Irgendwann vor einigen Jahren bin ich beim Zappen durch die Programme bei diesem "Sport" hängen geblieben und ich weiss heute noch nicht, warum dies geschah.
Was macht die Faszination aus, wenn großenteils alte, bierbäuchige, mit billigen Tattoos versehene Inselaffen oder Kaasköppe mit minimalen Kraftaufwand stundenlang die immer gleiche Handbewegung ausführen?
Typen, die man im Urlaub normalerweise nicht einmal mit dem Hintern angucken würde. Das alles in einer gröhlenden Kneipen-Atmosphäre, also in einem Umfeld, in welchem die (ehemaligen) Suffköppe ihre "Betätigung" als Abwechslung zum Saufen einst erlernt haben.
Vielleicht ist es gerade das, was mich an diesem Sport fasziniert: Leute wie Phil Taylor, die nicht in der Lage wären, 99% aller Sportarten auch nur 30 Sekunden auszuüben, schieben ihren Bierbauch von Sieg zu Sieg und von einer Million zur nächsten. Es ist das totale Kontrastprogramm zum Sport, wie man ihn sonst kennt. Junge, durchtrainierte Saubermänner kämpfen in einer bis ins kleinste Detail geregelten Wettkampfwelt um den Erfolg.
Beim Darts ist alles irgendwie noch ziemlich ursprünglich. Die Typen, das Ambiente in diesen übergroßen Bier-Hallen. Gröhlende, besoffene Menschen, die ihre Bierbecher durch die Luft werfen. So wie es früher überall der Fall war.
Die Protagonisten haben Freiheiten. Keine Regeln, wie sie sich kleiden sollen. Keine Uhr, die akribisch bei dieser WM tickt, wenn sie ihre Pfeile werfen. Der eine wirft im Sekundentakt, der andere nimmt sich eben viel mehr Zeit.
Alter und körperliche Verfassung scheinen keine Rolle zu spielen. Da hat der dickliche, in die Jahre gekommene Herausforderer ebenso wenig eine Chance gegen Phil Taylor wie der durchtrainierte 26jährige. Alter, Körper, all das spielt bei Darts keine Rolle. Der lebende Beweis ist Phil Taylor.
Darts ist so wunderbar anders und deshalb schaue ich es gerne und regelmäßig. Ich bewundere die Spieler für ihre ruhige Hand, ihre starken Nerven, ihre mentale Kondition und ihr gutes Auge. Die Spielertypen, die dort auftreten, sind interessant und völlig unterschiedlich. Da sind einfach echte Typen dabei. Mit Ecken und Kanten und reichlich Macken.
Doch wie sie auch alle sein mögen: Nur einer "is walking in a Taylor-Wonderland".

Der Mann wird heute Abend vor meinen Augen einmal mehr unschlagbar sein. Er zermürbt sie alle und macht seine Gegner nervlich kaputt. Vor ihm werden alle, die bis dahin souverän durch das Turnier marschierten, wieder zu nervösen, zappeligen Anfängern. Ob der Australier Whitlock die nötige Ruhe und Konstanz hat? Er wirkte jedenfalls sehr cool in seinen bisherigen Auftritten. Allerdings wird das nicht reichen, auch wenn ich mich freuen würde, wenn Taylor geschlagen würde.