Wo soll ich anfangen?
Immens wichtiger Sieg. Dass in Cottbus nicht "Hacke, Spitze, 1, 2, 3" gefragt ist, war wenig überraschend. In Kellerduellen wurde noch nie Fußball zelebriert. Doch wenn man solche Spiele gewinnt, holt man sich das nötige Selbstvertrauen, um vielleicht schon im nächsten Spiel mehr spielerische Akzente zu setzen.
Was gefragt war, haben die Cottbusser mit ihrem anfangs überharten Einsatz sofort gezeigt. Doch der Schiri ahndete das harte Einsteigen bereits in der Anfangsphase mit geleben Karten für Cottbus, was wiederum uns in die Karten spielte.
Der MSV zeigte trotz zahlreicher Ausfälle eine prima erste Halbzeit. Als das 1-0 fiel, schienen nur die handgezählten ca. 70 PKW-Fahrer im Block den Kampf mit den Staus gewonnen zu haben, während die drei Busse auf sich warten ließen. Im Laufe der ersten Halbzeit wurden wir immer mehr, wobei bei ziemlich genau 240 Mitgereisten das Ende der Fahnenstange erreicht war.
Unweit der polnischen Grenze erlebten wir bei bitterkalten Temperaturen eine erste Halbzeit, die uns nicht frösteln ließ.
Lange Phasen des Spiels wurde (wahrscheinlich aufgrund der grottenschlechten Gästekurve und der überschaubaren Anzahl der Mitgereisten kaum hörbar) durchgesungen.
Indes weckte die Gästekurve in mir Erinnerungern an Havelse 1990/91. Auch dort standen Bäume mitten im Gästeblock, allerdings noch etwas ungünstiger positioniert.

Ja, ja die irgendwie unwirkliche Lausitz. Da möchte ich Baum sein -nicht aber Mensch.
In Halbzeit 2 besann sich der MSV dann doch noch auf seine Betteltour 2007. "Betteln um den Ausgleich", der dann auch nicht lange auf sich warten ließ.
Als sich unsereins schon wieder mit leeren Händen auf dem nicht gerade als "Mittelstrecke" zu bezeichenden Rückweg sah, erlebte ich einen Kapitän, der endlich seines Amtes gerecht wurde. Dieser tolle Grlic-Schuss nach dem Ausgleich der Cottbusser, als der Tomislav seinen lichten Moment des Abend hatte, war der Weckruf für Spieler und Fans: Hier geht noch was! Wie der MSV nach dem Ausgleich den Sieg wollte und urplötzlich auch wieder konnte, war wie ein Wunder. Dann erlöste uns Grlic mit diesem tollen Freistoß. Was für ein Jubel bei Spielern und Fans. Die letzten Minuten gingen dann wieder an Cottbus und ich zitterte mich teilweise mit Gesicht vom Spielfeld abgewandt zum Sieg, der dann gebührend am Zaun mit den Spielern gefeiert wurde, wobei sich Ishiaku am ursprünglichsten freute. Einfach nur "JJJJJJJJJJJAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA"! Pure Erleichterung auch bei Starke.
Mensch, war dieser Sieg wichtig. Wir haben einige Minuten gefeiert, als wären wir soeben Meister geworden.
Beste Spieler für mich waren: Ungeachtet des Tores KAPITÄN Grlic! Schlicke sehr sicher und souverän. Gute Körpersprache und er bolzte alles weg. Starke o.k., muss sich aber im Strafraum mehr Respekt verschaffen. Es kann nicht sein, dass er bei Eckbällen Gegenspieler auf seinen Füssen stehen hat. Umhauen wäre sicherlich Selbstmord, aber als Torwart muss man sich da im 5er Respekt und Platz verschaffen und nicht vor Ausführung des Eckballs den Gegenspieler da auf seinen Schuhen dulden bzw ausweichen/umlaufen. Aber keine Kritik an Starke. Dies könnte er noch verbessern. Und N´Doum. Viel besser als erwartet. Große Sprünge hat er im Vergleich zur letzten Ama-Saison gemacht. Aber bitte, liebe Leute, fallt jetzt nicht wieder ins nächste Extrem und macht aus dem Jung einen "Messias". Trotz guter Leistung und guter Perspektive war bei N´Doum schon deutlich, dass er noch etwas grün hinter den Ohren ist. Sowohl im Spiel nach vorne als auch in der Abwehrarbeit gelegentlich mit Fehlern. Wie sollte es auch anders sein bei diesem jungen Mann?
Was noch? Auch wenn die Vertreter des Elfenbeinturms es nicht wahr haben wollen: Aber was nach dem Spiel ablief, war mal wieder ein Beleg dafür, dass der Osten der asozialste Landstrich Deutschlands ist. So etwas passiert einem nirgendwo. Nicht in Schlacke nirgendwo. Nur in Dresden, Rostock, Cottbus etc. Was dort für die Leute abging, die nicht nur in den sicheren Bus einsteigen, sondern zum Parkplatz gehen mussten, war erbärmlich. Kein Kommentar. Möge Kotbus mit seinen 14.000 Zuschauern absteigen. Aber wenn man als Wessie in den Osten zum Fußball fährt, muss man wissen, was man getan hat.