Das Problem ist wohl, dass wir eigentlich sogar hätten gewinnen können, aber auf jeden Fall ein Unendschieden im Bereich des Möglichen lag. Sehr gut unsere Effizienz, wir haben echt aus so gut wie Nichts das Maximum, nämlich zwei Auswärtstore gegen einen notwendigerweise vielfach überlegenen Gegner, herausgeholt. Wie abgeklärt Wolze, und vor allem dann Scheidhauer, einnetzten, das hatte schon was. Wieso wir dann aber in den entscheidenden Schlussminuten im eigenen Strafraum wieder völlig die Übersicht verlieren, kann man zwar verstehen, muss man aber nicht. Da lagen die Nerven zuerst blank, und hielten dann nicht mehr.
Für mein Empfinden kommt sowas auch konkret dadurch zustande, dass sich solche "Sportler" wie Selke und Poulsen wirklich bei jeder noch so geringfügigen Berührung sehr schauspielerisch geschickt wegsacken lassen. Die haben da ein hohes Schwalbenniveau unter weitgehendem Verzicht auf die übliche Theatralik erreicht, und angesichts der Tendenz im deutschen Schiedsrichterwesen zu immer mehr Auslegung in Richtung Foul oder Elfmeter ist das für die verteidigende Mannschaft ein ziemlich permanenter Ritt auf der Rasierklinge. Das einzige, was echt dagegen geholfen hätte, wäre gewesen, einfach nicht mehr soviele Standards zu kassieren. Vielleicht nicht optimal, dass in diesem Szenario am Schluss der statisch agierende Onuegbu vorne drin war, vielleicht hätte es eher Nico Klotz gebracht.
Vom Ergebnis her ist es ziemlich egal. Leipzig bleibt mehr denn je eine seelenlose Reissbretttruppe, die halt am Schluss noch die Milliönchen nach Belieben einwechseln kann, und uns wird da sowieso niemand viel zugetraut haben. Gruev zeigte heute in der zweiten Halbzeit einen identischen Ansatz wie den, den Lettieri gegen Bochum brachte, und für den dieser ja endlos Kritik kassierte, allerdings war der Sieg der Mateschitz-Söldner ein reines Zuordnungsproblem beim Strafraum-Pingpong, hatte also mit der taktischen Ausrichtung primär nicht viel zu tun.
Wir setzten diesmal, im Unterschied zum Bochum-Spiel damals, sehr gut und effizient, wenn auch vielleicht zu selten, die Nadelstiche, und die Art, wie Scheidhauer vor dem zweiten Tor für uns mit einem simplen Zuspiel über den linken Flügel gänzlich frei vor dem Torwart steht, zeigt auf, welche Fortschritte wir seit damals spielerisch gemacht haben, und wie leicht auch eine so scheinbar drückende Übermacht, die aber durch nichts anderes zusammengehalten wird als durch irrwitzig hohe Gehälter und Prämien, durch Spielwitz im Einzelfall, und das nötige Selbstvertrauen, relativ unzweideutig an die Grenze ihrer Möglichkeiten gebracht wird. Nach unserem Führungstor dann einfach noch gallig hinten rein stellen, vorne effektiver für Entlastung durch Halten des Balles sorgen, und man zieht denen ziemlich schnell den Zahn.
Natürlich waren wir weiss Gott nicht fehlerfrei, und hatten ziemliche Probleme mit dem mächtigen Pressing von denen, aber diese unsäglichen Schwalbenkönige und Oberlutscher werden es bestimmt nicht erleben, dass ich einen von uns für irgend etwas kritisiere, was er gegen einen von denen besser oder schlechter hingekriegt hat. Man kann, darf und muss auch heute wieder stolz auf uns sein, die Mannschaft und die Anhängerschaft der Meidericher Zebras. Rasenballsport gehört zu den Seuchen, die man manchmal kriegt, wie Magen-Darm, oder einen Kentsch. Ekelhaft, muss mannhaft ertragen werden, geht aber am Ende auch vorüber. Verdient gewonnen haben die nicht, das ist bei denen auch unmöglich. Heute hat vierzig Millionen gegen zehn Millionen gespielt, und obsiegt. Was bleibt, sind unsere beiden Tore und ist die Enttäuschung darüber, dass wir sie diesmal noch nicht völlig lächerlich machen konnten.
Käfer gegen Porsche ist halt ein Rennen, dass einem widerwärtigen alten Sack wie Mateschitz oder einer Gurke wie Rangnick gefällt, der psychisch stabile Normalverbraucher, dessen Lebenshaltung auch heutzutage noch durch wenigstens rudimentär erhaltenes Schamgefühl geprägt ist, wird heute für Duisburg gewesen sein. Glaube nicht, dass diese erste Niederlage einen ernstlichen Dämpfer für Gruev bedeutet. Einmal durchschütteln und es gegen Lautern etwas besser machen. Sehr viel gefehlt hat schon heute nicht, ausser dass dieses Spiel ein paar Minuten zu lang gedauert hat.
@sechszudrei
Dazu gibt es Material, ich glaube sogar im hiesigen Taktikthread. Es geht hier um Raumdeckung vs Manndeckung. Leipzig hat es darüber hinaus (natürlich) sehr gut gemacht. Klar, bei solchen Standards kommen die Investitionen halt auch dann zum Tragen, wenn du gar keine richtige Fussballmannschaft hast, sondern nur eine Ansammlung von abgezockten Legionären. Im eins zu eins ist jeder von denen besser wie jeder von uns, das dürfte auf der Hand liegen. Gib dem Gruev ebenfalls vierzig Millionen, und er wird es dir sofort beweisen.