@Markus
Mein Beitrag sollte bestimmt nichts relativieren: wie wir diese vier Buden gekriegt haben, das war nicht gut! Faktisch ist es aber so, dass wir es lange immer wieder hingekriegt haben, selbst ernstes Verletzungspech in der Defensive auszugleichen. Niemand wird bestreiten, dass die Umstellungen, die Lettieri in diesem Bereich vornahm, bisher funktionierten. Auch Bohl war in der Hinrunde eine Bank, viele (ich auch) haben schon geglaubt, der hätte Bajic als Stamm-Abwehrchef abgelöst.
Und Hajri ist zwar eigentlich kein guter Innenverteidiger, weil er etwas Raum braucht, um gut anzulaufen, und in einer engen Gemengelage schnell die Übersicht verliert, aber er ist z.b eigentlich sehr Kopfballstark und auch Zweikampfstark. Angesichts des schlechten Spiels von Schorch zuletzt hat wohl nichts dagegen gesprochen, ihn zu bringen.
Hier wäre für mich durchaus eine Diskussionsgrundlage, wieso das so passieren konnte: sind wir am Ende doch zu schlecht für die richtig guten Angreifer? haben wir einfach grottiges Pech, dass vor den "Spitzenspielen" immer unsere Stamm-Innenverteidigung dezimiert wird? Oder ist die neue, offensivere Ausrichtung, bei der Dausch zentral eingebunden ist, und wahrscheinlich ja auch de Wit dazu gedacht werden muss, einfach zu risikobehaftet?
Oder: erreicht Lettieri die Spieler nicht mehr richtig, geben sie sich deshalb keine Mühe, weil die Vertragsverlängerung mit dem mittlerweile ungeliebten dräut? Oder: alles überinterpretiert: wir hatten einen gnadenlos schlechten Tag, die anderen hingegen einen gnadenlos guten?
Meine These ist, dass es eine Analyse in der Winterpause gegeben hat, bei der man gemeinsam zu dem Ergebnis gekommen ist, im Rest der Rückrunde nochmal anzugreifen. Dazu gehört, dass es Grlic gelang, einen Dausch zu verpflichten. Aber dazu gehört auch, dass es was mit Risiko zu tun hat. Dass man nicht erstmal absichern will, um dann durch einen Bananenschuss von Janjic, einen dazwischengestellten Fuss vom King, oder eine typische Blitzmerkeraktion von Grote die eine entscheidende Bude zu machen. Gerade zuletzt gegen Bielefeld, und des weiteren nun gegen die Kickers, wollte man unbedingt das Spiel dominieren und sich durch eine entsprechend auswärts offensive Vorgabe in eine Position bringen, die uns im Erfolgsfall als schier unbezwinglich spielstark erscheinen lässt.
Es ist eine Zockerei, die nie im Leben nur allein von Lettieri her kommt, denn sonst hätte der stets umsichtige Grlic in Interviews nicht solch ein klares Bekenntnis zu Lettieri abgegeben. Und wenn es um so etwas geht, dann werden auch die Schlüsselspieler mit viel Erfahrung bestimmt nicht aussen vor gelassen. Summa sumarum geht es am Ende darum, dass wir trotz zweier deutlicher Pleiten noch Zugriff haben, uns trotz erhöhtem Risiko weiter vorn in der Spitzengruppe aufhalten, und der Abstand auf Platz acht (für mich in der Tabelle der tatsächliche Knackpunkt, ab dem ich sämtliche frühzeitigen Aufstiegsambitionen ebenfalls für die laufende Saison ad acta legen würde) gewahrt bleibt. Es also, nach allem, was man bisher wissen kann, um ein überschaubares Risiko gegangen ist, und weiterhin geht. Jedenfalls, insoweit im Spitzensport ein Risiko überhaupt überschaubar sein kann.
Natürlich wird das Selbstvertrauen durch so etwas beschädigt. Das ist nunmal passiert, und indem den Spielern und dem Trainer jetzt ihre Fehler eingebleut werden, bis sie kotzen müssen, macht man noch null dran besser, von daher wäre momentan einfach Unterstützung und ein bisschen Vertrauen in die oft bewiesene Weitsicht unserer "Leitungsebene" das Gegebene.