Ich glaube, man darf ihn nicht auf die Torszenen reduzieren, sondern wichtig ist auch, wie sein Überraschungsmoment und sein technisches Potential die Aufmerksamkeit der Gegner bindet. Die meisten werden es vielleicht anders sehen, aber nach meinem Dafürhalten hat Bröker in den letzten beiden Spielen über rechts einen relativ hohen Masstab gesetzt, den Chanturia zumindest halten konnte. Was die Interaktion mit seinen Nebenleuten betrifft, so bemisst sich die nachhaltige Qualität, die unser Teambuildung trotz der Krisensituation und des damit verbundenen Trainerwechsels aufweist, vielleicht am allermeisten daran, dass Leute mit einem so eigenständig, manchmal eigensinnigen Spielverständnis so integriert werden könnnen, dass ihre Vorteile zum Tragen kommen, nicht aber ihre Nachteile.
Neben der Technik und dem Spielwitz mag ich die Moral des kleinen Mannes. Wie er bei der Auswechslung etwa noch Anstalten macht, per Zeichensprache energisch zu signalisieren, dass er unbedingt weiterspielen will, und von den Sanis förmlich abgeführt werden muss. Oder seine gewisse Grossspurigkeit, die wahrscheinlich seine Mitspieler gelegentlich nervt, aber auch dazu führt, dass er jederzeit auch aus schlechten Winkeln einen raushaut, der meist gefährlich nah am Tor vorbeizischt. Auch wenn das von den Rängen aus nur wie ein Fehlversuch wirkt, ist es ein wichtiges belebendes Element, setzt nicht zu übersehende Zeichen im Bezug auf die gelegentliche Übervorsicht und Abschlussschwäche der anderen. So einer ärgert einen, aber animiert auch.
Wenn man seine immer scharfen Versuche etwa mit der Streuung vergleicht, die ein Bröker gestern wieder drin hatte - naja, hier mag auf dem nassen Boden auch Grösse und Gewicht reingespielt haben, aber Giorgis Unbekümmertheit wird darüber hinaus trotzdem einen Stachel des Ansporns für den früher so brandgefährlichen älteren Mann bedeutet haben. Tolles Auge beim Einsetzen seiner Mitspieler, aber natürlich düpiert er den in der Situation trägen Onuegbu auch. So einer polarisiert. Aber er macht auch seine Gegenspieler nervös, diese Übersteiger und schnellen Richtungswechsel, ansatzlosen Abschlüsse perforieren das Nervenkostüm auch bei erfahrenen Leuten in der Abwehr. Anders etwa als ein Fabian Schnellhardt taucht er nie nur sporadisch auf, sondern bleibt ein Faktor, den man beständig auf dem Schirm haben muss.
Dass die am Schluss so eingebrochen sind, und richtiggehend aus dem Stadion gespielt wurden, war ganz sicher auch mit das Verdienst Chanturias. In Anbetracht der Jugendlichkeit und der Umstände, unter denen er hier ist, eine äusserst beachtenswerte Leistung.