Man sollte im Bezug auf die Premier League immer im Auge haben, dass es dabei nur noch begrenzt um den europäischen Markt geht, geschweige denn noch um die Zuschauer in Merry Old England. Wesentlich auch Dank der Mithilfe von Murdoch's Sky geht es dort darum, den asiatischen und amerikanischen Zuschauer nicht nur bei der Stange zu halten, sondern mit immer neuem Spektakel dafür zu sorgen, dass er aus dem Staunen möglichst nicht herauskommt.
Fussballerische Qualität in dem Sinn, wie sie hierzulande immer noch aufgefasst und hochgehalten wird (und wofür man DFB und DFL mal auf die Schulter klopfen darf, mögen das noch so verbiesterte alte Säcke dort sein, und mag vieles an ihnen noch so unerträglich engstirnig und zugleich ambivalent wirken) scheint dabei nicht der hauptsächliche Fokus zu sein. Im europäischen Vergleich ist die Fussballnation England bekanntlich rückständig, sowohl auf Vereinsebene, wie auch auf Nationalmannschaftsebene.
Für mich liegt das vorwiegend daran, dass Fussball bei uns immer noch als Mannschaftssport gilt, während sich in England durch die Sachzwänge, die man sich durch den Pakt mit Mephisto Murdoch und seinen kongenialen Vampirkumpels eingehandelt hat, mehr und mehr die Anschauung des Sports als eine Aneinanderreihung spektakulärer Einzelaktionen und Tricks durchzusetzen beginnt.
Fürs Videospiel, die Rezeption über eine Handyapp etc. macht das, was am Ende auf Kosten der mannschaftlichen Geschlossenheit geht, natürlich einiges her, und taugt auch besser als Werbebühne für die dort omnipräsenten Wettanbieter. In einem geschlossenen System, sprich solange die Vereine der Premier League gegeneinander antreten, werden gravierende taktische Mankos und der Verlust einer funktionierenden Verteidigung kaum negativ ins Gewicht fallen.
Mag sein, dass es zu weit hergeholt ist, aber vielleicht ist das absehbare oder bereits vollzogene Scheitern von Trainern wie Mourinho und van Gaal, deren beider Mantra immer die mannschaftliche Geschlossenheit gewesen ist, ein erstes Symptom für das Fortschreiten dieses Prozesses, der von unserer Sicht her eher einer Degeneration entsprechen würde.
Man kann aber davon ausgehen, dass Spielertypen bevorzugt werden, die ein bestimmtes Image transportieren, oder dortigen Auffassungen im Bezug auf den Rasensport entsprechen, während andere eher durchs Raster fallen dürften. Alles in allem wird wohl der Bundesliga das "Material" nicht ausgehen. Wahrscheinlich werden wir Douglas Costa und Sané und Coman nicht so lange bewundern dürfen, aber viele andere dürften uns noch erhalten bleiben.
Bangemachen gilt jedenfalls nicht. Das führt höchstens dazu, dass die Tickets wieder teurer werden. Denn Rummenigge und Co. schüren ziemlich kaltblütig Verlustängste im Land des Weltmeisters.