Wenn ich ein Ergebnis kenne, ist es leicht, rückwirkend das Verhaltern Anderer in Frage zu stellen.
Der Verein musste aber auf der Grundlage der Infos, die er zu dem Zeitpunkt hatte, in der aktuellen Situation reagieren und ich fand (und finde) die Reaktionen richtig und gut und alternativlos.
Das Gleiche haben übrigens auch die Fans gemacht, die "Nazis raus" und nicht "Wir warten erst einmal die Ermittlungsergebnisse ab" skandiert haben.
Wer immer noch von einem Imageschaden spricht, der hat weder nach dem Spielabbruch noch aktuell die Presse vernünftig verfolgt. Der Verein und die Fans wurden (fast; die Bild war hier der erwartbare Ausreisser) durchgängig für ihr Verhalten gelobt und auch die neuen Entwicklungen werden nicht unter den Tisch gekehrt. Es gab von Anfang an keinen Imageschaden, was gerade auch dem Verhalten der Verantwortlichen zu verdanken ist.
Und wer Osnabrück einen Vorwurf dafür macht, dass sich der Verein (ebenfalls auf der Grundlage der damaligen Infos) hinter seinen Spieler stellt, der darf gerne einmal darüber nachdenken, wie er es wohl finden würde, wenn das der MSV in einer ähnlichen Situation nicht täte. Ich bin mir sicher, dass wir jede Menge Postings a la "Das ist nicht mehr mein Verein" und "Dauerkarte wurde zurückgeschickt" hätten.
Eigentlich wollte ich mich zu diesem Thema - noch dazu nach diesem Statement des Präsidenten - nicht
mehr äußern.
Aber Du hast - wie nicht Wenige hier - bei Deiner Argumentation nicht zu Ende gedacht.
Denn im Ergebnis findest Du es folgerichtig dann auch "richtig und gut und alternativlos", dass bei dieser
Vorgehensweise durch die Vereinsverantwortlichen der hehre Rechtsgrundsatz der Unschuldsvermutung und
der (Amts)ermittlungsgrundsatz auf der Strecke geblieben sind.
Und Du findest es im Weiteren offenkundig ebenfalls "richtig und gut und alternativlos", dass der betreffende
Zuschauer von einem Vereinsverantwortlichen in noch dazu herausragender Position - dem Pressesprecher
Martin Haltermann - als "Hohlkopf" beleidigt wurde.
Soviel dazu, wenn der Präsident in seinem Statement von Werten spricht, die der MSV verkörpere.
Ich bin weiterhin der Meinung, dass es den Verantwortlichen bei ihren Verhaltens- und Vorgehensweisen am
Spieltag an Abgeklärtheit und Besonnenheit, an Maß und Mitte, an Professionalität mangelte.
Der m. E. richtige Weg wäre gewesen, unmittelbar nach Spielabbruch ein grundsätzliches und meinungsstarkes
Statement gegen Rassismus abzugeben. Und im Weiteren dann darauf hinzuweisen, dass aus Respekt vor der
rechtsstaatlichen Straf- und Sportgerichtsbarkeit deren Ermittlungsergebnissen nicht vorgegriffen wird.
Anstatt sich von Stimmungen - u. a. lautstark aus dem Osnabrücker Block - treiben zu lassen.
Nun gut, die waren ja auch ganz nah dran am Geschehen und konnten sich so blitzschnell ein objektives und
abschließendes Urteil erlauben.
Aber dass "Lautstärke", "Menschenmassen" und reflexartige Meinungsbekundungen über Argumenten, Fakten
und Rechtsordnungen stehen, ist ja mittlerweile hierzulande beinahe an der Tagesordnung.
Und zu Deinem Thema "Image":
Nun auch noch - obwohl offenkundig sogar die Boulevardpresse den Deckel auf diese unsägliche Geschichte
draufgepackt hat - einen nachweislich nicht bestätigten Rassismusvorwurf ausgerechnet zum Anlass zu nehmen,
eine "Anti-Rassismus-Veranstaltung" am Wiederholungsspieltag zu inszenieren, ist der nächste Fehler dieser
Vereinsführung und mit dem Adjektiv "unprofessionell" noch wohlwollend umschrieben.
Die öffentliche Wahrnehmung dieser Veranstaltung wird sein: Wer sich rechtfertigt, klagt sich an.
Insofern: Selbst wenn es möglich sein sollte, ins Stadion zu kommen, werde ich da nicht auftauchen.
Diesen canossagleichen Bitt- und Bußgang gehe ich nicht mit. Denn meinem Verein (und mir) ist nachweislich
nichts hinsichtlich Rassismus vorzuwerfen.