Nun ja, wenn selbst
@shanghai schon drauf haut, versuche ich mal etwas positives oder sowas wie den Plan zu finden.
Zuerst denke ich, dass die Doppel-Sechs aus Castaneda und Stierlin nicht gewürfelt, sondern vermutlich der Tatsache geschuldet war, dass man gegen Enochs Rustikalfussball im Sechserraum Kopfballstärke aufbieten wollte. Durch die Ausfälle von Baka, Pusch (und natürlich auch Pledl) bot es sich an, den eher kopfballsschwachen Jander auf die Zehn zu ziehen, um vorne auch etwas Spielstärke zu haben (wobei die Zehn für Jander auch nicht optimal ist). Castaneda war für mich wirklich eine positive Erscheinung. Er hat Ballgefühl und covert mit den langen Stelzen auch ziemlich große Räume. In Zeiten spielerischer Armut muss man den Jungen eigentlich aufbauen. Ich selbst muss da auch Abitte leisten, da ich dem Jungen bei seiner Verpflichtung aufgrund der YouTube-Zusammenschnitte wenig zugetraut habe. Sorry.
Das Tor folgte einem Muster, was mir schon in Freiburg zweimal aufgefallen ist: Im Halbraum am Strafraumeck abkappen und dann diagonal vom Tor wegdribbeln. Die Kette des Gegners schiebt dann aufgrund der Ballorientierung diagonal raus. Hinter der Kette am zweiten Pfosten gibt es dann eine gegenläufige Bewegung eines Spielers von uns und der Ball wird genau dahin geflankt. Ich kann mir vorstellen, dass das einer der Abläufe war, von denen Ziegner auf der PK sprach.
Ansonsten habe ich uns teilweise spielerisch leicht verbessert gesehen. Wir sind zumindest wieder etwas besser in die Halbräume gekommen, wobei es danach auch reichlich dünn wurde.
Köpke wirft mir persönlich Rätsel auf. Schon bei den Zusammenschnitten seiner Toren in Aue ist mir aufgefallen, dass da viele konterähnliche Situationen in eher größeren Räumen dabei waren. Irgendwie passt das zu unserem - im Moment sehr vorhersehbaren - Spielansatz im Ballbesitz wenig. Als alleinige Spitze gegen einen geordneten Gegner fehlt mir das Vorstellungsvermögen wie er dort glänzen kann. Das wirft dann die Frage aug, welche Idee man bei seiner Verpflichtung hatte? Wenn man Situationen schaffen will, in denen Köpke glänzen kann, würde ich mir einen konkreteren Plan für Balleroberung -> Umschalten wünschen. Mir fällt es schwer, da irgendwas zu erkennen. Vielleicht mag mir jemand helfen, gerne auch per PN.
Die Stoppel-Nichtverlängerung konnte ich in gewisser Weise verstehen, aber wenn "neue Hierachie" dann heisst, dass unser Wikinger noch tiefer über die Grasnarbe fliegen darf (und dabei mit einem simplen Haken aus dem Spiel genommen wird), Pusch nach Einwechslung (nicht gestern) jeden Schuss nimmt, statt abzuspielen und "Königstransfer" Esswein ständig genervt abwinkt, dann bin ich schon fast geneigt zu sagen: Die alte Hierachie war dann vielleicht doch nicht so schlecht.
An dieser Stelle sehe ich auch den Transfermarkt und das Transferfenster sehr kritisch. Man merkt deutlich, dass Esswein und Co einfach zu spät gekommen sind. Ich möchte da auch keinen Hauptschuldigen benennen. Ich kann verstehen, dass Spieler und Vereine aus finanziellen Gründen lange zocken, um das beste rauszuschlagen. Aber dann kommt halt schnell so etwas unrundes wie bei uns derzeit raus. Esswein hätte sich auch früher zum MSV bekennen können. Dann wären wir jetzt vermutlich weiter.
Bakir weiterhin für mich absolut overrated. Ich lese immer wieder "technisch stark". Was heisst das eigentlich? Technik zu haben ist doch eine sehr dehnbare Eigenschaft. Auch der Ballkünstler aus der Fussgängerzone ist technisch stark, spielt trotzdem kein Profifussball. Bakir hat immer mal wieder lichte Moment, aber ist viel zu unkonstant in seinen Aktionen. Kann mal bitte eine Experte an seiner Laufkoordination und Rumpfstabilität arbeiten? Der bommelt mit seinem Oberkörper wie ein Amateurfussballer umher. Kein Wunder, dass da jeder zweite Ball verspringt und er gegen den Ball keinen Zugriff bekommt.
Ein Freund von den oft gefordert schnellen Flügeldribblern war ich noch nie und kann da auch nach wie vor nicht erkennen, dass wir uns damit in dem derzeitigen Spielansatz vom 4231-Einheitsbrei abheben. Irgendwie wirkt das alles im Ballbesitz reichlich vorhersehbar und leicht zu verteidigen. Und eine klare Umschaltidee fehlt mir leider auch.
Trotz der verpassten Chance der Mannschaft im Jahr 2023 eine eigene Spiel-DNA zu verpassen, ist die Situation für mich noch lange nicht so kritisch, dass man jetzt in Aktionismus verfallen muss. Zumindest nicht auf personeller Ebene. Von Ziegner erwarte ich aber eine Reaktion. Das ist im Moment von allem ein bisschen, aber nix wirklich konkret. Irgendwie hatte ich mir nach dem - eigentlichen spannenden und mutigen - Versuch die Raute zu spielen, mehr erhofft als den Standard-Fussball der 2010er-Jahre spielen zu lassen und alleine auf die Karte indidviduelle Qualität zu setzen (die im Moment ja auch nicht zündet).