Wen es interessiert, wie unsere Stadt in einem veröffentlichten Ranking im Vergleich zu anderen Städten abschneidet: Ich berichte mal kurz über den großen Kommunencheck in der aktuellen Wirtschaftswoche (49). Ist ganz interessant. Dies ist ein Projekt von der Wiwo, Immobilienscout24 und IW Consult. Die Überschrift lautet "Glanz und Elend der Städte - Wo brummt wie Wirtschaft und wo gehen langsam die Lichter aus". Da alle kreisfreien Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern ins Rennen gegangen sind, war natürlich auch unsere geliebte Heimatstadt dabei. Insgesamt sind es 69 Städte. Normalerweise sehe ich solche Rankings immer etwas skeptisch, gerade wenn sie auf Bürgerbefragungen oder ähnlichen subjektiven Einschätzungen aufbauen. Aber die Datenbasis ist hier doch recht fundiert und umfangreich (Statistische Bundesämter etc.), also statistische Fakten. Gut, ob solche Statistiken immer 100% wasserdicht sind, lassen wir mal dahingestellt. Muss jeder selbst glauben oder nicht.
Das Gesamtergebnis wird in ein Niveauranking und ein Dynamikranking aufgeteilt. Vorweg: Gesindelkirchen hat es völlig unerwartet auf den letzten Platz geschafft
Grobe Unterscheidung:
Niveauranking: Ist-Werte ausgewählter Kennziffern (z.B. Brutto-Inlandsprodukt und viele mehr)
Dynamikranking: Veränderungsraten der letzten fünf Jahre dieser Kennzahlen (tut sich also was oder nicht)
Nun aber zu Duisburg. In beiden Rankings sind wir im Durchschnitt auf den 64. von 69 Plätzen gekommen. Bitter, aber wen wundert's. Dieses Ergebnis teilt sich in beiden Rankings in Unterkategorien (die jedoch unterschiedlich gewichtet sind) auf:
Niveauranking (Gesamt = 64. von 69)
- Arbeitsmarkt = 64. Platz
- Wirtschaftsstruktur = 49. Platz
- Immobilienmarkt = 59. Platz
- Lebensqualität = 68. Platz (!)
Dynamikranking (Gesamt = 64. von 69)
- Arbeitsmarkt = 68. Platz
- Wirtschaftsstruktur = 37. Platz
- Immobilienmarkt = 55. Platz
- Lebensqualität = 63. Platz
Gut, bei der Wirtschaftsstruktur sind wir garnicht soooo schlecht (dazu gehören z.B. Indikatoren wie Produktivität, BIP je Einwohner, Gründungsintensität, Insolvenzen, Arbeitskosten, kommunale Steuerkraft, Gewerbesteuerhebesätze, Patentanmeldungen etc.).
Bei der Lebensqualität sind Indikatoren z.B. Ärztedichte, Krankenhausbetten. Kita-Plätze, Kriminalität, Lebenserwartung, Geburtenrate etc. Es werden in Summe aber sehr viele Indikatoren einbezogen, die auch im Detail erhoben wurden.
Auf das Ruhrgebiet bezogen kommt Dortmund noch am besten weg und wird auch als Erfolg ausführlich dargestellt, da man sich um einige Plätze nach oben verbessern konnte. Wird leider auch als einziger Lichtblick in Bezug auf das Ruhrgebiet genannt.
Ergo bezogen auf Deutschland: Die Mitte wird immer schwächer, einige Städte werden immer stärker, andere immer schwächer. Die Schere geht stark auseinander. Folge ist natürlich mangelnde Attraktivität für Menschen und vor allem Unternehmen. Geiles Zitat aus dem Artikel von einem Ökonomen in diesem Zusammenhang:
"Ein Start-up aus Gelsenkirchen, das klingt irgendwie schon nach scheitern ...".
Platz 1 belegt München als wirtschaftsstärkste, und Wolfsburg als dynamischste Stadt. Gefeiert werden (wen wundert's) gebührend die Autostädte Wolfsburg, Ingolstadt, Stuttgart, München und Regensburg (BMW). Im Osten ist Leipzig ganz vorne mit dabei, auch hier stark durch die Autoindustrie und das Logistik-Drehkreuz Flughafen beeinflusst. Einige Städte haben auch durch ihre starken Unis ein sehr gutes Ergebnis im Ranking: Freiburg, Erlangen, Heidelberg, Würzburg etc.
Leider taucht Duisburg auch in zwei weiteren Einzelrankings im Artikel auf, wo in einer Übersicht nur die besten und schlechtesten Städte abgebildet werden:
- Ärzte je 100.000 Einwohner: Platz 1 Heidelberg mit 389, Platz 69 Duisburg mit 138
- Durchschnittliche Lebenserwartung von Neugeborenen: Platz 1 Freiburg mit 82,6 Jahren, Platz 67 Duisburg mit 78,6 Jahren (zur Beruhigung: GE liegt auf dem letzten Platz 69 mit 77,5 Jahren)
Und leider fast klar: In diesen Einzelrankings, wo wir mal nicht ganz unten auftauchen, befinden sich sehr häufig Ruhrgebietsstädte.
So schneidet also unsere Heimatstadt in einem umfangreichen Ranking ab. Viele wird es nicht wundern, dass wir so schlecht abschneiden, aber das nochmal schwarz auf weiß und im Vergleich zum Rest der Republik zu sehen, tut immer wieder weh, gerade wenn man seit einigen Jahren weit weg lebt. Da nimmt man doch so einiges anders wahr.
Duisburg, tu wat! Ansonsten entscheidet sich das Wohlergehen der Stadt (leider) eh von ganz alleine ...