@9NICI9
Wir hatten gestern Zug zum Tor und mehrere richtig gute Chancen, die du anscheinend vergessen hast. Könnte ich verstehen, denn ich hatte während der zweiten Halbzeit auch eine Phase, in der ich nicht mehr dran gedacht habe. Genau deshalb ist so eine Zusammenfassung gut, und auch das gemeinsame Reflektieren darüber, was tatsächlich passiert ist. Solche kreativen Diskussionen werden durch Totalabwertungen (womit ich dich gar nicht meine, passt einfach grade zum Satz vorher, daher bring ich es!) und ultimative Aufforderungen gegenüber dem Verein entwertet. Ich spreche hier meist für die Mannschaft, und wenn ich mir meine Beiträge später noch mal ansehe, kommt sehr oft dabei raus, dass ich die kritischen Sachen komplett weggelassen habe, weil sowieso schon fast alle Beiträge überkritisch waren.
Dass wir manchmal zu "pomadig" spielen, ist eine Sichtweise, die ich zum Beispiel mit dir teile. Allerdings wurde dieses Problem schon letztes Jahr verlautbart, als es darum ging, ob wir es mit Gruev in die Relegation schaffen. Wenn die Leute heutzutage alle der Mannschaft angeblich nicht verzeihen können, wie schlecht sie sich in der Relegation präsentierte, lässt es ausser acht, welch ein unfasslich langer Weg bis dahin beschritten wurde, und wie sehr sich doch die Hauptrichtung Gruevs, dass es zuerst mal darum gehen muss, alles zu stabilisieren, als richtig herausgestellt hat, siehe unsere Rückrundenplatzierung. Woraus natürlich ein Trend zu einer gewissen Pomadigkeit folgen kann, vor allem, wenn man nunmehr aus der Position des Tabellenführers nur noch dafür sorgen muss, die einzelnen Spiele bloss nicht zu verlieren. Und man wahrscheinlich auch weiss, und es sich intern bewusst macht, dass wir im Sturm nicht die Mannschaft der Stunde sind, darüber kann ja gar kein vernünftiger Zweifel bestehen.
Ballbesitz und Zug zum Tor sind dabei das eine, das andere ist, dass die Gegner auch mitspielen. Selbst durch eine im Prinzip im Mittelfeld abgeschlagen vor sich hindümpelnde Truppe wie Lotte geht nochmal ein Ruck, wenn es zum Tabellenführer geht, und wir sind in jedem Spiel in der laufenden Saison die Favoriten gewesen. Lotte hat hohes Gegenpressing gespielt, und das ziemlich gut durchgehalten, da gibt es eben nicht einfach so die Möglichkeit, auf Angriff umzuschalten. Spieler wie Bröker und Dausch sind nicht in einem Masse wirksam geworden, wie man sich das dachte. Viel hängt am total überspielten Schnellhardt, der ein junger Bursche ist, der im Leben noch nicht so viel Verantwortung hatte. Beide Aussenverteidiger sind derzeit ein Kompromiss, über Rechts fehlt die Tempooption mit Klotz, über Links Wolzes Variabilität hinsichtlich Offensivaktionen. Das Grundproblem bei all dem: es sind eben nie alle verletzungsfrei, maximal austrainiert und taufrisch, und der Trainer müsste sich nur raussuchen, worauf er Bock hat. Sondern er muss ständig Kompromisse finden, die sich natürlich auch in der Spielkultur niederschlagen. Das Problem ist: wenn man auf diesbezügliche Nachfragen derartige Erklärungsversuche bringt, wird es von einigen unmittelbar so interpretiert, als suche man nach Entschuldigungen.