Geh mit Gott, aber flott!
Auch wenn Toni daSilva gemerkt haben sollte, dass es vom Körperlichen her nicht mehr für das langt, was man sich vorgestellt hatte, hätte er als hochwertige Ergänzung funktionieren und im übrigen seine unvergleichliche Erfahrung den Mitspielern zur Verfügung stellen können.
Ist nicht seine Schuld, wie die Saison gelaufen ist. Dass die Leute, bei denen er unterschrieben hat, schon grösstenteils weg sind, auch nicht. Dass sowas passieren kann, muss man als gestandener Profi aber wissen.
Trotzdem dürfte klar sein, und das weiss ein daSilva ganz bestimmt, dass in der Lage, wo ein Club mit dem Rücken zur Wand steht, nichts verheerender ist als schlechte Disziplin. Deshalb gibt es gar keinen Grund, das zu verteidigen oder in dem Zusammenhang Argumente zu sammeln, um die Tragweite der Aktionen daSilvas herunterzuspielen.
Den Trainer als Depp im Regen stehen zu lassen, kann man sich mal erlauben, liegt man in der CL 4:1 vorne und wird trotz grandiosem Spiel frühzeitig ausgewechselt. Wenn man einem in unserer Situation des permanenten Abstiegskampfes sowas durchgehen lässt, kann man den Laden auch gleich zu machen.
Konsequent auch, dass daSilva sofort aus dem näheren Umfeld entfernt wurde. Für mich alles andere als unprofessionell von Trainer und Management. Im Gegenteil, früher hätte man sowas auch schon durchziehen müssen (spontan fällt mir da Tiffert ein - obwohl es uns damals vergleichsweise noch Gold ging).
Dass einige aus dem Mann noch einen Rebellen stilisieren, der nur mal den Finger in die Wunden legt, geht echt zu weit. DaSilva hat sich nicht gegen die zerrüttete Vereinsstrukur gestellt, den Kommerz im Profifussball angeprangert, oder auch nur die Verwendung tropischer Edelhölzer beim Bau der Arena moniert. Er hat lediglich dargestellt, dass ihm der Verein hinten runter rutschen kann, dass es ihm völlig schnuppe ist, dass pro Heimspiel zehntausend Verrückte im Stadion und ungezählte an den Mattscheiben um die Zebras zittern, als ginge es ums Leben.
Und er hat gezeigt, was ihm 111 Jahre Fussballtradition an der Wedau tatsächlich bedeuten: einmal Scheibenwischer und ein Stinkefinger.