@Zebra
Ich werfe Spielern den Ballverlust in der Vorwärtsbewegung lediglich dann vor, wenn die Vorwärtsbewegung nicht so gedacht war, und sich somit als Folge einer gravierenden Fehleinschätzung ergibt. Ansonsten geht der Spieler in ein notwendiges Risiko, ohne das du heute einfach kaum noch zu Toren kommst, nicht mal mehr zu Standards.
Dass Chanturia z.B. versucht, in den Strafraum seitlich hereinzudribbeln, während ihn zugleich Feltscher überläuft, um die Breite und Tiefe zu erzeugen, die im Bestfall den nötigen Platz verschafft und mehrere Optionen erzeugt, ist völlig gerechtfertigt, und auch abgestimmte Vorstösse von Dausch mehr zentral sind natürlich gerechtfertigt. Hier muss von zugeordneten Spielern antizipiert werden, falls ein Ballverlust erfolgt, was immer passieren kann, aber das kann natürlich alles kaum glatt laufen, da es eine Interaktion des gesamten, unv. relativ uneingespielten Ensembles voraussetzt.
Ratajczak hätte natürlich was Besseres machen können, als einen so kurzen Abschlag, aber ich glaube, wie schon beschrieben, dass die Tendenz zu Abschlägen seitlich statt zentral auch damit zu tun hat, dass es um unsere Zweikampfstärke zentral vor der Mittellinie bei den hoch hereinkommenden Bällen, die lange fliegen, eher schlecht bestellt und das Risiko, dass ein dorthin gespielter Ball postwendend zurückkommt, folglich hoch ist (zumal Scheidhauer schon draussen war).
Der Vergleich zu einem Ballverlust im Angriffsspiel hinkt, und ich denke, es ist Ratajczak einfach darum gegangen, die weniger gefährliche Alternative des Einwurfs in Kauf zu nehmen. An sich macht ein Einwurf möglich, sich als Mannschaft gegen den Ball zu konsolidieren, und ein Einwurf fern des eigenen Torraumes ist ungefährlicher als ein Abstoss. Sicher war nicht gedacht, dass dieser Ball schon in der eigenen Hälfte ins Aus geht, hier liegt unzweifelhaft ein Fehler des Torhüters vor.
Natürlich steht das am Anfang, weil ohne das alles andere nicht passiert wäre, aber sowas passiert andauernd im Fussball. Ein Spieler klärt zur Ecke, aus der ein Tor resultiert, obwohl er auch zum Einwurf hätte klären können, ein unnötiges Foulspiel erzeugt einen erfolgreichen Freistoss. Unmittelbar Schuld an etwaigen Gegentoren sind trotzdem diejenigen, welche die Ecke oder den Freistoss nicht gut verteidigen. Und der Abschlag von Ratajczak segelt schliesslich langsam genug ins Aus, hier muss man nicht herumstehen, bis der Heidenheimer ihn vom Balljungen zurückkriegt und wieder reinbringt, sondern kann vorher schlicht und einfach zustellen. Die Situation ist total übersichtlich.
Letztlich lag es wohl genau daran: man unterschätzte die Situation, weil man zuvor gut gekämpft hatte und immer noch klammheimlich drauf hoffte, vielleicht seinen Dreier abzustauben, und bei dem popeligen Einwurf im Kopf schon mit anderen Sachen befasst war. Typisch auch, dass sich einer wie Wolze, für den es nicht gut gelaufen war, eine Sekunde zu lange mit Meckern befasste. Kennt jeder, der mal Fussball gespielt hat, auch so. Darf allerdings auf diesem Niveau nicht passieren. Passiert aber trotzdem. Und wäre kein Beinbruch, wären wir, sagen wir mal Elfter der aktuellen Tabelle.