Ein Fest des Fussballs
Sehr geehrte Damen und Herren,
ein beeindruckender Kick, anders lässt sich das Spiel nicht beschreiben. Zwei famos offensiv agierende Teams, die sich gegenseitig alles abverlangten und die in einer legendären Nacht im Breisgau aufeinandertrafen, bescherten den Ästheten unter uns einen wahren Leckerbissen. Gerade die Duisburger wussten mit ihrem überzeugenden Systemfussball die Zuschauer zu begeistern. Beeindruckend, wie sie die letzten 15 Minuten zu einem famosen Sturmlauf ansetzten, dessen Mühen leider unbelohnt blieben. Standing Ovations nach dem Abpfiff, als sich die Spieler von den mitgereisten Fans, trotz der unglücklichen Niederlage minutenlang feiern liessen....
All das sind Sätze, die ich nach dem Abpfiff gerne in die Tasten gehauen hätte. Ohne den Zynismus, der einen mittlerweile begleitet, wenn man das blutleere Gekicke dieses Teams betrachtet, mit voller Vehemenz und in der pathetischen Laune, die grosse Spiele begleitet.
Tja, und jetzt stehen sie vor dem Scherbenhaufen, den sie sich selber formidabel zurechtgelegt haben. Ich habe ganz wenig Lust die einzelnen Spieler hier unter die Lupe zu nehmen. Ich habe auch keine Lust mehr über Spielsysteme nachzudenken, und mir Szenarien vorzustellen, wie es besser laufen könnte. Summa summarum: Ich habe total beschissene Laune. Ich sehe Serge Branco übers Spielfeld schleichen und kriege Tobsuchtsanfälle. Mit 27 Jahren stehe ich kurz vor meinem ersten Schlaganfall, wenn ich sehe, wie ein Fussballer nicht nur seine Frisur total verhunzt, sondern auch noch den zentralen Flachquerschläger als einzige Option der Spieleröffnung für sich in Anspruch nimmt. Meine Kapillargefässe springen im Dreieck, wenn ich die vergeblichen Bemühungen Nicky Adlers betrachte, der es sich nicht nehmen lässt, Tobias Willi würdig und mit derselben Talentlosigkeit zu vertreten. Komplett schaltet mein Hirn ab, wenn ich an die armen Zuschauer denke, die mit Bauhelm auf der Tribüne sitzen, um nicht noch einen der Gewaltschüsse Tararaches oder Veigneaus abzubekommen. Mein Herzmuskel sagt Feierabend, wenn Valentine Atem das Spielfeld betritt oder Kouemaha sein 45. Offensivfoul begeht.
Ich hab die Schnauze voll. Sie kriegen es nicht hin, auch nur ansatzweise einen Gegner, dem ich um Gottes willen nicht sein Niveau absprechen will, unter Druck zu setzen. Dafür müssten Abwehr und Mittelfeld kontinuierlich nachrücken, die Defensivabteilung um Grlic und co. die Bälle besser verteilen und die ganze Bande mehr in Bewegung sein. Sie haben sich nicht eine ordentliche Torchance erarbeitet. Was war das? Wo ist euer hochgelobtes Offensivspiel? Tiffert, die alte Diva, hat in ihrer Fussballerkarriere, bis auf einen Satz überhaupt nichts hinbekommen, aber der gilt für die Ewigkeit: "Wir wissen überhaupt nicht, wie wir uns auf dem Feld bewegen sollen". Diesen Satz kann ich blind und ohne Hände unterschreiben, so passend ist der. Der Kick gegen Freiburg hatte nichts, aber auch rein gar nichts, aus dem man hätte den Schluss ziehen können, dass dieses Team sich entwickelt hat. Es war zu keinem Zeitpunkt zu erkennen, dass sie Lust hatten das Spiel zu gewinnen. Einzig und allein die nominellen Auswechslungen liessen darauf schliessen, dass nach vorne etwas versucht wird, aber spätestens nach einigen Sekunden war klar, daß auch die Eingewechselten sich in den trägen Fluss der Mannschaft nahtlos einfügen würden. Warum, in aller Herrgottsnamen, darf Serge Branco sich und seine Mitspieler, fernab von seinem Aussehen weiter quälen? Wieviele Chancen kriegen Valentine Atem und Nicky Adler, bis auch der letzte erkennt, dass sie diese Mannschaft nicht weiterbringen? Und warum versucht man nicht, Olcay Sahan irgendwie in dieses Team zu integrieren?
Mir reichen diese lustlosen Kicks. Traut euch endlich die lahme Achse um Grlic und Tararache aufzubrechen. Fangt meinetwegen von vorne an, lernt das Fussballspielen neu, vollkommen egal. Aber lasst mich mit diesem Gehumpel in Ruhe. Faselt nichts mehr von Unattraktivität, die laut Eigenaussage ja Hand in Hand mit eurer hochgelobten Effizienz geht (Grlic). Es war klar, dass eure Spielweise spätestens dann zum Problem wird, wenn ihr die ersten Gegentreffer bekommt. Und das ihr den Hebel nicht umlegen, nur einfach weitermachen könnt, ohne Sinn und Verstand, das, vornehmlich das bereitet mir erhebliche Sorgen...genug davon.
Positiv aufgefallen: Trotz seiner lustigen Distanzschüsse der kleine Franzose, dem ich den Aufwand noch abkaufen will und Sahan nach seiner Einwechslung, der, im Gegensatz zu allen anderen wenigstens einen vernünftigen Spielzug hinbekam. Den Rest kann man unter Vollzeitkatastrophe verbuchen. Und das gegen eine Freiburger Mannschaft, die weit davon entfernt war den Fussball anzubieten, der sie sonst so ausgezeichnet hat. Schaut nie wieder zu, wie ein Gegner den Ball laufen lässt....
Meine Fresse, hab ich einen Hals
Gruss aus Essen
Micha