 25.500 Fans, die am 2. Juni zur Regionalliga-Partie zwischen dem 1. FC Magdeburg und dem FC St. Pauli pilgern, hoffen auf eine große Party.
Denn wenn alles gut geht, stehen beide Klubs schon vor dem Showdown als Aufsteiger in die Zweite Bundesliga fest. Drei Spieltage vor Schluss liegen die Traditionsvereine punktgleich an der Spitze der Regionalliga Nord. Fünf Punkte beträgt das Polster auf Platz drei. Schon am Wochenende kann die Rückkehr in den Profi-Fußball perfekt sein. Magdeburg kann gegen Leverkusen II, der St. Pauli in Erfurt alles klar machen.
Keine Frage: Die Zweite Bundesliga würde bunter und traditionsreicher werden. Schrill, schräg, alternativ und unkonventionell - der FC St. Pauli hat auch außerhalb der Hansestadt Hamburg viele Freunde. Und mit Magdeburg würde einer der großen des DDR-Fußballs und ein ehemaliger Europapokal-Sieger auf die große Bühne zurückkehren.
Der Traum vom Durchmarsch
Danach sah es lange nicht aus. Noch zur Winterpause dümpelten beide Klubs im Mittefeld der Tabelle. Erst danach legten sie sich mächtig ins Zeug und starteten Siegesserien. "Die Mannschaft hat in den vergangenen Wochen eine unheimliche Willenskraft entwickelt", sagt Holger Stanislawski, Trainer des Tabellenführers St. Pauli, und Magdeburgs Coach Dirk Heyne sagt: "Wir haben geduldig auf die Chancen gewartet und diese genutzt, als sie da waren." Für Ex-Trainer Heyne wäre der zweite Aufstieg in Folge "ein großer Traum". Zu lange hatte Magdeburg in den Niederungen des Fußballs ausharren müssen.
Tief gefallen
Rückblick: Kein deutscher Verein ist so tief gefallen wie der 1. FC Magdeburg. Dabei hatten die Sachsen-Anhaltiner am 8. Mai 1974 einen ganz großen Tag. Da holte das Team aus der damaligen DDR-Oberliga im Endspiel von Rotterdam den Europapokal der Pokalsieger. 2:0 hieß es damals gegen Titelverteidiger AC Mailand.
Der Klub von Jürgen Sparwasser wurde drei Mal DDR-Meister und holte sieben Mal den Pokal. 2002 besiegelte ein Insolvenzverfahren den Abstieg in die vierte Liga. Erst im Frühjahr schaffte der einstige Vorzeige-Klub die Rückkehr in die Regionalliga. Grobe Managementfehler hatten den Verein in diese Schieflage gebracht. Nach der politischen Wende waren die Elbstädter an die falschen Berater geraten. Jahrelang war in Magdeburg Tristesse angesagt. Nur im Jahr 2000 sorgte der Verein noch einmal für bundesweites Aufsehen, als er nach dem 1. FC Köln auch noch Bayern München aus dem DFB-Pokal warf.
Jetzt hat der 1. FC die Lizenz ohne Auflagen bekommen. Die Sponsoren rennen den blau-weißen die Türe ein. 140 zählt der Verein. Erst im Dezember wurde das neue Stadion eröffnet. 30 Millionen Euro hat der 1. FC investiert.
Weltpokalsiegerbesieger
Zurück nach Hamburg. Dort nahm man sich selbst nie so richtig ernst. Und genau dies bescherte dem Kult-Klub hohe Sympathiewerte. Ein Beispiel: Am 6. Februar 2002 gewann St. Pauli als Tabellenletzter der Bundesliga mit 2:1 gegen die Bayern. Da der Rekordmeister von der Isar kurz zuvor den Weltpokal gewonnen hatte, rannten Fans und Spieler fortan mit T-Shirts herum, auf denen "Weltpokalsiegerbesieger" zu lesen war.
Auch der Zuschauerbilanz der Zweiten Liga würde St. Pauli gut tun: So hat der Klub in der in der Regionalliga einen höheren Schnitt als viele Zweitligisten. Zurzeit wird die neue Südtribüne gebaut, was das altehrwürdige Millerntor-Stadion in Liga zwei ein wenig komfortabler machen würde.
Fans kratzten Geld zusammen
Ein Jahr nach dem Bundesliga-Abstieg 2002 ging es ein Jahr später noch eine Liga tiefer. Dass der Verein nicht noch weiter unten landete, hat er seiner Popularität zu verdanken. Fans und Gönner brachten 1,95 Millionen Euro zusammen, um dem Klub zur Lizenz zur verhelfen. So schlugen die Kiez-Kneipen unter dem Motto "Saufen für St. Pauli" 50 Cent auf jedes Bier auf, und der FC Bayern verzichtete beim Duell zwischen "Weltpokalsieger und Weltpokalsiegerbesieger" auf die Antrittsgage. Anschließend gab es eine große Party. Und die wünschen sich die Paulianer auch am 2. Juni in Magdeburg - zusammen mit dem 1. FC.
Quelle: http://sport.ard.de/sp/fussball/news200705/15/pauli_magdeburg.jhtml
Allemal lieber diese beiden Klassiker als die beiden Millionärsspielzeuge aus der RL Süd....
