Der Junge hatte damals echt eine beschissene Zeit: schwere Verletzung, der Wechsel zum damaligen Regionalligisten Cottbus, überhaupt keine Rolle gespielt. Heimweh, der Wunsch zurückzukehren – um dann mit dem Verein, mit dem du so viel Gutes verbindest, in eine derartige Abwärtsspirale zu geraten, bei der du auch noch eine tragende Figur spielst, dein Leistungsniveau nicht erreichst, rote Karten fabrizierst, die spielentscheidend sind, und Fans dich zum Teil verachten...
Dann entscheidest du dich zu verlängern – als einer der wenigen, nicht mal eine Handvoll. Die Fans sind zwiegespalten, du willst die Karre aus dem Dreck ziehen, aber da ist nicht mehr so viel Gegenliebe. Und dann spielst du dich wie Phönix aus der Asche zurück: trotz Verletzung nimmst du diese Regionalliga West so dermaßen stark an, holst dir die Kraft und das Selbstbewusstsein zurück und kommst mit dem Trainerteam an dein körperliches Maximum. Du spielst dich zurück in die Herzen aller Fans, bist nachdem Aufstieg wieder ein überdurchschnittlicher 3.-Liga-Kicker und spielst die besten acht Spieltage deiner Karriere – mit bald 29. Diese Entwicklung ist fast schon drehbuchreif für die nächste RTL-Doku oder lieber Jörg Kaiser...
Was der da gestern wieder auf dem Platz abgefackelt hat, unser Josh – irre. KEINEN Zweikampf verloren gegeben, fast jeden richtig antizipiert, immer mit der Fußspitze dran, mit der Grätsche. Das ist das personifizierte Mentalitätsmonster. Was der da ackert, ist stellvertretend für unseren Fußball. Der lebt die Wedau, den Verein und das Siegergen. Gegen Havelse ist er völlig frustriert als Erster in die Kabine gespurtet, wutentbrannt. Gegen Ingolstadt lag er nach Abpfiff völlig ausgelaugt erstmal fünf Minuten auf dem Rasen, völlig ausgepumpt. Im Anschluss, als nicht mehr viele im Stadion waren, holt er nochmal die Pille raus und kickt mit dem Sohnemann.
Der Typ genießt das hier einfach gerade. Ich kann da einfach nur gratulieren. Nicht weniger Stellenwert als ein Hahn oder Bulic. Nur ruhiger, nüchterner. Der Mann macht seinen Job – und wie er ihn macht.