Die Messe dürfte für den FCB gelesen sein. Schätze, mit Lewandowski wäre tatsächlich mehr drin gewesen, aber das Spiel hat auch, namentlich in HZ zwei, aufgezeigt, dass es auf dem Niveau für sie nicht mehr genügt, eine topfitte erste Elf haben. Bayern hatte im Spielaufbau keine Struktur, die annähernd an das heranreichen kann, was Real aufbietet. Mal ganz davon abgesehen, dass Robben und Ribery altersbedingt einfach nicht mehr gut genug sind. Sieht man sie in der Bundesliga, entsteht schon mal der Eindruck, sie wären so gut wie ein Bale oder Ronaldo, aber das ist einfach nicht der Fall. Auch Thiago wurde gestern grösstenteils abgeklärt und mühelos von der Hintermannschaft der Madrilenen unwirksam gemacht. Einen Plan B hatten sie dann nicht, viel zu durchsichtig wirkte der immer gleiche Versuch, es über Robben wieder schnell zu machen. Ein Unsicherheitsfaktor war nur Vidal, der wirklich grossartig aufspielte. Seine körperliche Präsenz und sein Zug zum Tor waren enorm beeindruckend. Man fragt sich ja sowieso immer, wo der kleine Kerl mit der schrägen Frisur das alles her nimmt.
Wenn bei den Bayern alles auf Lewandowski zugeschnitten werden muss, damit es läuft, haben sie bei Real drei Leute vorn, die stets torgefährlich werden. Und die unendlich gut aufeinander eingespielt wirken. Selbst wenn dann Benzema kein Glück hat, und Bale etwas hinten dran ist, macht es eben Ronaldo in einer Art und Weise, die immer noch unvergleichlich ist. Wie er Qualitäten im Dribbling, taktische Intelligenz und Knipsertum in sich vereinigt, das ist immer wieder einfach sehenswert. Er hat dieses Spiel entschieden, aber tat das aus einem Ensemble heraus, was super funktioniert. Ich finde überhaupt nicht, wie im Kommentar anklang, dass man die Handschrift von Zidane dort nicht erkennt. Er scheint keine besonders hochtrabende taktische Idee eingebracht zu haben - da gleicht es in Ansätzen vielleicht der Philosophie eines Ancelotti - aber die Präzision, das gute Stellungsspiel und die Effizienz verweisen doch ganz auf den genialen Mittelfeldregisseur einstiger Tage. Ich hab an sich traditionell nicht furchtbar viel für Real übrig, mit einem Trainer Zidane könnte ich noch lernen, die zu lieben!
Vor allem der Spielaufbau durchs Mittelfeld ist beeindruckend. Kroos + Modric, dazu der abgeklärte Abräumer Casemiro, das läuft wie das Messer durch weiche Butter, bei denen. Die Bayern waren vor allem auch in der ersten Halbzeit schon nicht in der Lage, dem etwas entgegen zu setzen. Mit Ancelotti fehlt es an der Arbeit gegen den Ball. Respektive wirkt es defensiv indifferent. Sie verteidigen weder so entschlossen aus der Tiefe des Raumes heraus wie z.B. Atletico, noch haben sie dieses urgewaltige Gegenpressing aus Guardiola-Zeiten parat, als sie stets früh das Spiel auch von richtig guten Gegnern zerstört haben, und dann unmittelbar eine eigene rasende Attacke nachkam. Der von Hoeness bereits öffentlich demontierte Costa und der mittlerweile mehr oder weniger zum Statisten degradierte Coman konnten keine neuen Akzente setzen, von Juan Barnat ganz zu schweigen. Am Ende, fast während der ganzen zweiten Halbzeit, trat hier eine verwöhnte Bayern-Altstartruppe + junger Mitläufer gegen eine erbarmungslos präzise laufende Maschine namens Real an.
Sicher, der unberechtigte Elfer, den mal wieder ein heftig wedelnder Ribery so lautstark beim Schiri einforderte, dass er wahrscheinlich nur deshalb gegeben wurde, hätte vielleicht etwas umendschieden. Aber nach der schwachen zweiten Bayern-Hälfte finde ich selbst das unsicher.