Schräg, schrill, traditionsreich
Zitterspiel mit tragischem Ende oder doppelte Aufstiegsfeier? Die 25.500 Fans, die am 2. Juni zur Regionalliga-Partie zwischen dem 1. FC Magdeburg und dem FC St. Pauli pilgern, hoffen auf eine große Party.
Denn wenn alles gut geht, stehen beide Klubs schon vor dem Showdown als Aufsteiger in die Zweite Bundesliga fest. Drei Spieltage vor Schluss liegen die Traditionsvereine punktgleich an der Spitze der Regionalliga Nord. Fünf Punkte beträgt das Polster auf Platz drei. Schon am Wochenende kann die Rückkehr in den Profi-Fußball perfekt sein. Magdeburg kann gegen Leverkusen II, der St. Pauli in Erfurt alles klar machen.
Keine Frage: Die Zweite Bundesliga würde bunter und traditionsreicher werden. Schrill, schräg, alternativ und unkonventionell - der FC St. Pauli hat auch außerhalb der Hansestadt Hamburg viele Freunde. Und mit Magdeburg würde einer der großen des DDR-Fußballs und ein ehemaliger Europapokal-Sieger auf die große Bühne zurückkehren.
Der Traum vom Durchmarsch
Danach sah es lange nicht aus. Noch zur Winterpause dümpelten beide Klubs im Mittefeld der Tabelle. Erst danach legten sie sich mächtig ins Zeug und starteten Siegesserien. "Die Mannschaft hat in den vergangenen Wochen eine unheimliche Willenskraft entwickelt", sagt Holger Stanislawski, Trainer des Tabellenführers St. Pauli, und Magdeburgs Coach Dirk Heyne sagt: "Wir haben geduldig auf die Chancen gewartet und diese genutzt, als sie da waren." Für Ex-Trainer Heyne wäre der zweite Aufstieg in Folge "ein großer Traum". Zu lange hatte Magdeburg in den Niederungen des Fußballs ausharren müssen.
Tief gefallen
Rückblick: Kein deutscher Verein ist so tief gefallen wie der 1. FC Magdeburg. Dabei hatten die Sachsen-Anhaltiner am 8. Mai 1974 einen ganz großen Tag. Da holte das Team aus der damaligen DDR-Oberliga im Endspiel von Rotterdam den Europapokal der Pokalsieger. 2:0 hieß es damals gegen Titelverteidiger AC Mailand.
Der Klub von Jürgen Sparwasser wurde drei Mal DDR-Meister und holte sieben Mal den Pokal. 2002 besiegelte ein Insolvenzverfahren den Abstieg in die vierte Liga. Erst im Frühjahr schaffte der einstige Vorzeige-Klub die Rückkehr in die Regionalliga. Grobe Managementfehler hatten den Verein in diese Schieflage gebracht. Nach der politischen Wende waren die Elbstädter an die falschen Berater geraten. Jahrelang war in Magdeburg Tristesse angesagt. Nur im Jahr 2000 sorgte der Verein noch einmal für bundesweites Aufsehen, als er nach dem 1. FC Köln auch noch Bayern München aus dem DFB-Pokal warf.
Jetzt hat der 1. FC die Lizenz ohne Auflagen bekommen. Die Sponsoren rennen den blau-weißen die Türe ein. 140 zählt der Verein. Erst im Dezember wurde das neue Stadion eröffnet. 30 Millionen Euro hat der 1. FC investiert.
Weltpokalsiegerbesieger
Zurück nach Hamburg. Dort nahm man sich selbst nie so richtig ernst. Und genau dies bescherte dem Kult-Klub hohe Sympathiewerte. Ein Beispiel: Am 6. Februar 2002 gewann St. Pauli als Tabellenletzter der Bundesliga mit 2:1 gegen die Bayern. Da der Rekordmeister von der Isar kurz zuvor den Weltpokal gewonnen hatte, rannten Fans und Spieler fortan mit T-Shirts herum, auf denen "Weltpokalsiegerbesieger" zu lesen war.
Auch der Zuschauerbilanz der Zweiten Liga würde St. Pauli gut tun: So hat der Klub in der in der Regionalliga einen höheren Schnitt als viele Zweitligisten. Zurzeit wird die neue Südtribüne gebaut, was das altehrwürdige Millerntor-Stadion in Liga zwei ein wenig komfortabler machen würde.
Fans kratzten Geld zusammen
Ein Jahr nach dem Bundesliga-Abstieg 2002 ging es ein Jahr später noch eine Liga tiefer. Dass der Verein nicht noch weiter unten landete, hat er seiner Popularität zu verdanken. Fans und Gönner brachten 1,95 Millionen Euro zusammen, um dem Klub zur Lizenz zur verhelfen. So schlugen die Kiez-Kneipen unter dem Motto "Saufen für St. Pauli" 50 Cent auf jedes Bier auf, und der FC Bayern verzichtete beim Duell zwischen "Weltpokalsieger und Weltpokalsiegerbesieger" auf die Antrittsgage. Anschließend gab es eine große Party. Und die wünschen sich die Paulianer auch am 2. Juni in Magdeburg - zusammen mit dem 1. FC.
Quelle: http://sport.ard.de/sp/fussball/news200705/15/pauli_magdeburg.jhtml
Allemal lieber diese beiden Klassiker als die beiden Millionärsspielzeuge aus der RL Süd....