@lintorfer
Wenn du einen auf seriös machst, dann bitte aber auch sorgfältiger beachten, was unser ausgewiesenes, vielfach öffentlich dargelegtes, sportliches Konzept ist: nämlich, junge, unerfahrene Spieler und solche, denen bisher noch nicht der ganz grosse Durchbruch gelungen ist, an uns zu binden, und sie weiter zu entwickeln. Schnellhardt, den du so über den grünen Klee lobst, ist ein Produkt genau dieser Philosophie, ebenso ist es etwa Mark Flekken, Dustin Bomheuer. Sollten es Tashchy, Cauly, Fröde und Nauber noch werden können.
Ich weiss, worauf du hinaus willst, und kann deine dahintersteckende Philosophie erkennen. Es ist die oft genug öffentlich geäusserte Denkweise von Peter Neururer und anderen, welche die Ansicht vertreten, dass es ohne entsprechendes, schon fertiges Personal, nicht reichen kann in einer solchen Liga. Das ist eine teure Auffassung, die es aber nicht unbedingt bringt, wie wir selbst erfahren mussten. Der Nachteil im Bezug auf uns konkret wäre, dass alle Leute, die ich in der ersten Reihe genannt habe, bei einem Neururer wahrscheinlich nicht spielen würden.
Ist allerdings legitim, als Trainer/Sportdirektor die Auffassung zu vertreten, dass man sich im Profifussball eine permanente "Work-in-Progress" -Ausbildungssituation gar nicht leisten kann, immerhin arbeitet neben Leuten mir nur gemischtem Erfolg auch ein Mourinho so: fertige Spieler kaufen, wenn es nicht reicht, nachkaufen, verkaufen, neu kaufen.
Allerdings gibt es mehr als genug Gegenbeispiele, die kontinuierlich erfolgreich mit solchen nachhaltigen Konzeptionen sind, wie sie auch zum neuen MSV, also dem von Grlic sportlich repräsentierten, gehören. Zu glauben, nur permanente Nachkäufe wären eine Art von Königsweg zum Glück, muss man sich aber sowieso erst mal leisten können. Da hift es natürlich, wenn man einen reichen Investor hat. Allerdings auch nicht immer, siehe etwa die Entwicklung der 60er mit Ismaik. Oder unsere eigenen Walla-Zeiten.
Man sollte anerkennen können, dass Grlic und Gruev auf Nachhaltigkeit, Teamgeist und Geduld setzen, statt auf, naja, sagen wir, bezogen auf unsere ganz konkrete Lage, mal: Panikkäufe. Vor allen Dingen sollte man über diesen Kenntnisstand nicht einfach so hinaus gehen, und Dinge ultimativ einfordern, respektive als eindeutige Versäumnisse anprangern, die klar erkennbar dem rein spekulativen Bereich angehören. Dazu gehört fast immer auch alles das, wo es um Nachanalysen zur letzten Saison geht. Da wird ja immer auf Chanturia und Obinna abgestellt, aber kaum einmal hinterfragt, was uns dieses nachträgliche Upgrade eigentlich ursprünglich bescherte. Nämlich die lange Verletztenliste einerseits und die fehlende, oder wenigstens zu geringe, Zweitligaerfahrung andererseits.
Sprich: man kann die letzte Saison als Supgergau für die sportlich Verantwortlichen schlechthin einsortieren, und diese damit, unter ultimativ strenge Kontrolle gestellt, als Leute sehen, die nur noch auf Bewährung hier arbeiten. Aber auch aus den gehabten gemeinsamen Erfahrungen zu nochmals verstärktem Schulterschluss kommen, und daraufhin
gemeinsam etwas draus zu lernen versuchen. Betreffend dessen etwa, ob man Eingespieltsein und Exaktheit der permantenten Rotation, die damals vorherrschte, nicht doch vorzieht. Wieviel reine Konditionsbolzerei einen Sinn macht. Wieviel Unwägbarkeit mit kurzfristigen spektakulären Verpflichtungen verbunden ist, dieses zeigt uns übrigens die letzte Saison auch. James Holland, ehemaliger Millionenmann und australischer Nationalspieler, brachte es etwa überhaupt nicht. Obinna war sicher ganz nett anzusehen, aber war doch auch deswegen so gut, weil es unseren Onuegbu schon in der Truppe gab. Die Hälfte der Zeit verletzt war er nichts desto trotz. Chanturia musste permanent abgesichert werden, weil er sehr schnell den Ball verlor und sich nicht gross um die Laufwege der anderen kümmerte.
Mit solchen Leuten, das müsste doch auch endlich mal klar werden, gibt man vielleicht dem Zufall eine Chance, aber viel mehr eben auch nicht. Das Scheitern, eventuell verbunden mit einem Sack voll Schulden, die noch jahrelang abzutragen sind, sowie Sponsoren, die ein permanent instabiles Gebahren der Vereinsleitung erleben, was ihre mittelfristige Investitionslust nicht eben befördert, sind dann die Folgen. Klar, ein Mourinho muss sowas nicht kratzen, der kriegt sofort einen frischen Sack Geld von seinem allmächtigen Gönner. Er ist allerdings auch komplett von diesem abhängig. Und Fans sind bei Chelsea nur noch ein Stilmittel, um Abramowitsch und seine Gäste zu erfreuen. Dass wir weitsichtigere und dezentere Sponsoren haben, sollten wir vielleicht eher begrüssen, ist jedenfalls meine Meinung.
Soweit sind wir unterschiedlicher Ansicht über den Weg, den es gehen könnte, schätze ich, es ist aber durchaus möglich, beide Ansichten zu vertreten. Schwach finde ich allerdings, offen gestanden, dass du mir am Schluss dann noch mangelnde Ernsthaftigkeit unterstellst, um deine Argumentationskette zu untermauern. Macht der Neururer im Fernsehen zwar auch gern, macht aber leider nix besser.