Der Tod eines Menschen bietet in den wenigsten Fällen Anlass zum Spott.
Wenn Polizeigewerkschaften und Medien allerdings über Monate nicht müde werden, Fußballstadien als Ort der Anarchie und Bedrohung für den inneren Frieden zu stigmatisieren, dann wohnt der Tatsache, dass sich das Unglück nicht etwa in einer realen Situation, sondern währen einer ÜBUNG ereignete, doch eine gewisse und zweifellos bittere Ironie bei.
Zudem erscheint der Einsatzort, das Berliner Olympiastadion, nicht gerade als dezente Kulisse für ein solches Manöver. Der Faktor Machtdemonstration mag eine nicht ganz unbedeutende Rolle gespielt haben. Auch das ist natürlich Wasser auf die Mühlen der Spötter.
Fußballfans, die Woche für Woche mit den Repressionen der Staatsmacht "konfrontiert" werden, müssen bei der Nachricht von den verunglückten Beamten doch in ihrer Vermutung bestärkt werden, dass zu irgendeinem Zeitpunkt während der letzten Jahre die Dimensionen der Aufrüstung aus den Fugen geraten sind. Oder gab es zuvor einen zu Tode gekommenen Beamten im Rahmen einer Bundesligapartie?
Jetzt sprechen die Offiziellen der Polizeigewerkschaft von "Rohheit". Thomas hat recht: Im Zusammenhang von Tränengas- und Schlagstockeinsätzen der Staatsmacht ist dieses Attribut bisher nicht gefallen.
Die Plakate waren derbe, vielleicht auch an der Grenze zur Unzumutbarkeit. In diesem Kontext – Fans werden für Zeitungsauflage als Tiere verunglimpft, während den Beamten diese Darstellung viele neue Spielzeuge, Personal und Etat verspricht – kann ich den Hass nachvollziehen, der zu solchen Aktionen veranlasst. Gutheißen möchte ich diese überzogene Gefühlsregung bzw. die daraus erwachsenen Aktionen die nicht, das ist wohl zu betonen.
Stadionverbot? Nun ja, es wäre immerhin insofern ein Fortschritt, als dass man Stadionverbot für als fehlerhaft eingeschätzte Aktionen am Spieltag erhält. Heute muss man ja nur gegen einen Mülleimer pinkeln und dabei "Duisburg" sagen – zack, ausgesperrt. (Ironie und so). Ernsthaft: Stadionverbot für Anfeindungen spiegeln einzig das Verlangen nach Rache, nicht den Wunsch, diese lächerlichen Wochenendkriege wirkungsvoll zu deeskalieren.
Vielleicht erinnern sich beide Seiten ja irgendwann wieder daran, dass es um ein bisschen Aktion am Spieltag geht. Und das "bürgerkriegsähnliche Zustände" seit Weimar Geschichte sind. Dann kommt man auch nicht auf die Idee, mit Hubschraubern die Jagd auf Sportbegeisterte zu üben bzw. im Anschluss daran in bedenklichem Ausmaß und verhöhnend zu hetzen.