Wenn man verliert, weil die Qualität fehlt, ist das verschmerzbar.
Wenn man verliert, weil der Gegner Glück hatte, ist das verschmerzbar.
Wenn man verliert, weil der Gegner einen Sahnetag erwischt hat, ist das verschmerzbar.
Wenn man verliert, weil der Schiri Mist gepfiffen hat, ist das verschmerzbar.
Wenn man verliert, weil der Trainer die falsche Taktik gewählt hat, ist das verschmerzbar.
Wenn man verliert, weil an dem Tag gar nix zusammen läuft, ist das vielleicht auch noch verschmerzbar.
Wenn man aber verliert, weil die Laufbereitschaft fehlt, weil der die Leidenschaft fehlt, weil der Wille und die Galligkeit fehlt, weil man meint, es geht auch mit 95% ist das höchst leichtfertig und in meinen Augen nicht zu entschuldigen.
In diese Kategorie fallen in letzter Zeit leider immer mehr Spiele. Auswärts war seit dem Hertha-Spiel doch nur noch die zweite Halbzeit in Augsburg gut.
Jetzt fangen sie auch zu Hause an zu schlunzen. Schon gegen Osnabrück und Aue gab es Phasen, wo die Mannschaft nicht genug investiert hat.
Ich fand z.B. die letzten Hinrundenheimspielniederlagen gegen Frankfurt und Bochum unter dem Aspekt der Laufbereitschaft und des Willens noch wesentlich besser als die zwei Rückrundensiege. Da hat es immer zum Sieg gerreicht. Das hat der Mannschaft wohl das Gefühl gegeben, dass es auch mit angezogener Handbremse geht. Unter diesem Aspekt kam die Niederlage vielleicht zur rechten Zeit.
Die geilen Spiele der Hinrunde kamen immer dadurch zu Stande, dass die Mannschaft in Bewegung war, das man rouchierte, das man kreuzte, dass man sich anbot und der ballführende Spieler Optionen hatte. Das man den Gegner attackiert, das man nah am Mann war, das man gegnerische Pässe antizipierte und den Ball eroberte, das man den einen Schritt machte, der weh tut, das man auch mal Wege geht, die vielleicht im ersten Moment sinnlos erscheinen.
All das hat die Mannschaft eingestellt. Sie spielt in meinen Augen nur noch dizipliniert-soliden Standardfussball. Mit sowas kommt man als Hertha, Ausgburg und Bochum vielleicht durch, aber uns fehlt dafür die individuelle Klasse. Wir müssen ein Extra-Schüppe Galligkeit investieren, sonst haben wir keine Chance oben mitzuspielen.
All das merkt auch der Zuschauer. Gegen Frankfurt und Bochum gab es nach Niederlagen noch Applaus, gegen Union habe ich die ersten Pfiffe gehört.
All das merkt auch die Fachpresse. Schaut euch die Noten der Hinrunde und die Noten der Rückrunde an, egal ob im Kicker, bei Sportal, in der Reviersport oder in der WAZ.
Ich fände es schade, wenn die Mannschaft ihren Kredit wieder leichtfertig verspielt. In dieser Saison ist (war?) vieles möglich. Das Mannschaftsgefüge passt. Der Trainer passt. Das Verhältnis zu den Fans passt. Wieso soll man dan nicht Geschichte schreiben? Nur weil man meint, nicht mehr in den roten Bereich fahren zu müssen!?!