Uns fehlt in den Heim- Spielen aktuell ein wenig der Punch, der Druck auf den Gegner wie in HZ 2.
Bei so einem Abwehrblock musst du ballern und hoffen, dass mal einer reinrutscht damit der Gegner endlich mit spielt.
Ich komme mit gemischten Gefühlen aus dem Stadion zurück. Die erste Halbzeit war mir eindeutig zu statisch, fast schon etwas pomadig. Hat mir gar nicht gefallen. Natürlich ist es schwer, Lösungen gegen eine mehr als tief stehende Braunschweiger Abwehr zu finden.
Subjektiv hatte ich auch dieses Gefühl. Aber man darf nicht vergessen, dass die (offensive) Spielidee des Gegners alleine auf die Fehler unserers Spiel basierte. Ballverlust im Mittelfeld und dann schnell umschalten. Wenn man riskanter spielt, erhöht sich automatisch die Zahl der Ballverluste und man hat ein Spiel, was eher dem Gegner entgegen kommt.
Trotzdem - und da bin ich bei euch - war es mir in einigen Phasen der ersten Halbzeit auch etwas zu statisch. Positionsrochaden, Tiefenläufe, Kommen-Gehen, alles Aspekte, die ich schon harmonischer und zwingender gesehen haben. Lieberknecht redet ja gerne von festen Abläufen und einer Entwicklung in dieser Hinsicht. Daran muss er sich in solchen Momenten auch messen lassen.
Auch das ständige überambitionierte "Ballabholen" von Stoppelkamp ist alles andere als ein fester Ablauf. Das ist pure Improvisation und teilweise von der Einbindung sogar eher kontraproduktiv. Ist natürlich besser als sich zu verstecken, aber er sollte die Zeitpunkte schon intelligenter wählen. Mit der Reinnahme von Daschner hat man auch gesehen, wie sehr Stoppel trotz allen Egoismus an seinen Mitspielern wächst bzw. sie für sein Spiel braucht. Mickels und Engin sind da nicht unbedingt die idealsten Partner für Stoppels Spiel...
Zum Spiel muss ich sagen das diesmal zu viel Langholz versucht wurde und das passt einfach nicht zu der Mannschaft.
Da beraubt sich das Team seiner Stärken.
Da bin ich grundsätzlich auch bei dir, aber man sollte den langen Ball - vor allem wenn Vermeij auf dem Feld ist - immer als Variante in der Hinterhand haben. Er darf aber nicht aus Verzweiflung geschlagen werden, sondern muss taktisch vorbereitet werden. Also im Flachpass den Gegner an- und rauslocken, dann auf den Zielspieler schlagen und eine gute Staffelung auf die zweiten Bälle haben. Ein gutes Lang-Ball-Spiel in eine Mannschaft zu integrieren, die eigentlich eher das Kurzpassspiel bevorzugt, ist also eine mannschaftstaktische Herausforderung.
Problematisch war da gestern auch die sehr defensive Ausrichtung des Gastes. Sie sind teilweise ja sogar bei Anspielen in den Sechserraum zurückgewichen, anstatt vorwärts zu verteidigen. Das ist gegen jeden Instinkt, zeigt aber wie schwer es gestern war, die Räume um den Sechszehner herum geöffnet zu bekommen.
ABER: Einmal ist dem MSV das Spiel des langen Balls sehr gut gelungen. Das 1:1 ist durch einen langen Ball vorbereitet worden
Statt dessen stand teilweise Albutat Rechtsaußen. Sah aus, als wolle er den Ball nicht. Teilweise stand dann Bitter halbrechts, was eig Albutats Position war. Albutat heute ein richtig schwaches Spiel.
Und was war mit Ben Balla? Defensiv top, aber warum hat er sich offensiv nicht eingeschaltet, die Räume waren da.
Sah nach einer taktischen Marschroute aus,...
Eigentlich spielt Lieberknecht auf der Doppel-Sechs immer so. Ben Balla ist im Ballbesitz so eine Art Libero/Balleinsammler vor der Abwehr (der sich dann natürlich offensiv nicht zu weit rauslocken lassen darf, sonst verliert er defensiv die Kontrolle über den Raum) und Albutat überlädt sehr weiträumig und freigeistig irgendwelche Zonen, um den Gegner vor Zuordnungsprobleme zu stellen und kurzzeitig Gleich- oder Überzahlsituationen zu erzwingen, die dann genutzt werden, um mit schnellen Kombinationen Durchbrüche ins letzte Spielfelddrittel oder den Strafraum zu erzeugen. Dazu gehört auch, dass die Positionen von den anderen Spielern mal "falsch" besetzt werden und Albutat für einen Moment eine andere Positonen einnimmt. Die Struktur orientiert sich dabei oft an den Grundzügen des Positionssspiels (also Dreiecksbildung, nicht mehr als zwei Spieler auf einer horizontalen Linie, nicht mehr als ein Spieler auf einer vertikalen Linie), um die bevorzugten diagonalen Passwinkel zu erzeugen.
Das hat gestern aber alles nicht besonders gut geklappt. Albutat hatte wohl keinen guten Tag oder einfach die falschen Entscheidungen bei der Raumbesetzung getroffen. Stoppels Ballabholen war auch meistens kontraproduktiv, weil er dann als Kombinationspartner in höheren Zonen fehlte. Nicht zu vergessen: Konterabsicherung. Lieberknecht hat sie in der PK ja gelobt. Vielleicht stand Bitter deswegen etwas absichernder. Ich habe aber im Detail nicht drauf geachtet.
Unterm Strich ist das Spiel in seiner Charakteristik (Gegner mauert, wir sind dominant, Gegner trifft glücklich, wir finden trotzdem Lösungen zum Ausgleich) für mich aber ein weiterer Beleg dafür, dass wir Top-Favorit auf den Aufstieg sind und bleiben. Big Up, Zebras!