Für mich wird Khedira sowieso chronisch überschätzt. Ein Spieler, der auf enge taktische Vorgaben angewiesen ist, weil es ihm an Spielverständnis mangelt. Ein Mourinho kann mit dem was, ein Jogi aber nicht. Darüber hinaus war für mich von skandalträchtiger Dämlichkeit, dass die Kommentatorin Müller-Hohenstein Kehdira den Zuschauern als Opfer der 'bekannten italienischen Härte' mit verschlissen hat, und das auch angesichts der parallel zum Kommentar noch mal wiederholten Szene mit der Verletzung, wo er den armen Herrn Pirlo mehr als nur relativ gepflegt abräumt. Ein typisch hirnrissiger Khedira. Wobei alles in allem ein bisschen Nickligkeit den Deutschen ganz gut anstand. Wäre nicht mal wieder der hochnotpeinliche Kommentar von Müller gewesen. Der quatscht mittlerweile genauso quergestreift wie Hoeness, aber wenn man erst Mitte Zwanzig ist und gar keinen Bauch hat, naja...
Die Abwehr fand ich ausnahmsweise mal stabil, sie wurde aber auch nicht vielen ernsten Prüfungen unterzogen. Aber die hatten ihre Leute im Auge. Den Ausgleich würde ich für hinnehmbar halten, dass Hummels da noch klären will und die Situation dadurch erst einleitet, ist quasi eine Instinktgeschichte. Wie die Italiener es dann spielen, das ist halt geil: hundert Prozent ballsicher und trickreich, der Verteidiger kein Deut schlechter darin, die Pille ins Ziel zu bringen, als es ein Stürmer wäre. Das spricht seit je her für die Breite der italienischen Ausbildung von frühester Jugend an, dass hier jeder jeden Part immer übernehmen kann. Deren Stil muss man mögen, aber ich liebe es, ihnen zuzusehen, wie sie immer wieder das Tempo variieren, hinten rum spielen, wie sicher sie Pässe jeglicher Reichweite anbringen, auch dann noch, wenn sie schon hart bedrängt sind, wie explosiv sie dann Tempo gehen.
Allerdings Old-Fashioned, aber sehr stilvoll, diese Italiener. Individuell gesehen Weltspitzenklasse sind die aber nicht mehr, und das hat sogar Oliver Bierhoff gesagt. Dennoch war die Partie bestenfalls ausgeglichen, bis Mesut Özil dazu kam und Pirlo rausging. Zum Schluss haben die italiener sich versucht über die Zeit zu bringen, und da hatten wir dann noch Chancen. Dass sie zuvor richtig herausgespielt in Bedrängnis gebracht wurden, kann man kaum behaupten. Zwei gute Halbdistanzschüsse, mehr war nicht. Natürlich können die auch reingehen, aber davon abgesehen spielte sich der Angriff doch wieder reichlich schnell fest. Man liess sich das Spiel(chen) der Italiener bereitwillig aufzwingen, kopierte sie sogar nach der Führung schamlos, wenn auch wenig erfolgreich. Das Standardtor war da probates, wenn auch über weite Strecken einziges Mittel. Eine Führung der Italiener zu diesem frühen Zeitpunkt wäre zweifelsohne fatal gewesen.
Diesmal ist das allerdings Meckern auf einem hohen Niveau. Insgesamt eines der seltenen Testspiele, bei denen man bis zum Ende hin gebannt vor dem Fernseher blieb.