So, Zeit für
@ChristianMoosbr 
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Jeder nimmt Spiele anders wahr - das Spiel gegen Japan habe ich erst im Nachhinein verstanden - tatsächlich sehe ich den Unterschied unserer Sechser zwischen Japan und Spanien weniger in deren Rollendefinition - da gibt es sehr ähnliche Laufwege, Abstände und Positionierungen vor der Kette.
Die Spanier haben aber extrem diszipliniert in einer Formation gespielt, die uns ersteinmal überall Überzahl erlaubt - einzig wirklich kritischer Punkt ist die vordere Dreierkette und da gab es eine ganz klare Disziplin: Ballnaher 6er rückte raus, Ballfern deckte den zentralen - die beiden anderen gehörten der Kette.
Japan 1. Hälfte letztlich ähnlich, nur bei defensivererem Grundansatz der Japaner im 4 2 3 1 . Da kann man in der ersten Hälfte zum 6-er Verhalten gegen den Ball tatsächlich ganz wenig sagen, da das so gut wie nicht nötig wurde.
Unsere Offensivbewegungen waren, und da nehme ich die Spiele wieder anders wahr als Du, zu diesem Zeitpunkt eben nicht abwartend sondern immer wieder in ganz hohem Tempo vertikal - Belagerung fand nur statt, wenn diese Tiefenläufe nicht zum Abschluss führten. Ich hatte ja schon diekt nach dem Spiel gesagt: Eigentlich fand ich das, was wir da gespielt haben, ziemlich geil.
Genau das machten die Japaner dann in Hälfte 2 fundamental anders. Mit einem teilweise wirklich wilden Offensivspiel, dass sich rund um eine 343 entspinnt, aber von extremer Ballorientierung geprägt ist, sich ständig verändert, gelingt es ihnen spätestens ab Minute 70 immer wieder unsere offensive Dreierkette einfach zu überspringen und unsere Doppelsechs dann zum Teil in ein 4 gegen 2 zu schicken - und die wusste genau damit ziemlich wenig anzufangen, blieb tendenziell zentral und hat der Kette die Absicherung der Außen überlassen (grundsätzlich auch richtig). Aber so fallen wir teilweise bis zur Strafraumgrenze zurück ohne echten Zugriff, weil die in Unterzahl immer wieder nur stellen und dann wieder fallen können.
Hier wären in der Rückschau die offensiven Außen gefordert gewesen ihren Leuten zu folgen - aber die lebten noch in einer Welt, in der es keine ernstzunehmende japanische Offensive gab. Noch in Minute 69 schießen wir 5 Mal in einer Minute aufs Tor - und zwar alle on Target. DA kann man sagen, hätte Flick intervenieren müssen und sagen: Ey Jungs - Angriff ist gleich wieder, jetzt ab nach hinten und aufräumen helfen - aber eigentlich ist auch das Teil des Sechser-Profils: Diese Ansagen zu machen, Jungs wir brauchen Euch weiter hinten! In der entscheidenden Phase gegen Japan hieß das Sechser-Duo: Kimmich Goretzka, nur eben gegen einen wild entschlossen agierenden Gegner fast immer in Unterzahl. Das 2 : 0 - da kann ein Wagner sagen, da spiel ich doch nicht auf Abseits - sag ich: Doch, Asano wäre METER im Abseits gewesen, Rüdiger lässt ihn völlig entspannt sehenden Auges durchlaufen, wenn sich Süle nicht entschlossen hätte der "bessere" IV zu sein und eine Tiefe zu decken, in der garniemand stand... .
Die Phase zwischen 65. und 80. Minute gegen Japan ist der einzige Teil des Turnieres, wo ich sagen würde: Bundestrainer, da wäre anders wohl besser gewesen. Sonst sehe ich einen Fußball, der viel schneller, phantasievoller, direkter ist, als unter Löw.
Ok, außer wir wären das ganz große Kino angegangen, gegen Costa Rica, das 1 - 2 so lange zu halten, bis Spanien reagiert hätte, und dann eben das Tor zu machen - wäre das schief gegangen, wären wir mit einer Niederlage als Letzter ausgeschieden - dann wäre es wirklich frostig geworden.
S